An die 800 Tonnen Gerätealtbatterien landen in Österreich Jahr für Jahr nicht dort, wo sie hingehörten: in dafür vorgesehene Boxen im Handel und in Altstoffsammelzentren.

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Mit dem Charme eines Kermit kann Hermit nicht mithalten. Eine Batterie ist eben kein Frosch. Im besten Fall macht Hermit aber ebenso Karriere, als Hauptdarsteller der Kampagne "Her mit Leer".

Hermit soll aufklären, dass ausgediente Gerätebatterien im Restmüll nichts verloren haben. Und er soll darauf hinweisen, dass die Entsorgung im Handel recht einfach ist. Die Sammelboxen sind meist im Kassen- oder Ausgangsbereich der Supermärkte zu finden. Neuerdings sind manche keine grauen Mäuse mehr, sondern schön bunt illustriert.

Dass Klimaschutzministerium, Wirtschaft und Kommunen den Fokus auf die Energiespeicher richten, hat seinen Grund: 800 Tonnen Gerätealtbatterien und Akkus landen jährlich nicht dort, wo sie hingehören – in die dafür vorgesehenen Boxen im Handel oder auch bei Altstoffsammelzentren. Derzeit werden in Österreich nur 48 Prozent professionell gesammelt.

EU-Quote bei 45 Prozent

Das ist zwar mehr als die von der EU vorgegebene Quote von 45 Prozent, aber so manchen Experten ist das immer noch viel zu wenig. Auch der Verband der österreichischen Entsorgungsbetriebe (VOEB) wünscht sich eine höhere Quote.

Das hat auch mit der Zunahme der Lithiumbatterien zu tun. Die kleinen Kraftpakete sind in immer mehr Gerätschaften verbaut. Der VOEB warnt mantraartig, dass es im Wortsinn "brandgefährlich" sei, wenn Lithiumbatterien im Restmüll entsorgt werden, denn sie können sich bereits bei kleinster Reibung entzünden. Rund 1,4 Millionen Lithiumbatterien landen jährlich im Restmüll. Eine echte Gefahr, wie VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly sagt: "Den wenigsten ist bewusst, dass sie mit jeder falsch entsorgten Lithiumbatterie Menschenleben gefährden. Denn Lithiumbatterien im Restmüll führen beim Abtransport oder in den Anlagen immer wieder zu Bränden – gerade im Sommer sind die Brandgefahr und somit das Risiko für unsere Mitarbeiter besonders hoch." Aber nicht nur für sie.

Immer wieder stößt man auf illegal entsorgte Batterien, auch in Österreich.
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Einmal pro Woche werde in Niederösterreich ein Wohnungsbrand verzeichnet, manche enden tragisch – und das, weil so etwas ungefährlich Erscheinendes wie ein Handyakku in Flammen aufgehe, sagt Jüly.

Das Problem wird statt kleiner größer, weil diese wiederaufladbaren elektrischen Kraftpakete in immer mehr Alltagsgeräten verbaut sind. Lithiumbatterien finden sich in blinkenden Kinderschuhen, Tablets, Stabmixern, singenden Grußkarten oder Gartengeräten, in Notebooks und Tablets, in ferngesteuerten Autos, Akkubohrern, Stichsägen, Taschenlampen, Powerbanks. Gut 1400 Tonnen wurden im ersten Halbjahr 2021 hierzulande in den Verkehr gebracht, fast die Hälfte der Gesamtbatterien.

Gefahrenquellen

Das ist an sich eine positive Entwicklung, denn damit wächst die Menge der wiederaufladbaren Batterien, sagt Thomas Maier, Geschäftsführer der ARA-Tochter Elektro Recycling Austria (ERA), Recyclingspezialist für Elektroaltgeräte und Batterien. Jüly weist auf die gefährliche Seite hin: Allein wenn sie an das Zimmer ihrer Söhne denke, fielen ihr zahlreiche Gefahrenquellen ein – Spielekonsolen und Co, zum Beispiel. Alles Dinge, die schnell einmal runterfallen, beschädigt werden und damit leichter in Brand geraten könnten.

