Peter Schöttel nimmt die Spieler in die Pflicht.

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Wien – Am Tag nach dem 2:5 in der Fußball-WM-Qualifikation in Haifa gegen Israel hat ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel noch immer gerätselt, warum sich die österreichische Nationalmannschaft gegen die Nummer 81 der Welt derartig blamiert hat. Die Erklärungsversuche reichten von schlechter Chancenauswertung über haarsträubende Abwehrfehler bis zu beeindruckender israelischer Effizienz. Den Trainer Franco Foda nahm Schöttel demonstrativ in Schutz.

Der Deutsche geriet in Medien und sozialen Netzwerken ins Schussfeld – zum Unverständnis des Sportchefs, der Foda nicht übergeordnet ist. "Es war klar, dass Kritik kommt, die muss sein, die haben wir auch verdient. Aber was mich stört, ist, dass alles auf den Teamchef fokussiert wird. Die Spieler waren auf dem Feld, die sollte man nicht ganz aus der Verantwortung nehmen", meinte der Wiener am Sonntagabend nach der Rückkehr ins Mannschaftshotel in Wien.

Die Chemie soll stimmen

Erst vor knapp zwei Monaten hatte Schöttel verkündet, dass Foda im Falle einer österreichischen Teilnahme am WM-Playoff im März 2022 als Teamchef fungieren werde. Die Chancen dafür stehen aufgrund des Nations-League-Gruppensiegs sehr gut, unabhängig vom Quali-Abschneiden. "Ich gehe davon aus, dass meine Aussage vom Juli stimmt", sagte Schöttel. Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Coach bezeichnete der Ex-Rapid-Trainer als "sehr gut".

Foda und seine Truppe überzeugten zwar über weite Strecken bei der EM, allerdings hatten schon die Lehrgänge davor im März und November zu wünschen übrig gelassen. "Die EM war ganz sicher unsere erfolgreichste Phase im letzten Jahr. Es war aber auch die einzige Phase, wo wir alle Schlüsselspieler da gehabt und mehr Zeit gehabt haben", erklärte Schöttel.

Abwehrreihen in Not

Zeitmangel und Ausfälle seien jedoch nicht die Gründe für das Debakel in Haifa gewesen, betonte der 54-Jährige. "Aus meiner Sicht hatten beide Abwehrreihen nicht ihren besten Tag. Der Unterschied war, dass die Israelis das mit einer Vehemenz genutzt haben, die wir nicht hatten."

Besonders verdutzt war Schöttel, weil es dem ÖFB-Team beim 2:4 vor zweieinhalb Jahren ebenfalls im Sammy-Ofer-Stadion sehr ähnlich ergangen war. "Es war, als ob ich ein Deja-vu gehabt hätte, ich bin natürlich an das Spiel von 2019 erinnert worden." Auch damals sei man vor allem in der ersten Hälfte drückend überlegen gewesen. "Das Ergebnis tut richtig weh. Es hat schon vor zwei Jahren wehgetan, jetzt vielleicht noch mehr", gestand Schöttel und sprach von einer "fast absurden" Partie.

Ziel verfehlt

Eigentlich wollte man in Israel mit einem vollen Erfolg auf Rang zwei vorstoßen. "Wir sind hingefahren, um zu gewinnen, und stehen jetzt ziemlich verdattert da." Der bei der EM erspielte Kredit ist nun wohl dahin. "Vor ein bisschen über zwei Monaten waren wir zwar unglücklich, dass wir bei der Euro ausgeschieden sind, aber trotzdem stolz auf die Nationalmannschaft. Das ist jetzt natürlich ein Rückschlag, der für mich extrem unerwartet gekommen ist", erklärte Schöttel.

Nun soll im Wiener Happel-Stadion gegen Schottland Wiedergutmachung betrieben werden. "Das Ziel muss es sein, die Mannschaft für Dienstag so hinzubringen, dass ein gutes Spiel abgeliefert wird." Man wolle unbedingt Platz zwei erreichen. "Das ist noch machbar", sagte Schöttel. Das ÖFB-Team liegt nach fünf von zehn Spielen in Gruppe F als Vierter acht Punkte hinter Dänemark, drei hinter Israel und einen hinter Schottland. (APA, red, 5.9.2021)