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In Deutschland ist der Bahnverkehr ab Mittwoch für fünf Tage lang erheblich eingeschränkt.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Berlin/Wien – Die Deutsche Bahn legt der Lokführergewerkschaft GdL nun doch ein neues Angebot vor, um den bevorstehenden Streik im Personenverkehr in letzter Sekunde abzuwenden. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Darin bietet die Bahn eine Corona-Prämie von 600 Euro sowie eine Laufzeit des Tarifvertrags von 36 Monaten an.

Bahn-Personalvorstand Martin Seiler erklärte, man habe damit "einen weiteren entscheidenden Schritt Richtung GdL getan". Es gebe nun "wirklich überhaupt keinen Grund mehr, nicht zurück an den Verhandlungstisch zu kommen." Wie die GDL auf das neue Angebot reagiert, war zunächst unklar.

In der Nacht zum Donnerstag sollen die Züge nach dem Güter- auch im Fernverkehr stillstehen. Der dritte und bislang längste Ausstand innerhalb von vier Wochen soll auch über das Wochenende fortgesetzt werden und erst am Dienstagmorgen enden. Im Güterverkehr wird bereits seit Mittwochnachmittag gestreikt

ÖBB sucht alternative Routen

Der Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn trifft die ÖBB nicht nur im Personen-, sondern auch im Güterverkehr. Die ÖBB Rail Cargo erarbeite in der Zeit der Streiks im Bedarfsfall individuelle Routen, um die Waren sicher und effizient an ihre Zielstandorte zu transportieren, so die Bundesbahnen.

"Da der nun angekündigte Streik deutlich länger ist als die beiden vorangegangenen, könnten die spürbaren Auswirkungen stärker ausfallen – das hängt aber vor allem davon ab, wo konkret gestreikt wird", räumte man bei den ÖBB am Mittwoch ein. In Deutschland sieht sich die chemische Industrie aufgrund der Streiks bereits mit verstärkten Lieferproblemen konfrontiert. Die erneute Unterbrechung der ohnehin äußerst angespannten Lieferketten gefährde die wirtschaftliche Erholung, warnte der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen laut dpa.

Bei den beiden ersten Streiks in Deutschland hätten sich die Auswirkungen auf die ÖBB Rail Cargo in Grenzen gehalten, hieß es. Einzelne Züge im Ausmaß von unter zehn Prozent seien ausgefallen bzw. konnten nicht verkehren. "Es kam zu einigen Verspätungen, die auch Folgewirkungen gezeigt haben, wie z. B. Rundlaufverspätungen und Ausfällen von Folgezügen", sagte ein ÖBB-Sprecher.

Versorgungsrelevante Güter werden priorisiert

Die Deutsche Bahn kündigte an, bestimmte Güterzüge in Abstimmung mit den Frachtkunden zu priorisieren. Der Konzern werde versuchen, insbesondere versorgungsrelevante Güter pünktlich zuzustellen. Die Gewerkschaft kämpft mit dem Streik unter anderem für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld für die Beschäftigten. Aufgerufen sind nicht nur Lokführerinnen und Lokführer, sondern ab Donnerstag auch das Personal in der Infrastruktur.

Ab Donnerstag soll dann auch der Personenverkehr bestreikt werden. Das Ende der Aktionen hat die deutsche Gewerkschaft für den kommenden Dienstag angekündigt. Insgesamt dürfte der Bahnverkehr damit mehr als fünf Tage lang erheblich eingeschränkt sein.

Bei den ÖBB sind bei den ersten Streiks einige grenzüberschreitende Verbindungen von und nach Deutschland ausgefallen. (APA, 1.9.2021)