1:0 – Bachmann hat beim Schuss von Solomon keine Chance.

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2:0 – Man kennt ihn in Österreich, Munas Dabbur.

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3:0 – Zahavi lässt sich feiern.

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3:1 – Baumgartner verkürzt noch vor der Pause.

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3:2 – Arnautovic erzielt den Anschlusstreffer.

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4:2 – Auch ihn kennt man in Österreich, Shon Weissman.

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5:2 – Zahavi stellt den Endstand her und umarmt Teamchef Willi Ruttensteiner.

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Haifa – Österreichs Fußball-Nationalteam hat am Samstag wohl die letzte Chance auf ein Direkt-Ticket für die WM 2022 verspielt. Die ÖFB-Auswahl kassierte im Sammy Ofer Stadium von Haifa gegen Israel eine 2:5-Niederlage und liegt damit als Tabellenvierter der Gruppe F schon acht Punkte hinter Spitzenreiter Dänemark. Nur Rang eins bedeutet das Ticket für die Endrunde in Katar, der Zweite tritt im Play-off an. Im März 2019 hatte man in der EM-Quali in derselben Arena ein 2:4 bezogen.

Die vom oberösterreichischen Ex-ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner gecoachten, weiterhin zweitplatzierten Israelis durften dank Treffer von Manor Solomon (5.), Munas Dabbur (20.), Eran Zahavi (33., 90.) und Shon Weissman (58.) jubeln. Tore von Christoph Baumgartner (42.) und Marko Arnautovic (55.) waren für die Österreicher in einer turbulenten und phasenweise skurrilen Partie zu wenig.

Teamchef Franco Foda hatte im Vergleich zum 2:0 gegen die Republik Moldau gleich fünf Änderungen in der Startformation vorgenommen. David Alaba, Aleksandar Dragovic, Stefan Posch, Alessandro Schöpf und Debütant Phillipp Mwene kamen neu in die Mannschaft, dafür rutschten Andreas Ulmer, Michael Gregoritsch, Philipp Lienhart, Christopher Trimmel und Louis Schaub auf die Ersatzbank. Auch das System wurde adaptiert, die ÖFB-Elf agierte mit einer Dreierkette.

Ungenützte Möglichkeiten

Mit diesen Umstellungen kassierte Österreich erstmals seit dem 2:6 in der EM-Qualifikation vor fast genau zehn Jahren in Gelsenkirchen gegen Deutschland drei Tore in der ersten Hälfte – und das, obwohl zumindest die Leistung in der Offensive nicht verkorkst war. Die ÖFB-Kicker pressten teilweise energisch und verzeichneten dadurch einige Ballgewinne in gefährlichen Zonen, was wiederum zu so mancher vielversprechenden Möglichkeit führte.

Und dennoch wurden die Gäste eiskalt erwischt. In der fünften Minute setzte sich Solomon mühelos gegen Schöpf durch und schlenzte den Ball ins lange Eck, eine Viertelstunde später musste Dabbur nach Stanglpass von Sun Menachem nur noch ins leere Tor vollenden. Der frühere Salzburg-Profi wurde von den eigenen Fans davor und danach bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen, weil er im vergangenen Frühjahr während der Unruhen auf dem Tempelberg auf Instagram das Koran-Zitat "Gott wird sich an den Sündern rächen" gepostet hatte.

Und schließlich schlug auch noch Österreich-Schreck Zahavi zu. Der Stürmer nutzte einen katastrophalen Fehler von Dragovic und überwand anschließend ÖFB-Goalie Daniel Bachmann mühelos (33.). Die Foda-Truppe hatte zu diesem Zeitpunkt schon einige Chancen vergeben.

Treffer von Laimer aberkannt

In der 15. Minute scheiterte Schöpf am israelischen Keeper Ofir Marciano, die Nachschussmöglichkeit ließ Marko Arnautovic mit einer stümperhaften Ballannahme aus. In den Sekunden danach entschärfte Marciano Schüsse von Baumgartner und Arnautovic, in der 19. Minute verfehlte Schöpf aus Top-Position das Tor um einige Meter, wieder neun Minuten danach fehlten bei einem Versuch von Konrad Laimer nur Zentimeter. Bereits in der achten Minute war das vermeintliche 1:1 des Leipzig-Profis vom VAR wegen Handspiels aberkannt worden.

