Der chinesisch-kanadische Darsteller Simu Liu lässt die Kinokassen klingeln.

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"Holy bajeezus!" Mit diesem kurzen Tweet gab der Schauspieler Simu Liu vor einer Woche zu erkennen, dass sich für ihn gerade alles verändert. Er postete dazu ein Bild von sich mit einem riesigen Plakat, das in seiner Heimatstadt Toronto für den neuen Marvel-Film Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings wirbt. Simu Liu hat darin die Hauptrolle: der erste Held im Marvel Cinematic Universe mit asiatischem Migrationshintergrund. Seit ein paar Tagen läuft der Film nun im Kino, eigentlich ging es vor allem darum, einen strategischen Anbau an der Marvel-Welt vorzunehmen. Nun sind aber die Besucherzahlen so enorm, dass das wohl nicht ohne Auswirkungen auf den weiteren Kurs der Superhelden-Abteilung im Disney-Konzern bleiben wird. Und Simu Liu muss sich auf ein Leben als neuer Chris Hemsworth, Thor in unzähligen Marvel-Filmen, einstellen.

Nutzte Soziale Medien

Twitter spielte in dieser Angelegenheit eine wichtige Rolle. Denn Simu Liu, der sich in seinem Profil ausdrücklich als Schauspieler und Immigrant ausweist, nutzte das soziale Netzwerk schon 2014, um Marvel zu mehr Diversity zu provozieren. Und 2018 brachte er ausdrücklich die Figur von Shang-Chi ins Gespräch, die er nun tatsächlich verkörpert. Die Liste der Kampfsportarten, die er dafür beherrschen muss, ist beträchtlich: Wing Chun, Wushu, Taekwondo und noch ein paar andere. Es waren diese Fähigkeiten, die ihm den Weg ins Filmgeschäft bereiteten, wo er zuerst als Stuntman und Komparse Fuß fasste. In Pacific Rim von Guillermo del Toro hatte er sein Debüt; bald schaffte er den Sprung ins Fernsehen, die Serie Kim’s Convenience machte ihn zum Star. 2019 hatte er dann schon eine Gastrolle in der US-Sitcom Fresh Off the Boat, die Einwanderungserfahrungen aus Asien verarbeitet – in Folge 100 spielte er einen Nudelverkäufer.

Antiasiatischen Rassismus in Nordamerika

Simu Liu kann sich bei dem Thema auf eigene Erfahrungen berufen. 1989 im nordostchinesischen Harbin geboren, wuchs er zunächst bei den Großeltern auf, bis ihn seine Eltern nach Kanada holten. Sein Text für das Magazin Maclean, in dem er 2017 seine Geschichte verarbeitete, erhielt viel Aufmerksamkeit. Und im März 2021 verlieh er in einem Gastbeitrag für Variety seiner Sorge wegen eines wachsenden antiasiatischen Rassismus in Nordamerika Ausdruck. Mit seiner Freundin, der Schauspielkollegin Tina Jung, engagiert er sich für mehr Akzeptanz, zumal die Pandemie neue Ressentiments hervorgebracht hat. Als neuer Superheld kann Simu Liu sicher eine Menge zum Abbau von Vorurteilen beitragen. (Bert Rebhandl, 8.9.2021)