Neben den 19+1-Sitzern fahren seit dieser Woche auch drei große Busse mit Platz für 50 Passagiere im Linienbetrieb des Südburgenlandbusses. Nur ein Bus ist barrierefrei.

Foto: Verkehrsbetriebe Burgenland GmbH

Mit dem Südburgenlandbus hat das Land Burgenland wieder einmal selbst das Szepter in die Hand genommen – diesmal im öffentlichen Verkehr. Ziel war es, dem sich bei allen Infrastrukturfragen benachteiligt fühlenden Südburgenland die große weite Welt zu öffnen – zumindest einmal bis Graz. Ein Vorgängerprojekt, bei dem die steirischen Buslinien verlängert wurden, reichte dem Land nicht. Es wollte kürzere Fahrzeiten nach Graz.

Hauruck und Zsammzuck

In einer Hauruckaktion startete der Südburgenlandbus Anfang des Jahres mit drei Linien nach Graz. Und sofort fühlten sich die regionalen Verkehrsbetreiber hintergangen.

Da ist etwa die Rede davon, dass Wolfgang Werderits schon vor der Ausschreibung als künftiger Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Burgenland GmbH festgestanden habe. Und auch bei der Anschaffung der Busse vermuten Brancheninsider, dass schon alles vor Fristende geklärt war. Denn anders sei es nicht zu erklären, dass nach einer Ausschreibung im Oktober die Fahrzeuge schon Anfang Jänner ihren Betrieb aufnehmen. "Das geht gar nicht, ohne dass die Busse schon da sind", sagt ein Busbetreiber, der nicht genannt werden möchte. Und noch eines stößt den regionalen Busbetreibern sauer auf.

Knackpunkt Barrierefreiheit

Die für den Start des Südburgenlandbusses angeschafften Fahrzeuge mit Platz für 19 Fahrgäste waren nicht barrierefrei – eine Vorgabe, die alle privaten Linienbetreiber erfüllen müssen. "Aufgrund unserer Verordnung müssen wir keine barrierefreien Busse einsetzen", erklärt dazu Werderits auf Nachfrage und gibt zu bedenken, dass solche Busse auch gar nicht so schnell aufzutreiben gewesen wären, wie es der von der Politik verlangte Start im Jänner des Jahres erfordert hatte.

Aus den drei Buslinien, die werktags in sechs Taktpaaren die Strecken von Moschendorf/Güssing, Bad Tatzmannsdorf/Güssing und Stegersbach nach Graz bedienten – an Sonn- und Feiertagen in vier Paaren –, wurden nun Anfang der Woche acht Linien. Allerdings wird die Linie B8 als Rufbus geführt, für den man sich am Vortag anmelden muss.

"Wir haben den Fahrplan immens ausgeweitet und versucht, den südlichsten Ort des Burgenlandes, Kalch, mit Eisenstadt und Wien zu verbinden", sagt Werderits stolz, gesteht aber ein, dass die Fahrzeiten für diese Verbindungen mehrere Stunden dauern. Dennoch gibt es endlich eine. Mehr noch.

Neue Busse, neuer Fahrplan

Mehr Linien und ein dichterer Fahrplan verlangten nach zusätzlichen Fahrzeugen. Hinzugekommen sind nun etwa drei Großbusse mit Platz für bis zu 50 Personen. Und es gibt ab sofort auch einen barrierefreien Bus, der aktuell auf der Linie B7 zwischen Güssing und Eltendorf unterwegs sei, aber nach Auskunft von Wolfgang Werderits bei Bedarf auch auf anderen Linien eingesetzt werden könne. Eine derartige Nachfrage habe es aber noch nie gegeben – eine steigende hingegen beim Linienbetrieb selbst.

Mehr als 550 Berufspendlerinnen und -pendler aus den Bezirken Oberwart und Güssing zählte das Land vor der Einführung des Südburgenlandbusses als potenzielle Nutzer der neuen öffentlichen Verbindungen, aber auch Touristen wollte man so, mit den Wochenendverbindungen, von Graz ins Südburgenland locken.

So schwer der Anfang war, da oft nur so viele Leute im Bus saßen, dass man ihn auch durch einen Pkw hätte ersetzen können –, nutzten im August bereits jede Woche 250 Personen den Service, erklärt Wolfgang Werderits und hofft auf weitere Zuwüchse durch das noch größere Angebot. Nun ist die Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz Expositur Oberschützen angebunden – und auch die Südburgenländer können öffentlich die Feuerwehrschule in Eisenstadt erreichen – ein Punkt, der Werderits wichtig scheint.

Grollende Verkehrsbetreiber

Die Freude über den Erfolg teilen die regionalen Verkehrsbetreiber nicht, sie grollen umso mehr, weil das Land mit der Verkehrsbetrieben Burgenland GmbH sein eigenes Süppchen kocht. "Gerade jetzt, wo Corona der Bus- und Reisebranche die größte Krise aller Zeiten beschert hat, lässt man uns außen vor", sagt da etwa einer.

In der Branche moniert man abermals, dass die geschätzt rund 900.000 Euro teuren neuen drei Großbusse ohne Ausschreibung angeschafft worden seien. Und dass wieder keiner der Busse barrierefrei sei. Zudem beklagt man, dass regionalen Busunternehmen die Fahrer abgeworben wurden, damit der Verkehrsverbund Burgenland den Betrieb überhaupt erst aufnehmen konnte.

Das führt zu einem weiteren Punkt. Als Angestellte des Landes profitieren die Fahrer des Südburgenland Bus vom neuen Mindestlohn von 1700 Euro netto, den Landeshauptmann Hans Peter Doskozil eingeführt hat. Schon allein deswegen sei es unmöglich, dass das landesinterne Betreiben der Busse günstiger sei als diese auszulagern – und man warte auf einen Kostenvergleich.

Warten heißt es an anderer Stelle auch, nämlich darauf, wann es zu einer Einigung des Verkehrsverbunds Ostregion (VOR), zu dem auch der Burgenlandbus gehört, mit dem Bund kommt, was den Einstieg ins Klimaticket betrifft. Werderits hofft, dass dies bald geschehe, und rechnet noch heuer damit. (Guido Gluschitsch, 9.9.2021)