Flehentlich appelliert die Regierung ans Volk, sich impfen zu lassen. Umso erstaunlicher ist, dass ihr neuer Aktionsplan wenig bietet, um nachzuhelfen. Ja, der angedrohte Ausschluss aus Disco und Bar wird manchen Ungeimpften umstimmen. Doch der große Boost-Effekt zeichnet sich nicht ab.

Impfbus der Stadt Wien auf Tour.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Dass Österreich beim Impfen schlecht liegt, lässt sich nicht allein auf die FPÖ und die Esoteriklobby schieben. Nicht alle Ungeimpften sind grundsätzliche Gegner, die Gründe reichen von der Sprachbarriere bis zur Bequemlichkeit. Die Politik hat bei weitem nicht alle Register gezogen, um diese Gruppen zu erreichen. In der lauwarmen Impfkampagne wiederholt sich der Schlendrian des Vorjahres. Auch damals haben sich viele Akteure von der sommerlich entspannten Lage einlullen lassen, ehe im Herbst die Corona-Welle heranschwappte.

Warum etwa kommen die Impfbusse erst gegen Sommerende verstärkt auf Touren? Mit originellen Angeboten hätten die Landeshauptleute die behauptete Volksnähe beweisen können. Oder der ewige Murks mit den Daten: Erst jetzt präsentierte das grüne Gesundheitsministerium eine Statistik, wonach die Covid-Patienten auf den Intensivstationen zu 88 Prozent nicht vollständig geimpft sind. Fakten wie diese müssten längst auf dem Tisch liegen; geht es um Flüchtlinge, hat die Kanzlerpartei ÖVP ja auch stets Zahlen parat, die ihre Position (vermeintlich) untermauern. Doch im schlechtesten Moment scheinen die türkisen Kampagnenmeister ihr Handwerk verlernt zu haben. (Gerald John, 9.9.2021)