Bergauf fällt mit "E" deutlich leichter, als ohne.

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Der Hügel, der bei Radtouren früher unüberwindbar war, kann plötzlich bezwungen werden – dem E-Bike sei Dank. Das wissen immer mehr Österreicherinnen und Österreicher zu schätzen: Fast jeder fünfte besitzt mittlerweile ein E-Bike – Tendenz steigend, wie eine Umfrage von Deloitte vor kurzem ergab.

Die Annahme, dass E-Bikes nur etwas für Unsportliche sind, ist also längst widerlegt. Der Linzer Sportmediziner Rainer Hochgatterer ist selbst bekennender Fan des Fortbewegungsmittels: "Damit kann man Belastungen gut dosieren", erklärt er.

Den erwähnten Hügel, bei dem man mit dem normalen Rad schnell in einen Pulsbereich von 170 oder mehr kommt, schafft man mit dem E-Bike in einem sehr viel niedrigeren – und gesünderen – Pulsbereich.

Mehr Fahrvergnügen

Noch etwas führt Hochgatterer ins Treffen: "Das Fahrvergnügen ändert sich mit dem E-Bike, weil man schneller unterwegs ist." Und Sportmedizinerinnen und Sportmediziner wissen: Wenn Sport Spaß macht, bleibt man eher dabei, als wenn er jedes Mal aufs Neue Überwindung kostet.

Trainiert wird mit dem E-Bike – so wie auch beim guten alten Fahrrad – das Herz-Kreislauf-System, die Beinmuskulatur und die Koordination. Ganz von selbst radelt es sich auch bei technischer Unterstützung nicht.

Auch die Wehwechen, die auftreten, wenn man zu schnell zu viel will, sind die Gleichen: Knieprobleme, zum Beispiel, oder Nackenschmerzen, wenn die Sitzposition nicht passt. "Das Rad sollte von der Größe her passen", betont Hochgatterer. Allerdings dauere es auch immer eine Weile, bis sich der Körper an die Sitzposition gewöhne.

Unfälle beim Bergabfahren

Klar ist: Wer auf den Berg hinaufkommt, muss auch wieder runter. Hier passieren die meisten Unfälle, wie Richard Maier, Bundesfachgruppenobmann der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie in der Ärztekammer, berichtet. Bei ihm landen E-Bikerinnen und E-Biker mit Verletzungen an den Händen, Brüchen im Ober- oder Unterschenkel und Schlüsselbein-, Schulter- oder Beckenfrakturen. "Das wird natürlich mehr, weil mehr Leute mit E-Bikes unterwegs sind", sagt Maier. Meist handelt es sich bei den Betroffenen um ältere Menschen "oder Junge, die nicht so fit sind".

Die Unfälle passieren beim Bergabfahren, weil viele E-Biker und E-Bikerinnen ihr Können überschätzen, sagt Maier. "Man braucht auch für das E-Bike-Fahren Kondition", sagt der Mediziner. "Und beim Bergabfahren bringt einem der Motor auch nichts."

Noch etwas kommt erschwerend hinzu: Die Sportgeräte sind schwerer als herkömmliche Räder, was sich auch auf den Bremsvorgang auswirkt. Allerdings betont Maier: "Diese Sportler sind gut ausgerüstet", sie tragen also meist einen Helm. Kopfverletzungen kommen ihm daher selten unter.

Blick auf den Akkustand

Die richtige Fahrtechnik will mit dem neuen E-Bike also erst einmal geübt werden. Es zahlt sich aus: Aus der kleinen Radtour wird mit dem Gefährt schnell eine ausgedehnte Runde. Dabei sollte aber auch der Akkustand im Auge behalten werden. Denn wenn das Bike auf dem Rückweg ohne "E" auskommen muss, treibt das den Puls erst recht wieder in die Höhe – nicht nur wegen der Anstrengung. (Franziska Zoidl, 4.9.2021)