Aktuell liegen auf den Covid-Intensivstationen zum überwiegenden Teil ungeimpfte oder nicht vollständig immunisierte Personen.

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Wien – Das Gesundheitsministerium hat auf STANDARD-Anfrage erstmals detaillierte Angaben zum Impfstatus der Patientinnen und Patienten auf Österreichs Intensivstationen gemacht. Demnach liegen auf den Covid-Intensivstationen aktuell zum überwiegenden Teil ungeimpfte oder nicht vollständig immunisierte Personen. Mit Stichtag 7. September waren österreichweit 88 Prozent der Covid-19-Intensivfälle ungeimpft oder nicht vollständig geimpft. Von 172 Intensivfällen an diesem Tag waren also 151 nicht oder nicht vollständig geimpft. 21 Personen waren vollständig immunisiert.

Auf Normalstationen waren 74 Prozent aller Patientinnen und Patientinnen ungeimpft oder nicht vollständig immunisiert. Jeder vierte Covid-19-Fall auf einem Normalbett war vollständig geimpft.

100 Prozent Ungeimpfte im Wiener AKH

In einzelnen Krankenhäusern oder Spitalsabteilungen stellt sich die Situation noch drastischer dar. Im Wiener AKH waren mit Stand Mittwoch alle Corona-Intensivbetten von nicht oder nicht vollständig Geimpften belegt. Das sagte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstag dem STANDARD. "Alle Intensivpatientinnen und Intensivpatienten, also 100 Prozent, waren ungeimpft."

Wien-weit waren nach den aktuellsten Zahlen vom Dienstag 95,3 Prozent aller Covid-Intensivpatienten nicht oder nur einmal geimpft. Oder anders ausgedrückt: Von den 64 Intensivpatientinnen und -patienten an diesem Tag waren 61 ungeimpft oder nicht vollständig immunisiert. Drei Personen waren zweimal geimpft. Diese hätten aber alle eine Grunderkrankung, hieß es aus dem Ressort von Hacker. Vier Personen auf Intensivstationen waren mit Stichtag 7. September jünger als 30 Jahre. Auch österreichweit gesehen werden die Covid-Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, immer jünger.

Bei den Personen in Normalpflege sieht es in Wien so aus, dass mehr als 80 Prozent der Fälle nicht oder nur einmal geimpft waren. Keine 20 Prozent waren demnach vollständig geimpft.

Abgesehen von der Situation in den Spitälern zeigt sich mit aktuellen Zahlen aus Wien auch, dass derzeit hauptsächlich Ungeimpfte Treiber der Pandemie sind. Unter den mit Stichtag 6. September gemeldeten 6.121 aktiven Fällen waren 78 Prozent ungeimpft, weitere sechs Prozent waren nur einmal geimpft. 68 Prozent der aktiven Fälle waren jünger als 40 Jahre.

Bei der Sieben-Tage-Inzidenz nach Impfstatus zeigt sich laut Stadt Wien, dass diese in der Kalenderwoche 35 (30. August bis 5. September) bei den Ungeimpften 335 Fälle pro 100.000 Einwohner beträgt. Bei den Geimpften betrug die Sieben-Tage-Inzidenz nur 61.

Ansteigender Trend hält vorerst weiter an

Insgesamt benötigten am Donnerstag 188 Covid-Fälle in Österreich ein Intensivbett, um acht mehr als tags zuvor. Das Covid-Prognose-Konsortium des Gesundheitsministeriums geht davon aus, dass der Trend weiter anhalten wird: In zwei Wochen rechnen die Experten mit rund 100 Intensivpatientinnen und Intensivpatienten mehr. Sollte sich der Trend nicht "bald umdrehen", wie es in dem Papier heißt, steigt die Wahrscheinlichkeit des Erreichens der kritischen Auslastungsgrenze in den Spitälern. Zunächst könnten Wien und Oberösterreich noch Ende September davon betroffen sein: Die Expertinnen und Experten wollen dieses Worst-Case-Szenario für die beiden Bundesländer nicht gänzlich ausschließen.

Diese kritische Grenze wird bei den Intensivbetten mit 33 Prozent definiert. Sollten also mehr als ein Drittel aller verfügbaren Intensivbetten mit Covid-Fällen belegt sein, hat das demnach auch direkte Auswirkungen auf den Spitalsbetrieb und betrifft auch Nicht-Covid-Erkrankte. Aktuell beträgt die Auslastung der mit Covid-19-Fällen belegten Intensivbetten österreichweit knapp neun Prozent. In Wien (13 Prozent) oder Oberösterreich (elf Prozent) wurde die Zehn-Prozent-Marke bereits übersprungen. (David Krutzler, 9.9.2021)