Vor wenigen Tagen hat der IT- und Handelsriese Amazon im Norden Mexikos ein neues, modern ausgestattetes Versandzentrum eröffnet. Dass der Konzern seine Logistik weltweit ausbaut, ist an sich nicht neu oder ungewöhnlich.

Es ist aber der Standort dieser Anlage, der seitens von Beobachtern die unterschiedlichsten Reaktionen hervorruft. Das riesige Gebäude steht am Rande des Slums von Tijuana, einer Metropole im Grenzgebiet zu den USA.

Entsprechend zeigen die Aufnahmen des Zentrums einen scharfen Kontrast. Auf der einen Seite das facettenlose, beinahe monolithische Gebäude mit dem Logo des Unternehmens, dessen Gründer einer der reichsten Menschen der Welt ist und kürzlich mit seiner eigenen Rakete einen Kurztrip ins All unternahm. Auf der anderen Seite die bescheidenen Behausungen zahlreicher armer Menschen, die oft behelfsmäßig aus Wellblech, Planen und Bauabfällen zusammengezimmert wurden.

Vielfältige Reaktionen

Der Fotograf Omar Martinez hat eine Reihe von Aufnahmen veröffentlicht. In Reaktionen auf Twitter werden auch Vergleiche zur Popkultur gezogen. Ein Nutzer fühlt sich an Mad Max erinnert. Ein anderer hingegen erkennt eine Szene aus der dystopischen Komödie Idiocracy wieder.

Andere sehen in den Aufnahmen eine sinnbildliche Darstellung von modernem Kapitalismus. Aus dieser Richtung kommt auch Kritik an Amazon. Dem Konzern wird vorgeworfen, zu wenig soziales Engagement zu zeigen und Mitschuld an Wohnungslosigkeit zu haben.

Allerdings finden sich auch einige Gegenpositionen. Amazon könne nichts für die Inkompetenz der mexikanischen Regierungen, die die Entstehung solcher Slums zu verantworten hätten. Das Versandzentrum und auch andere Einrichtungen von Unternehmen böten hingegen eine Chance auf eine positive Entwicklung der verarmten Nachbarschaften. Dienen wird Amazons Einrichtung vorwiegend der Vorbereitung von Importgütern für die US-Kundschaft des Konzerns. (gpi, 8.9.2021)