Es geht um 0,8 Prozent der Kinder im Pflichtschulalter. Eine Petitesse, könnte man sagen. Das sind aber 5600 Kinder, um deren Wohlergehen und Zukunft es geht. Um deren Leben, für das ihre Eltern befinden, dass sie eines dazu sicher nicht brauchen: die Schule. Darum wollen sie die Sache mit der Bildung selbst in die Hand nehmen und privat Schule spielen. In Österreich müssen sie für häuslichen Unterricht nicht einmal einen Schulabschluss nachweisen. Elternsein reicht. Aber reicht das bloße Elternsein auch zum Lehrersein?

Viele Eltern wollen den Unterricht ihrer Kinder selbst in die Hand nehmen und privat Schule spielen.
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Sollen Mama und Papa wirklich auch Lehrerin und Schulkamerad, Sportkonkurrentin oder Lernsparringpartner in Personalunion sein? Wie schaut es aus mit anderen Meinungen und Lebensentwürfen, die in einer Klasse aufeinandertreffen und so das Denken und Handeln der Kinder anregen und erweitern? Oder soll eben genau das ausgesperrt werden mit dem verordneten Exil der Kinder im Hausunterricht?

Dieser Verdacht drängt sich bei der aktuellen Häufung der Schulabmeldungen aus diversen wie diffusen Pandemiegründen auf, etwa wenn die Testpflicht genannt wird. Deswegen soll einem Kind die Schule vorenthalten werden? Dieser erzwungene Schulentzug ist egoistische Machtausübung der Eltern über ihre Kinder, die in die enge (Denk-)Welt der Familie, egal, ob religiöse Sektierer, Staatsfeinde oder Corona-Verquerdenker, zurückgeholt werden sollen, statt sie hinaus in die Welt gehen und das echte Leben lernend entdecken zu lassen. (Lisa Nimmervoll, 4.9.2021)