Donaufestival 2021: Zum ersten Mal nach Österreich kommt das ungarische Künstlerkollektiv Hollow – mit der immersiven Performance "Summit".

Foto: Donaufestival/Hollow

Über eine Behauptung im Programm des Donaufestivals von 2020 hätte man herrlich streiten können: "Maschinen sind wie wir – und sie mögen uns." Leider fiel diese zu Ian McEwans 2019 erschienenem Roman Machines Like Me passende Provokation wie so vieles andere auch der Bio-Attacke eines Mieslings namens Sars-CoV-2 zum Opfer – weil die davon getriggerte Kuratierung unter dem Motto "Machines Like Us" ins virale Nirwana geschickt wurde.

Jetzt folgt die Rache des Festivals. Und zwar in Form der Präsentation einer Video-Installation mit dem Titel Untitled (Wave) der brillanten deutschen Künstlerin Anne Imhof: Sie lässt ihre Lieblingsakteurin Eliza Douglas das Meer auspeitschen. Damit bezieht sich Imhof vermutlich auf ihren Kollegen Julius von Bismarck, der mit langer Rute erst auf die Schweizer Alpen, dann auf die Brandung des Ozeans vor Rio de Janeiro schnalzte. Die Natur soll nur spüren, wie unzufrieden wir sind. Mit ihr. Und überhaupt!

Mensch-Maschinen-Stück

Aus dem Motto des diesmal vom Frühling in den Herbst verlegten Donaufestivals scheppert die Ironie der Umstände: "Im Jahr des Metall-Büffels". Das chinesische Tierkreissystem weist 2021 als Jahr des Büffels aus, dem als Eigenschaft das Metall zugeordnet wird. Diese Verbindung soll für Pflichtbewusstsein, Fairness und Standfestigkeit stehen. Was immer das unter verschiedenen Vorzeichen heißen mag?

Ähnlich uneindeutig und ambivalent soll Kunst ohnehin sein. Dieser Annahme folgend, haben Festivalleiter Thomas Edlinger und Performancekuratorin Astrid Peterle einen Teil ihrer Mensch-Maschinen-Stücke über anderthalb Jahre Pandemie hinweg in die ersten beiden Wochenenden des kommenden Oktobers gebeamt.

So bietet das Programm eine ausgesuchte Palette an Installationen – neben Imhofs Knutenmeditation sind das Arbeiten von unter anderen Knowbotic, Shenece Oretha oder Emanuel Mooner – und Filme (etwa von Stefan Kaegi oder Liam Young) sowie Musik.

Das Performanceprogramm

Auch ein Performanceprogramm ist dabei. Darin wird zum Beispiel die installative Aufführung Upstairs Geology 50/50 von Ira Melkonyan präsentiert. Die Mikrobiologin zeigt mit dem auf Malta gegründeten Rubberbodies Collective eine maschinendurchsetzte Kreuzung aus Labor und Atelier, in der bunte Flüssigkeiten sickern, tropfen und aus Beuteln platzen. Ein gewisses Naheverhältnis hat diese Arbeit mit dem Eingeweide einer Kooperation zwischen Marco Donnarumma und Margherita Pevere.

Da geraten künstliche Intelligenz, Maschinenprothesen und außerkörperliche Organe in Aufruhr. Den Livesound dazu liefern die Muskelaktivitäten der beiden Künstlerperformer. Peveres Körperhüllen wiederum stehen in loser Verwandtschaft zu dem Hyper-Prepper-Outfit, in das die norwegische Choreografin Ingri Fiksdahl ihre Solotänzerin Mariama Slåttøy für die Outdoorperformance Fictions of the Flesh gesteckt hat. Erst 2019 hatte Fiksdal mit ihrer Performance Diorama den Vorplatz des Salzburger Bahnhofs auf das Schillerndste verunsichert. Auch da ging es um das Verschwinden des Körpers in skulpturhaften Hüllen, die an Schamanenträume erinnern.

Zum ersten Mal nach Österreich kommt das ungarische Künstlerkollektiv Hollow. Viktor Szeri, Tamás Páll und Gyula Muskovics stellen sich mit ihrer immersiven Performance Summit vor, die bereits vor Ausbruch von Covid-19 entwickelt wurde. Das Thema: Wie gehen Menschen mit einer herannahenden Katastrophe um? In Aktion treten Augmented Reality, Rollenspiele, Sound und Tanz.

Liegend genießen

Trostspendend begegnet die Salzburgerin Lisa Hinterreithner ihrem Publikum. In ihrer Performance linger on können die Besucherinnen und Zuschauer entspannt liegend beobachten, wie sich Rotraud Kern, Linda Samaraweerová und Robert Steijn einander und einer Lichtarchitektur von Conny Zenk sanft zuwenden. (Helmut Ploebst, 4.9.2021)