Brenden Aaronson (Mitte) schoss zwei der vier Tore im Play-off gegen Bröndby und damit Salzburg in die Champions League.

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Ist der Gewinner der französischen Ligue 1 oder der Viertplatzierte der deutschen Bundesliga das tendenziell größere Kaliber? Lässt sich gegen den kroatischen Meister mehr erwarten als gegen Belgiens Nummer zwei? Über den Uefa-Koeffizienten und davon abhängige Lostöpfe wird vor jeder Europacup-Saison versucht, solche Fragen zu beantworten. Die Methode ist aber nicht sehr genau.

Denn der Koeffizient berücksichtigt nur Spiele auf der europäischen Bühne. Wenn ein Verein nach wenigen unglücklichen Partien im Spätsommer aus der Europacup-Qualifikation fliegt, in der nationalen Meisterschaft aber bis ins folgende Frühjahr dominiert, wird das Blackout sanktioniert, die andauernde Hochform im Ligaalltag bleibt hingegen unbelohnt. Andererseits berücksichtigt der Koeffizient bis zu fünf Jahre zurückliegende Europacup-Ergebnisse, die von Mannschaften erbracht wurden, mit denen der aktuelle Kader oft gar nichts mehr gemein hat.

Schach? Fußball? Hauptsache Elo

Was die Uefa-Beurteilung wiederum auslässt, sind einige Feinheiten des Fußballspiels. Schwerer zur erringende Auswärtssiege werden gleich behandelt wie Heimerfolge. Ein Kantersieg mit großer Tordifferenz wird nicht anders gewichtet als hauchdünne, über die Zeit geschummelte drei Punkte. Vor allem: Ob man gegen einen haushohen Favoriten triumphiert oder das Tabellenschlusslicht mühsam niederringt – die Qualität des Gegners ist ebenfalls einerlei und bringt immer gleich viele Wertungszähler.

All diese Dinge bezieht das sogenannte Elo-Ranking ein. Der ungarische Statistiker Arpad Elo ersann das später nach ihm benannte Wertungssystem ursprünglich für das Schachspiel. Bald wurde es auf andere Wettbewerbe übertragen, von den Machern von clubelo.com auch auf auf den europäischen Klubfußball. So ergibt sich eine ligaübergreifende Vergleichbarkeit mit harten Zahlen, anhand derer sich die Spielstärken der Gruppengegner der heurigen vier österreichischen Europacup-Teilnehmer in Relation setzen lassen.

FC Red Bull Salzburg

Nach elf erfolglosen Qualifikationsversuchen hat der FC Salzburg seine Negativserie 2019 unbürokratisch in eine Positivserie umgekehrt und steht nun zum bereits dritten Mal in Folge in der Gruppenphase der Champions League. Die Auslosung führte die Wals-Siezenheimer unter anderem mit dem französischen Meister OSC Lille zusammen, der im Frühjahr Paris Saint-Germains Starensemble um Neymar und Kylian Mbappé auf Rang zwei der Meisterschaft verwies.

Dennoch sollten für Salzburg (1.769 Elo-Punkte*) von den drei Gruppengegnern die Franzosen (1.720) noch am ehesten zu knacken sein. In Reichweite befindet sich womöglich auch der Bundesligavierte VfL Wolfsburg (1.787), klarer Favorit im Pool ist aber der Europa-League-Gewinner von 2020, FC Sevilla (1.848).

SK Rapid Wien

In einer Europa-League-Gruppe mit Vertretern Englands, Belgiens, Kroatiens und Österreichs ist der Premier-League-Verein wenig überraschend der aussichtsreichste Kandidat. West Ham United hätte mit 1.823 Punkten locker das Zeug für die Champions League. Für den SK Rapid und seine 1.591 Punkte käme in den beiden Duellen gegen die Londoner alles andere als Niederlagen äußert unerwartet.

Dinamo Zagreb stürzte nach einigen empfindlichen Niederlagen in der Elo-Wertung zuletzt deutlich auf 1.635 Punkte ab; wenn sich der kroatische Serienmeister nicht bald erholt, könnten die Hütteldorfer auf ein Duell um Aufstiegsrang zwei hoffen. Dafür müssen sie freilich erst gegen den nur unwesentlich schwächer eingestuften belgischen Vizemeister Genk (1.569) punkten.

SK Puntigamer Sturm Graz

Sturm erwischte von allen österreichischen Vertretern das laut Elo-Zahl schwierigste Los. Real Sociedad (1.762), PSV Eindhoven (1.696) und AS Monaco (1.673) haben allesamt mehrfache Champions-League-Erfahrung und werden die beiden Aufstiegsplätze wohl untereinander ausmachen. Sollte Sturm (1.567) im Dezember nur einen dieser klingenden Namen hinter sich gelassen haben, wäre die Überraschung enorm.

LASK

Der LASK ist der einzige österreichische Klub mit dem höchsten Elo-Rating in seiner Gruppe. Nur Maccabi Tel Aviv (1.534) sollte den Oberösterreichern (1.564) auf Augenhöhe begegnen.

Finnlands Meister HJK Helsinki (1.271) ließ sich im Europa-League-Play-off von Fenerbahçe mit 2:5 aus dem eigenen Stadion schießen und tritt nun in der Conference League an. Armeniens Meister FC Alaschkert (1.186) hat bisher noch keine Europacup-Qualifikation überstanden und verdankt seine erste Teilnahme an einer Gruppenphase nicht zuletzt der Installation der Conference League selbst.

(Michael Matzenberger, 14.9.2021)