Tagungsgäste füllten in Normaljahren Staatsoper, Konzertsäle und waren auch anderswo gern als besonders kaufkräftige Klientel gesehen. 2023 hofft die Branche, dass es wieder halbwegs normal zugeht.

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Wien – Ausrichter von Kongressen, Messen und Firmenevents gehörten neben der Stadthotellerie zu den Hauptbetroffenen der Corona-Pandemie – und sie sind es immer noch. Mit einer wirklichen Erholung rechnet die Mehrzahl (53 Prozent) der Befragten erst übernächstes Jahr.

Für 2022 sind viele verhalten optimistisch; was den heurigen Herbst betrifft, ist das Stimmungsbild durchwachsen, die Erwartung wegen wieder anziehender Inzidenzzahlen gedämpft. Das geht aus einer von der Uni Wien und der Donauuniversität Krems wissenschaftlich begleiteten Studie für das Austrian Convention Bureau hervor, die am Freitag von dessen Präsidenten Gerhard Stübe präsentiert wurde.

Wichtige Branche für Österreich

Um die laut Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (VP) "für Österreich wichtige Branche" zu unterstützen und Veranstaltern trotz anhaltender Unsicherheit die Weiterarbeit zu ermöglichen, hat die Bundesregierung 2020 einen Schutzschirm aufgespannt. 300 Millionen Euro wurden zur Verfügung gestellt, um Veranstalter bei Absage eines Kongresses bzw. bei einer deutlich reduzierten Teilnehmerzahl möglichst schadlos zu halten. Die Nachfrage sei sehr rege, sagte Köstinger. Tatsächlich ausbezahlt worden seien bisher rund zwei Millionen Euro.

Welchen Stellenwert die Veranstaltungswirtschaft in Österreich normalerweise hat, zeigt ein Blick zurück in das Vor-Corona-Jahr 2019. Damals entfielen rund zehn Prozent der touristischen Wertschöpfung auf diesen Bereich. Da gab es noch rund 25.000 Seminare, Firmentagungen und Kongresse mit fast zwei Millionen Teilnehmern in Österreich. Die haben insgesamt für mehr als 3,4 Millionen Nächtigungen gesorgt. Rund ein Drittel der Veranstaltungen fanden vor der Pandemie in Wien statt. 5500 Kongresse und Meetings generierten etwa 1,6 Millionen Nächtigungen und brachten eine Wertschöpfung für die Bundeshauptstadt von fast einer Milliarde.

Mehrzahl der Tagungsgäste aus dem Ausland

Lisa Weddig, Chefin der mehrheitlich der Republik gehörenden Österreich Werbung (ÖW), wies bei derselben Veranstaltung darauf hin, dass rund 70 Prozent aller 2019 in Österreich gezählten Tagungsgäste aus dem Ausland angereist sind, die im Schnitt viermal so lange bleiben als ein nationaler Tagungsgast. Das zeige, wie wertschöpfungsstark ausländische Tagungsgäste seien.

Mit einer Kommunikationsoffensive, für die dank einer Sonderdotierung für die ÖW 1,2 (statt in Normaljahren 0,3) Millionen Euro zur Verfügung stehen, soll guter Wind für das Tagungsgeschäft gemacht werden. Zwar seien virtuelle Events bzw. Hybridveranstaltungen derzeit en vogue, Präsenzveranstaltungen würden jedoch wieder breiteren Raum einnehmen, sobald die Pandemie überwunden sei. Darauf arbeite man hin. (Günther Strobl, 4.9.2021)