"Im Netz der Camorra" zu sehen (von links): Nicolas Orzella, Tea Falco, Tobias Moretti und Max Malatesta.

Foto: Good friends Filmproduktions GmbH / Hubert Mican

Wien – Eine scheinbar glückliche Winzer-Familie in Südtirol wird von der Mafia-Vergangenheit des Familienvaters eingeholt: Das ist der Plot des neuen TV-Zweiteilers "Im Netz der Camorra" in der Regie von Andreas Prochaska, der am Samstag um 20.15 auf Servus TV ausgestrahlt wird. Im Zentrum steht mit Tobias Moretti und Ursina Lardi ein Ehepaar und dessen Tochter, die von Antonia Moretti dargestellt wird. Es ist die erste Zusammenarbeit von Vater und Tochter vor der Kamera.

Gleich zu Beginn steht das Duo in den Weinbergen und unterhält sich über den Reifegrad der Trauben. Das idyllische Weingut gehört zu den Top-Adressen, nichts scheint das Glück trüben zu können. Doch was Vater und Tochter nicht wissen – aus der Ferne werden sie von Nino Sorrentino (Fabrizio Romagnoli) beobachtet. Der frisch aus dem Gefängnis entlassene Mafioso ist aus Neapel gekommen, um an seinem ehemaligen "Familienmitglied" Matteo Rache zu nehmen. Matteos Familie weiß nichts von seiner Vergangenheit und so entspinnt sich rasch ein Netz aus Lügen, Gewalt und schließlich Verzweiflung. Da hilft es auch nicht, dass die Polizei schnell davon Wind bekommt, dass hier etwas so ganz und gar nicht stimmt.

"Wein und Mafia"

"Ich war von der Grundkonstellation der Geschichte, vom Erzählbogen und der Archaik des Stoffs fasziniert", beschreibt der 62-jährige Schauspieler im Interview seine Beweggründe, an dem von Servus TV und ZDF ausgestrahlten Streifen mitzuwirken. Auch die Kombination aus "Wein und Mafia" habe ihn interessiert. Im Laufe der Vorarbeiten habe er aber immer wieder darauf gedrängt, dass die Geschichte nicht "fernsehgerecht gekaut" werden dürfe. "Dieses Projekt muss in der Essenz erzählt werden, sonst ist man schnell in einer Art von romantisierender Unterhaltungsästhetik, die der Sache nicht gut tut", so der Schauspieler. "Hier geht es nicht um Südtirol, nicht um schöne Landschaften und nicht um das Klischee von Gewalt und Mafia. Es ist eigentlich eine Geschichte einer Familie, von Menschen, die den absoluten Vertrauensverlust erleiden." Erst als schließlich Regisseur Andreas Prochaska – dem aufgrund der Pandemie eine internationale Produktion ausgefallen war – mit an Bord kam, war das Projekt für Moretti gesichert.

Tochter Antonia, die vor den Dreharbeiten in Köln Schauspiel studiert hatte und im Anschluss in Innsbruck ein Physiotherapie-Studium begann, kam erst wenige Wochen vor Drehbeginn mit an Bord. Nicht über Vermittlung des berühmten Vaters, sondern über eine Empfehlung des Kameramanns. Sie entschied das Casting für sich und so wurde auch noch einmal das Alter der Filmtochter nach oben korrigiert. Für Tobias Moretti ein wichtiger Aspekt: "Andreas Prochaska hatte den Gedanken, dass Matteo und Stefania statt mehreren jüngeren Kindern eine Tochter Anfang 20 haben sollten. Durch Laura als junge Erwachsene kam ein Identifikationsfaktor hinzu", so der sichtlich stolze Vater. "Das Verhältnis zwischen Vater und erwachsenem Kind hat noch einmal ein anderes Selbstverständnis, entspannter und auf Augenhöhe." Lediglich im Vorfeld sei er kurz irritiert gewesen, dass er mit der eigenen Tochter drehen solle, aber gleich am ersten Drehtag habe sich professionelle Kollegialität eingestellt.

"Das war nie geplant"

Einmal mit dem Vater gemeinsam vor der Kamera zu stehen, war davor laut der 23-jährigen Schauspielerin (u. a. "Landkrimi – Das Mädchen aus dem Bergsee", "Die letzte Party deines Lebens") eigentlich kein expliziter Wunsch gewesen. "Das war nie geplant", lacht sie im Gespräch. "Es hatte sich niemand überlegt, es stand auch nie im Raum." Schlussendlich sei sie aber sehr dankbar, "als Schauspielerin, die noch viel Erfahrung sammeln will, mit diesem tollen Team zu arbeiten".

Durch ihre Figur sei eine weitere Dynamik in den Plot gekommen, wie Tobias Moretti erläutert. Auf der einen Seite stehe das Ehepaar, das vom Vertrauensverlust tief erschüttert sei, zugleich gehe es aber auch darum, diesen Graben in Zeiten der akuten Gefährdung zu überwinden, um das gemeinsame Kind zu beschützen. "Mitten in diesem Konflikt steht diese junge Frau, während sich von außen der Kreis immer enger zieht. Es ist eine Geschichte über Abhängigkeit, Brutalität und Verlorensein – eine Geschichte des sich Verlierens."

Auch wenn die Geschichte nicht auf Fortsetzung erzählt ist, haben beide das Gefühl, dass es spannend wäre, wie es mit den de Canins nach allem, was passiert, weitergeht. Das Ende sei so, wie es jetzt gedreht worden sei, gar nicht konzipiert gewesen. "Das hat sich auch durch Antonias Spiel ergeben." Die Hauptfigur des Matteo zerfalle und bleibe in ihrem Geheimnis stecken. "Die Brutalität, die sich plötzlich auf alle konzentriert und auf diesen jungen Menschen entlädt, der mit solchen Situationen überhaupt nicht umgehen kann – in so einem Aufreißen einer Seelenattacke habe ich auch empfunden, dass ich dieser Figur eigentlich gern weiter folgen würde." (APA, 2.9.2021)