Berlin – Nach langer Pause findet in Berlin erstmals wieder eine Modewoche vor Publikum statt. Dabei steht auch die Frage im Raum, wie die Krise unseren Stil verändert. Die österreichische Designerin Florentina Leitner glaubt, dass Menschen wieder mehr Lust aufs Experimentieren bekommen könnten. Mit ihren Entwürfen wurde am Montagabend der große Laufsteg im Kraftwerk eröffnet. "Manchmal trage ich auch eine Jogginghose", sagte Leitner. Sie habe aber in diese Kollektion keine eingebaut, weil sie hoffe, dass "die Jogginghosen-Zeit" jetzt etwas vorbei sei.

Die österreichische Designerin Florentina Leitner eröffnete mit ihrer Kollektion die Berliner Modewoche.
EPA/FILIP SINGER

Sie glaube, dass Menschen mit Mode den tristen Alltag hinter sich lassen wollten. Und dafür hat sie dann auch ein paar Vorschläge. Enge Körperanzüge zum Beispiel, bedruckt und glänzend. Blumenmuster und Federschmuck. Oder einen Body mit Schwan. Manche Schnitte erinnern an eine Matrosenuniform. Daneben gibt es auch einen bequemen Kapuzenpullover und übergroße Hemden.

MBFW.berlin

Inspiriert sind Leitners Entwürfe von der Frage, wie eine Reise zum Mond aussehen könnte – und vom Mondsee in Österreich. Sie sei in ihrer Kindheit öfter an dem See gewesen, sagte die Designerin, die aus Österreich stammt. Sie habe sich von dem Land inspirieren lassen wollen, von Trachten und Blumen. Und ihr habe die Verbindung der gegensätzlichen Elemente gefallen – Weltall und Seengebiet.

Platz für junge Kreative

Mit der Eröffnungsschau zeigte sich Christiane Arp, die langjährige Chefin der deutschen "Vogue", zufrieden. "Genau davon müssten wir in Berlin mehr sehen", sagte sie. Es sei wichtig, dass junge Kreative Plätze hätten, um sich auszuleben, und auch den Mut. Später gebe es für Designer mehr wirtschaftliche Zwänge. Arp sagte, für sie persönlich sei Mode immer noch der Platz, um sich kreativ auszuleben. "Und wenn ich das hier sehe, dann ist das toll."

Christiane Arp, die ehemalige Chefin der deutschen "Vogue", während der Berliner Modewoche inmitten des Berliner Salons, der am 6. September im Kraftwerk in Berlin stattfand. Gezeigt wurden die aktuellen Entwürfe von 35 deutschen Design-Labels.
Foto: imago images/Future Image

Am Mittwoch zeigte dann die Tirolerin Rebekka Ruétz ihre Frühjahr/Sommer-Kollektion 2022 Naturimpressionen aus den Tiroler Bergen finden sich bildgewaltig in Stoffdrucken wider, unterstrichen von einer sonnigen Grundstimmung in eher dunklen, aber warmen Farben.

rebekka ruétz

Zuletzt sind Teile der Berliner Modewoche nach Frankfurt abgewandert, in Berlin gibt es weiterhin etliche Schauen, Konferenzen und andere Formate. Neben der Mercedes-Benz Fashion Week sind etwa später noch Schauen von About You geplant, mit Kollektionen von Sängerin Lena Meyer-Landrut und Leni Klum, der Tochter von Heidi Klum.

Bei der Eröffnung der Modewoche war auch Berlins Regierungschef Michael Müller unter den Gästen. Es sei schön, dass es wieder losgehe und man Mode feiern könne, sagte der SPD-Politiker.

Er glaube, dass sich nach der Pandemie auch in der Mode wie in der Messe- und Kongresswelt hybride Formate wiederfinden werden. Damit sind Veranstaltungen gemeint, die sowohl vor Ort als auch im Internet stattfinden. Bei der Modewoche etwa werden einzelne Veranstaltungen schon länger auch online übertragen. (APA, red, 8.9.2021)