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Foto: ISAAC BREKKEN / GETTY

Die Zeiten, in denen die Mitarbeiter großer Tech-Konzerne – zumindest nach außen – bedingungslos hinter ihren Arbeitgebern standen, sind längst vorbei. In den vergangenen Jahren hat der Mitarbeiteraktivismus im Silicon Valley ordentlich an Fahrt aufgenommen, selbst bei dem sonst alles unter strikter Kontrolle haltenden Apple dringen zunehmend kritische Stimmen nach außen.

Project Maven

Einer der größten – und erfolgreichsten – Proteste fand aber bereits vor einigen Jahren bei Google statt. Nachdem sich zahlreiche Mitarbeiter offen gegen ein gemeinsames Projekt mit dem US-Militär gestellt hatten, zog sich Google 2018 aus dem umstrittenen Projekt zurück. Wie sich nun zeigt, scheint so mancher Konkurrent weniger Probleme mit dem umstrittenen Project Maven gehabt zu haben. Laut einem Bericht des Magazins "Forbes" sind nämlich Microsoft und Amazon umgehend eingesprungen.

Für viele Google-Mitarbeiter war es ein absoluter Tabubruch, was hier in Kooperation mit dem US-Militär entwickelt wurde: eine künstliche Intelligenz, die Aufnahmen von Drohnen oder Satelliten automatisch auswertet und so dem Militär viel Zeit bei der Feindaufklärung erspart. Google betonte nach Bekanntwerden des Projekts zunächst, dass die eigene Technologie nicht für den Kampfeinsatz genutzt wird, womit die Kooperation auch nicht den Prinzipien des Unternehmens widerspreche. Viele der am Thema Maschinenlernen arbeitenden Entwickler sahen darin aber einen Verrat, da sie die von ihnen entwickelte Technologie nicht in diesem Umfeld eingesetzt sehen wollten.

Kooperation

Wohl nicht zuletzt aufgrund dieser Ereignisse bei Google haben Amazon und Microsoft das Einspringen in den Deal bislang geheim gehalten. Öffentlich wurden diese Vorgänge erst jetzt durch den Google-KI-Forscher Jack Poulson, der die zugehörigen Verträge entdeckt hat. Demnach soll Microsoft vom Militär 30 Millionen Dollar bekommen haben, Amazon immer noch 20 Millionen. Dabei soll Microsoft sein Know-how zur Extrahierung von Daten aus Bewegtbildern eingebracht haben, während Amazon für die Objekterkennung zuständig war. Die jetzigen Dokumente weisen nur eine Zusammenarbeit bis zum Jahr 2020 nach, ob das Projekt danach weitergeführt wurde, bleibt also unklar.

Es ging um etwas ganz anderes

Dass sich gerade diese drei Unternehmen um dieses Projekt bemühten, hat dabei einen guten Grund. In Wirklichkeit nutzte das US-Militär Maven dazu, die Firmen auf ihre Tauglichkeit zur Kooperation mit dem eigenen Sektor abzuklopfen. Der wahre Preis, um den sich die drei stritten, war das Project Jedi – und damit die gemeinsame Cloud-Infrastruktur des US-Verteidigungsministeriums. Dessen Volumen liegt bei mehr als zehn Milliarden Dollar.

Dazu passend hatte sich Google nach dem eigenen Maven-Rückzieher auch von Jedi verabschiedet. Amazon und Microsoft haben sich hingegen einen beinharten Wettstreit geliefert, bei dem sich der damals agierende US-Präsident Donald Trump für Microsoft entschied. Es folgten Klagen von Amazon, da man darin eine Racheaktion von Trump gegen das Unternehmen und seinen Trump verhassten Gründer Jeff Bezos sah. Im Juli des laufenden Jahres kam dann schlussendlich eine neue Wende: Das Verteidigungsministerium hat den Auftrag komplett neu ausgeschrieben. (Andreas Proschofsky, 10.9.2021)