So dauerte es bis zur 42. Minute, ehe Österreich anschrieb. Florian Grillitsch spielte einen Idealpass auf den rechtzeitig von einer Knöchelblessur genesenen Baumgartner, der Marciano mit einem Lupfer überwand. In der zweiten Hälfte blieb Dragovic in seinem 95. Länderspiel, das ihn auf eine Stufe mit der "ewigen" ÖFB-Nummer zwei Toni Polster hievte, in der Kabine. Es wurde auf Viererkette umgestellt.

Für Dragovic kam Louis Schaub, der gleich die erste Chance nach Wiederanpfiff vorfand. Sein Schuss aus kurzer Distanz wurde von Marciano mit einem beeindruckenden Reflex über die Latte gewehrt (52.). Drei Minuten später stellte sich der Tormann weniger geschickt an, als er bei einem Schuss von Arnautovic vom Sechzehner das Nachsehen hatte. Mit seinem 29. Länderspiel-Tor zog der Bologna-Stürmer mit der ÖFB-Nummer drei Johann Horvath gleich.

Weissman sorgte für klare Verhältnisse

Ausgerechnet als viel auf eine Wende hindeutete, schlug Israel neuerlich und diesmal entscheidend zu. Schöpf vertändelte den Ball und der kurz zuvor für Dabbur eingewechselte Shon Weissman traf genau ins Kreuzeck (58.). Für den Ex-WAC-Goalgetter war es im 15. Länderspiel das erste Tor.

Von diesem Nackenschlag erholten sich die Österreicher nicht mehr, die ganz großen ÖFB-Gelegenheiten blieben fortan aus. Dafür sorgte Zahavi in der 90. Minute für den Endstand, der Eindhoven-Legionär schoss damit in den jüngsten drei Partien gegen Österreich sechs Tore.

Nicht nur aufgrund des Ergebnisses erinnerte das Match an jenes vom März 2019 in der EM-Qualifikation. Auch damals ließ das ÖFB-Team einige Hochkaräter aus, stellte sich in der Defensive teilweise katastrophal an und wurde schließlich von effizienten Gastgebern überrumpelt. Und auch damals saß mit Andreas Herzog ein Österreicher auf Israels Trainerbank.

Für Alaba und Co. gilt es nun, am Dienstag im Wiener Happel-Stadion gegen den Dritten Schottland wieder in die Spur zu finden. (APA; 4.9.2021)

Reaktionen

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): "Wir waren eigentlich von Beginn an sehr gut im Spiel, sind aus dem Nichts 1:0 in Rückstand geraten. Wir hatten dann viele Tormöglichkeiten, um in Führung zu gehen. Wir haben aber zu viele Fehler gemacht und wurden ausgekontert, so ist die Niederlage zustandegekommen. Der Gegner war sehr effizient vor dem Tor, wir hatten sehr viele Möglichkeiten. In der Halbzeit haben wir geglaubt, das Spiel noch drehen zu können. Wir haben alles versucht, aber wir waren heute in der Defensive leider Gottes nicht stabil genug. Wenn man gesehen hat, wie wir erste Halbzeit gespielt haben, da war Harmonie, wir haben gut zusammengespielt. Da glaube ich, das liegt nicht am System. Es gibt mehrere Faktoren – kurze Vorbereitung, einige Spieler, die nicht dabei sind – aber wir wollen keine Ausreden suchen. Der Unterschied war einfach die Effizienz vor dem Tor. Nach dem 1:0 haben wir drei, vier Riesenmöglichkeiten gehabt, und dann läuft das Spiel in unsere Richtung. Die Mannschaft hat über 90 Minuten alles versucht. Individuelle Fehler wurden bitter bestraft. Wir haben aber jetzt noch ein Spiel (Schottland am Dienstag in Wien, Anm.) und das werden wir versuchen zu gewinnen."

