Paralympionike Walter Ablinger fuhr mit dem Handbike erneut zu Gold.

Foto: GEPA pictures/ Patrick Steiner

Ein Erfolgsgeheimnis war Gewichtsreduktion. Auf dem Fuji International Speedway, wo einst Niki Lauda wegen Regens ein Formel-1-Rennen verweigert hatte, fuhr der leichteste Walter Ablinger in der Geschichte Paralympischer Spiele im Handbike zur Goldmedaille im Einzelzeitfahren. 58 Kilogramm warf der querschnittgelähmte 52-Jährige aus Oberösterreich in die Waagschale. Dazu kamen 8,55 Kilo für eines der leichtesten Handbikes der Welt. Das – auf seine Nennung legt Ablinger Wert – hat der Orthopädietechniker Ludwig Hackinger in 840 Stunden konstruiert und gebaut.

Mit dem optimalen Gerät konnte Ablinger seine körperliche und mentale Stärke bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit in Japan perfekt ausspielen. Sportlich und beharrlich war der Zimmermann aus Rainbach bei Schärding, der als UN-Soldat auf Zypern und in Syrien diente, schon vor seinem verhängnisvollen Sturz von einem Baugerüst im Jahr 1999 gewesen. Seit einem Jahr mit Marietta verheiratet und werdender Vater, fand sich Ablinger angesichts dieser Herausforderungen mit der Diagnose Querschnittlähmung (ab dem zehnten Brustwirbel) rasch ab. Über die Reha kam er zum Para-Sport.

48:50 Minuten im Marathon

Ab 2008, Ablinger hatte inzwischen einen zweiten Lehrabschluss zum Bürokaufmann und drei Kinder, konzentrierte er sich ganz aufs Handbike, "weil ich von der Geschwindigkeit fasziniert war und davon, wie man seine eigene Muskelkraft auf die Straße überträgt". Ablingers Bestzeit über die Marathondistanz liegt inzwischen bei 48:50 Minuten, was einem Schnitt von 43 km/h entspricht – kraft der Oberarm-, nicht der Oberschenkelmuskulatur, wohlgemerkt.

Den Weg an die Weltspitze wies ihm Christoph Etzlstorfer, Chemiker an der Johannes-Kepler-Universität Linz, nach einem Sportunfall in der Schule querschnittgelähmt und Gewinner von sechs Medaillen bei Paralympischen Spielen, darunter Gold im Handbike-Einzelzeitfahren 2004 in Athen. Die Verpflichtung als Sportsoldat brachte Ablinger die finanzielle Absicherung.

2012, bei den Paralympics in London, überraschte er sich selbst mit Gold im Straßenrennen und Silber im Einzelzeitfahren. Auch 2016 in Rio de Janeiro belegte der Autor des Buchs Ich lebe zwei Mal gegen die Uhr Rang zwei.

Ablinger, seit 2013 Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, bestritt in der Nacht auf heute in Tokio noch das Straßenrennen – getreu seinem Motto: "Ich lass mich nicht behindern." (Sigi Lützow, 31.8.2021)