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Die Pandemie hat auch große Billigflieger wie Easyjet oder kleinere Konkurrenten wie Wizz Air in Turbulenzen gestürzt.

Foto: Reuters

Die Krise würde zu einer Übernahmewelle in Europa führen, orakelte so mancher, als Corona die Fluggesellschaften reihenweise auf den Boden zwang. Nun dürfte sich die erste größere Aktion angebahnt – aber auch rasch wieder zerschlagen haben.

Der vor der Krise aggressiv wachsende ungarische Billigflieger Wizz Air wollte einem Insider zufolge den britischen Konkurrenten Easyjet übernehmen. Von Wizz sei der Übernahmeversuch ausgegangen, den das Easyjet-Management zurückwies, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag.

Schlecht bewertet

Wizz wollte sich dazu nicht äußern. Davor hatte Easyjet lediglich über die Offerte eines nicht namentlich genannten Interessenten berichtet. Der Vorstand habe den Deal nach eingehender Prüfung zurückgewiesen, weil das Unternehmen dabei zu schlecht bewertet worden sei. Der Bieter habe die Übernahme komplett in eigenen Aktien bezahlen wollen, hieß es. Die Konditionen seien schlicht unannehmbar gewesen, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren. Der Bieter habe aber ohnehin mittlerweile erklärt, nicht länger interessiert zu sein.

Wizz Air und Easyjet gehörten wie der größte Konkurrent Ryanair vor Corona zu den Gewinnern der damals schon in die Gänge gekommenen Konsolidierungswelle. Schon vor der Pandemie ging es in Europa trotz wachsenden Marktes turbulent zu. Eine Pleitewelle unter europäischen Fluggesellschaften, die 2017 mit der spektakulären Pleite von Air Berlin ihren Anfang nahm, setzte sich bis 2019 fort. Wow Air, Germania, BMI Regional, VLM, XL Airways, Adria Airways, Thomas Cook – viele gerieten trotz des robusten Marktes in Turbulenzen.

Wachsen, wachsen, wachsen

Wizz Air, die immer wieder auch wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik steht, hatte noch im August erklärt, man wolle bis 2030 seine Flotte mehr als verdreifachen. Die Airline hat dank besonders niedriger Kosten keine schlechten Karten. Die an der Londoner Börse notierte Gesellschaft hatte zwar ebenso wie Ryanair und Easyjet Millionenverluste durch die Pandemie zu verdauen, kam aber vergleichsweise gut durch die Krise.

Easyjet ließ unterdessen mit einer anderen Meldung aufhorchen. Die Briten wollen sich nach der Notlage in der Corona-Krise eine Milliardensumme von Anlegern besorgen. Die Ausgabe neuer Aktien solle etwa 1,2 Milliarden britische Pfund (1,4 Milliarden Euro) einbringen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Außerdem hat sich Easyjet eine neue Kreditlinie über 400 Millionen US-Dollar (338 Millionen Euro) gesichert.

Das Geld soll dem Unternehmen helfen, sich von den finanziellen Folgen der Corona-Krise zu erholen und es für mögliche weitere Rückschläge rüsten. Bei Anlegern kamen die Konditionen nicht gut an. Easyjet-Aktien verloren an der Börse satte zehn Prozent. Auch Wizz-Air-Titel mussten, in geringerem Ausmaß, Federn lassen. (Reuters, rebu, 9.9.2021)