Exportverbote für Abfälle sollen auch dafür sorgen, dass der Müll nicht in anderen Ländern in die Natur gelangt – wie hier in den Mansagarsee im indischen Jaipur.

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Wien – Das Umweltministerium hat bei Schwerpunktkontrollen mehrere Fälle von Umweltkriminalität durch illegale Plastikmüllexporte aus Österreich aufgedeckt. Ein Unternehmen aus Österreich soll etwa insgesamt 950 Tonnen verunreinigte Kunststoffabfälle in die Türkei ausgeführt haben. "Rund 600 Tonnen davon sind dort verblieben, die restlichen 350 Tonnen wurden nach dem Einschreiten des Klimaschutzministeriums nach Österreich zurückverbracht", hieß es in einer Aussendung.

Ein weiteres Unternehmen exportierte demnach seit Jänner rund 300 Tonnen Kunststoffabfälle illegal nach Serbien. Dies wurde bei einer Betriebskontrolle durch das Umweltministerium aufgedeckt, die Exporte wurden gestoppt. Ebenso flog bei einer Kontrolle eine Firma auf, die rund 320 Tonnen Kunststoffabfälle illegal nach Deutschland verbrachte.

Fehlendes Recycling

"Diese Fälle zeigen einmal mehr die Problematik der weltweiten Plastikflut auf. Es kann nicht sein, dass durch die Profitinteressen einzelner Unternehmen Plastikmüll auf illegale Deponien in der ganzen Welt verbracht und unsere Umwelt zerstört wird. Mein Klimaschutzministerium setzt daher Schwerpunktkontrollen gemeinsam mit dem Zoll und der Polizei an den Grenzen, aber auch direkt in Betrieben – so konnte allein in diesem Jahr bisher die illegale Deponierung von hunderten Tonnen Plastikmüll verhindert werden", sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Donnerstag.

Alexander Biach, stellvertretender Direktor der Wiener Wirtschaftskammer, sieht in illegalen Müllexporten auch ein strukturelles Problem in Österreich. Es fehle die notwendige Infrastruktur für Recycling. "Hier muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, dass Deponien, Sortier- und Aufbereitungsanlagen rasch und effizient modernisiert und erweitert werden können", forderte er. Das schaffe ein Angebot, das die Recyclingquote erhöht, unnötige Mülltransporte erspart und gleichzeitig den Rohstoff Plastik am Standort für die produzierende Industrie verfügbar macht. Biach spricht in dem Zusammenhang von einer "Win-win-Situation für Umwelt und Wirtschaft".

Plastikflut

Ein schon länger köchelndes Politikum ist hierzulande auch ein Pfand auf PET-Flaschen. Das Umweltministerium will die für den schnellen Konsum gedachten Plastikflaschen zurückdrängen oder wenigstens im Wirtschaftskreislauf behalten. In der Natur entsorgt, vergehen gut 500 Jahre, bis sie sich zersetzen. Mehr zur PET-Flasche und ihrem kreislaufwirtschaftlichen Potenzial lesen Sie hier.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) will gegen illegale Deponierung von Plastikmüll vorgehen.
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Es wird geschätzt, dass seit Anfang der 1950er-Jahre mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert wurden. Über 60 Prozent dieses Plastik landeten entweder auf einer Mülldeponie oder in der Natur. Die weltweite Plastikflut führt auch vermehrt zu Fällen von Umweltkriminalität durch illegale Müllexporte aus Österreich. Erst im Sommer 2020 wurde – nach einem Hinweis von Greenpeace – der illegale Export von Plastikmüll aus der Elektro- und Elektronikindustrie aufgedeckt und zur Strafverfolgung gebracht. Das Ermittlungsverfahren ist weit fortgeschritten, über eine Anklage entscheidet die Staatsanwaltschaft. (APA, 9.9.2021)