Sebastian Kurz (rechts) bei Michael Fleischhacker.

Foto: Screenshot Servus TV

Zwei Herren im Slim-Fit-Outfit. Der eine sichtlich gestärkt mit 99,4-prozentigem Parteivotum und in Impffragen einer, der alle versteht, auch die Skeptiker und das junge "Mädl", das sich vor einem fruchtbarkeitsvernichtenden Vakzin fürchtet. Die Bildregie sucht Mimik bei beiden und findet sie kaum. Die Zuseherin sucht im Highspeed-Talk von Michael Fleischhacker und Sebastian Kurz am Sonntag auf Servus TV ein wenig Leichtigkeit, eventuell lebensnahen Humor – vergebens. Dabei sollte doch, wer Menschen die Wahrheit zumutet, dies mit Humor tun, riet schon Oscar Wilde.

Er will "Gutes für die Menschen"

Bei "Emotion und Hass" zwischen Geimpften und Impfskeptikern macht Kurz nicht mit, sagt er. Er will "Gutes für die Menschen". Wer nicht geimpft sei, werde sich früher oder später anstecken – aber offizielle Impfpflicht? Nein. Die lange zur Lockdown-Rechtfertigung vorgeschickten Corona-Experten entthront er – auch die aktuellen Kassandren: Sie seien bei der Einschätzung der "Wellen" nicht immer richtig gelegen. Vor Lockdown Nummer vier gebe es im Herbst – wenn nötig – Beschränkungen für Ungeimpfte. Die Wirtschaft "im Boom" sei zu unterstützen. Kurz, der Mediator über einer brodelnd polarisierten Gemengelage. "Kritik und Anpatzen" halte er aus, in der täglichen Last und Hektik passe eben auch nicht jede Formulierung immer perfekt, sagt der Kanzler zur mutmaßlichen Falschaussage in der Causa Schmid/Öbag.

Schluss mit Verstehen ist bei "Jungen, G'sunden, die nicht arbeiten gehen". Kein Spielraum auch bei der Aufnahme afghanischer Flüchtlinge. Da konnte Kanzlerfreund und "Falstaff"-Herausgeber Wolfgang Rosam in der Analyserunde dann ruhig den Weihrauchkessel schwenken. (Karin Bauer, 6.9.2021)