Ein Klimaprotestcamp in Berlin.

Foto: imago images/Reiner Zensen

Wien – Viel Aufholbedarf bei der Klimaberichterstattung sieht eine am Mittwoch präsentierte Umfrage von Gallup und Medienhaus Wien bei Österreichs Medien. Die Umfrage mit 1000 repräsentativ Befragten von Mitte August zeige "enormes Interesse" an dem Thema, doch die Hälfte der Interessierten fühle sich "nicht gut informiert". Für 55 Prozent der Menschen unter 30 berichten Österreichs Medien zu wenig über das Thema.

Ein neues Feld nach – oder besser neben – Covid-19 und den Medien bearbeiten Gallup und Medienhaus Wien gemeinsam. Am Mittwoch stellten Andrea Fronaschütz (Gallup) und Andy Kaltenbrunner (Medienhaus) ihre erste gemeinsame Studie über den Klimawandel – bewusst so neutral formuliert – vor.

Erste Erkenntnisse im Überblick:

  • Die Ursache des Klimawandels 20 Prozent der Befragten sehen ausschließlich den Menschen verantwortlich, 42 Prozent überwiegend. 27 sehen Mensch und Natur gleichermaßen für die Erderhitzung verantwortlich. Zehn Prozent sagen, sie sei ein ausschließlich oder überwiegend natürlicher Prozess, für ein Prozent davon gibt es keinen Klimawandel.
  • Hohes Interesse an Klima-Infos 23 Prozent der Befragten äußern "sehr großes Interesse" an Nachrichten über Klimawandel und Klimaschutz/Umweltschutz. Eher großes Interesse bekunden 47 Prozent.
  • Nicht ganz so gut informiert Sehr gut über das Thema informiert fühlen sich 23 Prozent, 38 eher gut. 35 Prozent bewerten ihren Informationsstand mittelmäßig, acht und fünf Prozent weniger oder gar nicht gut. Am besten informiert fühlen sich jene, die Klimawandel als überwiegend oder ausschließlich natürlichen Prozess einordnen.
  • Zu wenig Klimaberichterstattung für Junge 37 Prozent der Befragten finden, Österreichs Medien berichten zu wenig über Klimawandel – bei den Menschen zwischen 16 und 30 Jahren sehen ganze 55 Prozent hier einen Mangel (nur übertroffen von wenig überraschenden 59 Prozent bei Grünen-Sympathisanten). 45 Prozent der Menschen mit Matura oder Studienabschluss sehen zu wenig Klimaberichterstattung. Zu viel berichtet wird vor allem FPÖ-Wählern (43 Prozent) und Menschen, die natürliche Ursachen für die Erderwärmung sehen.
  • Zu positiv, zu übertrieben Für 28 Prozent berichten Österreichs Medien über Klimawandel zu positiv, sie würden zu wenig auf die Folgen aufmerksam machen. Übertrieben oder zu negativ berichten Medien für 20 Prozent. Zu positiv ist die Berichterstattung für 36 Prozent bei den Befragten unter 30 und 32 Prozent der Höchstgebildeten. Zu negativ sehen sie gleich 67 Prozent der Menschen, die natürliche Ursachen sehen, und 41 Prozent der FPÖ-Sympathisanten.
  • Wichtigste Klimanachrichtenquellen – TV gesamt und Social Media bei Jungen 64 Prozent informieren sich nach eigenen Angaben über Klimawandel im Fernsehen (inklusive Streaming), 48 in Zeitungen (gedruckt und online). Meistgenutzter Medienkanal für Klimaberichterstattung beim jüngeren Publikum sind – mit 48 Prozent – Social Media.

Klassische Medien seien damit gefordert, sagt Andy Kaltenbrunner. Die Studie zeige noch "viel Aufholbedarf" im Umfang der Berichterstattung, und andererseits unterstreiche sie die Notwendigkeit, jüngere Menschen mit diesen Inhalten auch über Social Media zu erreichen. (fid, 8.9.2021)