Mit der zunehmenden E-Mobilität werden es noch mehr. E-Scooter, E-Bikes, E-Autos: Experten gehen davon aus, dass in wenigen Jahren die Zahl der e-getriebenen Akkus jene aus Rasenmähern, Akkuschraubern und ähnlicher Gerätschaft übersteigen wird. Das ist auch deswegen ein Problem, weil offenbar viele Konsumenten nicht wissen, wie sie zu entsorgen sind. Nur zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher achten laut Umfragen darauf, Problemstoffe wie Lithiumbatterien fachgerecht aus dem Verkehr zu ziehen. Während 80 Prozent der über 60-Jährigen dies tun, sind es bei den unter 30-Jährigen lediglich 44 Prozent. Viele Altbatterien werden wohl einfach in irgendwelche Schubladen gelegt und vergessen. Dazu dürften auch noch so einige vor vielen Jahren gekaufte Batterien zählen, die damals noch das giftige Quecksilber enthalten durften.

Vorsichtsmaßnahmen

Vorsichtsmaßnahmen wären aber in jedem Fall angebracht – zum Beispiel die Verwahrung in einem leeren Glas mit Schraubdeckel. Gebrauchte Lithiumakkus, aber auch Blockbatterien sollten vor der Entsorgung durch Abkleben der Batteriepole gegen Kurzschluss und Brandgefahr gesichert werden.

Das Sammeln wird den Menschen nicht allzu schwer gemacht. In Österreich ist jeder Händler, der Batterien verkauft, auch gesetzlich dazu verpflichtet, sie zurückzunehmen. Das gilt auch für größere Akkus, die etwa im E-Bike für den nötigen Saft sorgen. Es gibt noch Luft nach oben: Nur 200 Tonnen Lithiumbatterien wurden im ersten Halbjahr gesammelt. Was das Recycling betrifft, so sind erste Schritte gemacht, die Quote ist aber niedrig. Eine Recyclinganlage gibt es in Österreich noch nicht, denn die Mengen, die zurückkommen, sind noch zu klein. Saubermacher, einer der befugten Entsorger, bei dem die Batterien und Akkus landen, hat für das Recycling von Lithiumbatterien 2018 eine neue Anlage in Bremerhaven eröffnet, um Rohstoffe wie Kobalt, Nickel, Mangan und Lithium wiederzuverwerten.

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Ob groß, ob klein: Batterien gehören fachgerecht entsorgt.
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Wirtschaftlich gesehen rechnet sich das vor allem bei Lithium noch nicht. Neues ist günstiger als wiederverwertetes. Einerseits sind die Mengen noch zu klein, andererseits ist der Aufwand hoch. Das gilt für alle Batterien. Sie müssen zuerst entladen werden, verbaute Akkus – etwa aus Haushaltsgeräten – werden händisch auseinandergebaut und die Kunststoffhüllen getrennt. Dann werden die Batterien erhitzt, sodass nur die metallischen Bestandteile übrigbleiben. Diese werden schließlich zerkleinert, gesiebt und sortiert.

Feine, sortenreine Späne der Batteriebestandteile können dann wieder eingeschmolzen und weiterverarbeitet werden. Von Nickel-Cadmium-Batterien etwa wird Cadmium abdestilliert und für die Produktion neuer Energiezellen verwendet, Stahl und Nickel werden bei der Edelstahlherstellung wiederverwendet. Insgesamt werden Batterien zu 50 bis 70 Prozent wiederverwertet.

Pfanddiskussion

VOEB-Präsidentin Jüly ist davon überzeugt, dass man über kurz oder lang über ein Pfand reden müsse. Große Mengen an Li-Ionen-Akkus seien noch in Verwendung. Einen größeren Schwung beim Rücklauf erwartet man im Jahr 2030, wenn E-Auto- und E-Bike-Akkus in größerem Stil zurückkommen.

Jüly schwebt eine Staffelung vor: 20 Euro für kleine, 30 für mittelgroße Batterien und 50 Euro zum Beispiel für E-Bike-Akkus. Das wäre eine schöne Motivation, wie Jüly findet, wenn man feststelle, dass man zu Hause eigentlich einen kleinen, wenn auch zuweilen gefährlichen Schatz horte.

Zudem müsse man die Hersteller in die Pflicht nehmen, sagt Jüly: Die Bauweise vieler Geräte müsse sich ändern. Es sei gar nicht einzusehen, dass die Akkus in der Zahnbürste oder im Roboter nicht auszubauen sind. (Regina Bruckner, 3.9.2021)