BMW wünscht sich eine Zusammenarbeit aller deutschen Automobilhersteller beim Thema Betriebssystem.

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"Achtung, es ist ein Fehler, wenn jeder ein eigenes Betriebssystem entwickelt, das ist eine Sackgasse!": Mit diesen drastischen Worten warnt der Entwicklungsvorstand von BMW, Frank Weber, die deutschen Automobilkonzerne, insbesondere Daimler und Volkswagen, vor Insellösungen bei der Entwicklung. Das berichtet jetzt die Tageszeitung "Süddeutsche Zeitung" ("SZ").

Tesla als Ansporn

Tesla macht es mit der Entwicklung eines eigenen Betriebssystems bereits vor. Die restlichen Konzerne scheinen dem Vorbild nachzueifern, wie die jüngsten Veröffentlichungen von VW und anderen Herstellern zeigen. Doch für Weber ist dieser Ansatz verkehrt: Denn die Kompatibilität bei den Zulieferteilen sowie die "Lieferantennetzwerke in Deutschland, Europa und darüber hinaus" wären gefährdet, wenn jeder Automobilhersteller eigene Systeme hätte und so jeder Zulieferer für seine Abnehmer alles neu programmieren müsste.

Die standardisierten Schnittstellen wären somit Geschichte. Vor allem die wichtigen Autozulieferer wie Bosch oder Continental hätten enorme Nachteile bei der Produktion, meint BMW weiters. Ähnliche Überlegungen stellt auch Stefan Bratzler, der Direktor des Center of Automotive Management (CAM), an: "Im Grundsatz könnte man deshalb überlegen, solche Basissysteme gemeinsam zu entwickeln."

Jedoch müsse die Entscheidung für ein gemeinsames Betriebssystem recht schnell fallen, heißt es in einem Bericht der "SZ" weiter. Es steht sogar die Frage im Raum, ob der Vorschlag von BMW nicht schon zu spät komme.

Google auf dem Vormarsch

Aber nicht nur Tesla entwickelt ein eigenes Betriebssystem. Auch Google versucht immer mehr in den Markt zu drängen. Android Automotive wird bereits bei Konzernen wie Ford, General Motors und Peugeot eingesetzt. Auch BMW und Volkswagen greifen partiell auf die Software des US-Techkonzerns zurück, wenngleich VW intensiv an einem eigenen Betriebssystem arbeitet.

Eine Zusammenarbeit der großen Automobilkonzerne wäre jedoch keine Neuigkeit. Bereits seit dem Jahr 2015 kooperieren Daimler, BMW und Audi beim Kartendienst Here. Aber auch mit dem Carsharing-Dienst Share Now haben BMW und Daimler ein Joint Venture. Ob es letztendlich zu einem gemeinsamen deutschen Betriebssystem kommt oder jeder sein eigenes Süppchen kocht, bleibt vorerst abzuwarten. (fpz, 06.09.2021)