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Die Daten zu Fahrraddiebstählen in Berlin werden alle 24 Stunden als CSV-Datei veröffentlicht.

Foto: dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt

Wenn ein Fahrrad gestohlen und der Diebstahl der Polizei gemeldet wird, dann wird dies von der Exekutive auch entsprechend dokumentiert – und die dazugehörigen anonymisierten Daten stellt die Berliner Polizei seit Mittwoch auf dem Open-Data-Portal der Stadt Berlin ins Netz. Damit möchte man Entwicklern die Möglichkeit geben, entsprechende Anwendungen und Visualisierungen zu entwickeln, die im Idealfall zu weniger Diebstählen führen. In Österreich findet man diesen Ansatz interessant, wie aus einer Anfrage des STANDARD hervorgeht.

Fahrraddiebstähle als CSV-Datei

Konkret handelt es sich bei den Daten um Dateien im CSV-Format, die in Programmen wie Excel als Tabellen dargestellt werden können. Die Datei wird alle 24 Stunden von der Berliner Polizei aktualisiert und besteht derzeit, am 9. September, aus 34.630 dokumentierten Fällen – denn es sind rückwirkend Daten bis zum Jänner 2020 angeführt.

Festgehalten ist in der Tabelle unter anderem, zu welcher Tageszeit und an welchen Orten die Fahrräder gestohlen werden, um welche Art von Fahrrädern es sich jeweils handelt und wie hoch die Schadenshöhe jeweils ist. Aus Datenschutzgründen werden die Tatorte allerdings nicht mit genauen Straßennamen benannt, sondern auf 542 sogenannte "Planungsräume" aggregiert – das sind von der Berliner Stadtverwaltung festgelegte Gebiete (nachzulesen in einem PDF unter diesem Link).

Die Daten sind über das Open-Data-Portal der Stadt Berlin abrufbar. Hier äußerten Developer unter anderem den Wunsch, die Daten ergänzend zum CSV- auch im JSON-Format zur Verfügung zu stellen. Denn dann würden sich die Informationen – ähnlich wie zum Beispiel bei der Bäderampel der Stadt Wien – automatisch updaten und müssten von den Entwicklern nicht täglich händisch eingepflegt werden. Andere wünschen sich mehr Details zu den Fahrrädern, da man somit eventuell gestohlene Fahrräder auf Kleinanzeigenportalen als solche identifizieren könnte.

Apps, die vor gefährlichen Gegenden warnen

"Wir wollen Programmierer herausfordern, diese Daten zu nutzen und Anwendungen zu entwickeln, auf die wir noch gar nicht gekommen sind", wird der Vizechef des Landeskriminalamtes (LKA), Stefan Redlich, in einem Bericht von Golem.de zitiert: "Das könnten Apps sein, die Radfahrer vor Gegenden mit vielen Diebstählen warnen. Aber vielleicht auch andere Anwendungen: Lagebilder, dynamische Entwicklungen, Grafiken, Forschung oder künstlerische Gestaltungen."

Man will also mal testen, wie die Developer auf dieses Angebot reagieren und ob die entwickelten Lösungen helfen, die Stadt sicherer zu machen. Für die Polizei selbst bedeutet das Projekt kaum einen zusätzlichen Aufwand, da die Daten sowieso erfasst werden. Hat das Projekt Erfolg, so kann sich Redlich vorstellen, weitere Daten dieser Art zu veröffentlichen.

Auch in Österreich möglich

Österreich betreibt selbst ebenfalls eine recht intensive Open-Data-Strategie, indem diverse Daten auf dem Portal data.gv.at frei zugänglich angeboten werden. Hier gibt es zwar keine Daten zu Delikten, dafür aber unter anderem die Standorte aller Polizeidienststellen in Österreich. Insgesamt verfügt data.gv.at derzeit über mehr als 36.000 Datensätze, mit denen mehr als 600 Anwendungen entwickelt wurden.

Auf Anfrage des STANDARD zu einer möglichen Veröffentlichung von Fahrraddiebstahl-Datensätzen ist man bei data.gv.at zumindest nicht abgeneigt, verweist aber zugleich an andere Stellen, die für die Bereitstellung der Daten verantwortlich sind. Diese haben sich zu der Thematik noch nicht geäußert. (Stefan Mey, 10.9.2021)