Der Pool ist keine Toilette, sagt auch die Wissenschaft.

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Swimming Pools erlebten in der Corona-Pandemie eine unerhörte Nachfrage. Für alle Poolbesitzer und solche, die es noch werden wollen – aber auch für alle Schwimmbadgeher egal ob in- oder outdoor: Man sollte niemals heimlich in einen Pool pieseln. Das gebietet schon der Anstand.

Aber nicht nur weil es eklig ist, sondern auch, weil es unter Umständen gesundheitsschädliche Folgen haben kann. Das haben Wissenschafter der China Agricultural University in Peking (China) und der Purdue University in Indiana (USA) herausgefunden.

Unerwünschte Nebenprodukte

Publiziert haben sie ihre Erkenntnisse bereits 2014 im Fachmagazin Environmental Science & Technology, wo sie darlegen, dass die Mischung aus Chlor und Harnsäure "flüchtige Desinfektionsnebenprodukte" bilden kann. Zu diesen Nebenprodukten zählt den Wissenschaftlern zufolge Trichloramin.

Dieses kann die Atemwege schädigen und zu Reizungen der Augen und der Haut führen. Ebenfalls gebildet werde Chlorcyan, ein Stoff, der in der Vergangenheit auch als chemischer Kampfstoff verwendet wurde. Zwar sind die Mengen der unerwünschten Nebenprodukte sehr gering, ihren Weg in den Körper finden sie aber dennoch, lässt sich aus der Studie herauslesen.

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Dass die Menge an Urin in Pools nicht unerheblich ist, zeigt ein Video der in Washington ansässigen American Chemical Society, das die Kollegen bei Travelbook entdeckt haben: 30 bis 80 Milliliter verteilen sich demnach in jedem Schwimmbecken – pro Person. Das Urin im Becken bzw. die dadurch entstehenden Desinfektionsnebenprodukte sind den Experten zufolge übrigens auch für den typischen Schwimmbadgeruch verantwortlich, den wir schon als Kind eigentlich so geliebt haben, heißt es im Video. Am Ende des Filmchens haben die Wissenschafter noch einen deutlichen Rat an alle Schwimmbadbesucher: Toiletten benutzen und jedes Mal duschen bevor man in den Pool geht.

Ins Meer pinkeln? Unbedingt

Die American Chemical Society kommt aber noch zu einem anderen Schluss. Im Meer darf man sich nicht nur – wenn auch bitte nicht ungeniert – erleichtern. Man soll sogar. Dafür nennen die Experten diese Gründe: Urin besteht zu 95 Prozent aus Wasser und enthält die Mineralstoffe Natrium, Chlorid und Kalium. Meerwasser besteht sogar zu 96,5 Prozent aus Wasser und hat einen höheren Anteil an Mineralstoffen. Erkenntnis: Durch das Lulu kommt nichts ins Meer, was darin ohnehin nicht schon vorhanden wäre.

Das Hauptabfallprodukt von Urin ist Harnstoff. Die Menge an Harnstoff, die beim Pieseln ins Meerwasser gelangt, ist allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Atlantik enthält 350 Trillionen Liter Meerwasser (ungefähr 7,3 Millionen Mal so viel wie der Bodensee). Selbst wenn alle 7,2 Milliarden Menschen auf dieser Erde gleichzeitig in den Atlantik pinkeln würden, wäre die Menge an Harnstoff, die dabei in den Ozean gelangt, mit einem 60-Billionstel der gesamten Wassermenge immer noch verschwindend gering. Daher: Der Harnstoff, der durch Urlauber-Urin ins Meer kommt, fällt in Anbetracht des Gesamtwasservolumen des Ozeans überhaupt nicht ins Gewicht.

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Der im Harnstoff enthaltene Stickstoff verbindet sich mit Wasser zu Ammonium, das Wasserpflanzen als Nährstoff aufnehmen. Also: Harnstoff kann für die Pflanzen noch einen Nutzen haben. Und außerdem pinkeln alle Meerestiere ins Meer. Ein Wal etwa, gibt täglich bis zu 970 Liter Urin ins Wasser ab. Erkenntnis: "Wenn Meerestiere mit ihrem Urin dem Wasser nicht schaden, tun Menschen es erst recht nicht", resümieren die Wissenschafter.

Einen wichtigen Hinweis sprechen diese in einem einschlägigen Video aber dennoch aus: In geschützten Bereichen, wie Korallenriffen, bitte nicht pinkeln. (red, 1.9.2021)