David Alaba (ÖFB-Kapitän): "Das ist sehr bitter. Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht habe. Hinten machen wir zu viele Fehler defensiv. Nach der Pause machen wir den Anschlusstreffer und bekommen dann das 4:2, das wird dann schwierig. Die Chancenverwertung haben die heute viel besser gemacht. Wenn man mit 5:2 nach Hause geht und in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft ist, stimmt etwas nicht. Wir müssen eigentlich mit einer Führung in die Halbzeit gehen. Das System hat heute keine Rolle gespielt. Wir waren in der ersten Halbzeit besser als in der zweiten, sind besser ins Pressing gekommen. Wir haben aber die Chancen liegengelassen. Man ist länger zusammen (bei der EM, Anm.), man bereitet sich auf ein Turnier vor. Wir haben es in den letzten Tagen nicht geschafft, die Atmosphäre aufzubauen, wie wir sie vor ein paar Monaten hatten."

Daniel Bachmann (ÖFB-Tormann): "Die Abschlüsse haben sie (die Israelis) super getroffen oder sie sind abgerissen. Man darf aber keine fünf Tore bekommen. Wir haben relativ viele Chancen herausgespielt, aber es war einfach nicht genug. Es tut natürlich weh, wenn du früh das 1:0 bekommst. Es waren einfach unglaubliche Tore dabei, das waren super Abschlüsse. Ein, zwei Tore auch nach individuellen Fehlern. Aber gegen Israel darf man keine fünf Tore bekommen. Das tut natürlich sehr, sehr weh. Aber das ist Fußball, das passiert. Unser Kader ist groß und gut genug, um Ausfälle zu kompensieren. Es war einfach nicht gut genug, nicht einmal annähernd. Wir müssen schauen, dass wir das am Dienstag wieder richten. Dänemark ist jetzt außer Reichweite. Das Ziel ist weiter, den zweiten Platz zu belegen und zur WM zu fahren. Wir müssen das einsickern lassen und uns auf Dienstag konzentrieren."

Philipp Mwene (ÖFB-Debütant): "Ich habe gedacht, dass wir wieder gut in der Partie drinnen waren (nach dem 2:3). Das Gegentor hat uns wieder Luft aus den Segeln genommen. Happy bin ich nicht über das Ergebnis, das habe ich mir anders vorgestellt. Bei Israel war gefühlt jeder Schuss ein Treffer. Ich glaube, dass wir in der Konterabsicherung nicht zu hundert Prozent agiert haben. Wenn man 2:5 verliert, können einige Sachen nicht stimmen. Das Pressing war bestimmt nicht optimal. Wir hätten als Team besser agieren müssen. Es hat nicht gepasst im Großen und Ganzen."

Willi Ruttensteiner (Israel-Teamchef): "Es war ein unglaublicher Auftritt unserer Mannschaft. Ich hätte nie gedacht, dass wir fünfmal gegen Österreich treffen. Wir können stolz sein, es war ein großer Tag für den israelischen Fußball. Wir hatten aber auch Probleme in der Abwehr."

WM-Qualifikation – Gruppe F, 5. Runde:
Israel – Österreich 5:2 (3:1)
Haifa, Sammy Ofer Stadium, 15.000, SR Zwayer (GER)

Tore:
1:0 (5.) Solomon
2:0 (20.) Dabbur
3:0 (33.) Zahavi
3:1 (42.) Baumgartner
3:2 (55.) Arnautovic
4:2 (59.) Weissman
5:2 (90.) Zahavi

Israel: Marciano – Dasa, Dgani, Tibi (46. Glazer), Elhamed, Menachem (74. Davidzada) – Bitton, Natcho (57. Abu Fani), Solomon (86. Haziza) – Zahavi, Dabbur (57. Weissman)

Österreich: Bachmann – Posch, Dragovic (46. Schaub), Hinteregger – Mwene, Laimer (79. Kainz), Grillitsch (79. Ilsanker), Alaba – Schöpf (68. Demir), Baumgartner (79. Kara) – Arnautovic

Gelbe Karten: Weissman, Elhamed, Abu Fani bzw. Bachmann, Grillitsch