Schlagersängerin Melissa Naschenweng holte heuer als Einzige zwei Auszeichnungen.

Foto: imago images/Harald Deubert

Man soll im Journalismus Geschichten zwar nicht mit Zitaten beginnen, aber, weil‘s gar so schön ist: "O, O, O, Ois wos i wü is a Bua mit an Gfüh und an Traktorführerschein / wäu gaunz von alla / kummt des Huiz jo net ham".

Das Wort "Huiz" illustriert Melissa Naschenweng im Video, indem sie die Rundung ihrer Brust nachfährt, damit noch der langsamste Seppl eine Ahnung kriegt, um welche Art Holz es sich handelt. Das klingt nicht gerade nach einer Doktorarbeit, und das ist es auch nicht. Doch für eine Amadeus-Auszeichnung in der Kategorie "Songwriting" reichte es allemal.

Die Kulturnation Österreich präsentierte am Donnerstag spätabends die Amadeus Music Awards Austria (AAMA) – verlieh gewissermaßen die AAMA-Gütesiegel für heimische Musik.

Servus TV als Musik

Neben der volkstümlichen Schlagersängerin Naschenweng freute sich Chris Steger über den Amadeus für den Besten Song. Der 2003 geborene Pongauer wurde vom Hitradio Ö3 mit Zefix nominiert, einem in Mundart gesungenen Liebeslied: Braves Handwerk, treuherzig getextet und im Videoformat wie ein Stück Heimatwerbung inszeniert.

Manche sehen darin die Tradition der steirischen Band STS weitergeführt, aber nur weil Steger eine Akustikgitarre spielt, ist der Vergleich noch nicht zulässig, viel eher muss man an Servus TV denken. Der Amadeus dürfte der bisherige Höhepunkt in Stegers Karriere sein, die mit Siegen beim Kiddy Contest und bei Falco Goes School (sic!) begonnen hatte.

Ö3 und der Dialekt

Interessant ist, dass ausgerechnet Ö3 heute wieder jene Musik nominiert, die sie in den 1990ern unter der Leitung des jetzigen Staatsoperndirektors Bogdan Roščić als zu provinziell aus dem Programm entfernt hat.

Beim Amadeus 2021 ist Mundartmusik stark präsent, sie eroberte sogar den Preis für das Album des Jahres: Leiwand von Edmund wurde als solches erkannt. Edmund beziehen ihren Bandnamen bei Edmund "Mei Bier is net deppat" Sackbauer sind quasi städtisch rustikal.

Konditorei-Ästhetik

Corona-bedingt wurde auf Liveauftritte vor Publikum verzichtet, stattdessen gab es Zuspieler von Auftritten mancher der Acts, die im öffentlichen Raum extra für die im ORF übertragene Show eingespielt worden waren.

Das verpasste der Show ein wenig die Anmutung von Youtube-Videos schauen, moderiert von Conchita, die in einem Kostüm steckte, das an die Sitzbänke von Provinzkonditoreien gegen Ende der 1980er-Jahre erinnerte. Über Geschmack kann man streiten, es bringt nur nichts.

Ihre Moderation litt deutlich unter dem fehlenden Publikum, mehr oder weniger alleingelassen las sie vom Teleprompter ab, auch sie gab dabei der Mundartversuchung mehr als einmal nach.

Preise in 14 Fächern

In 14 Kategorien wird der Amadeus vergeben, jene Trophäe für das Lebenswerk wurde an die steirische Band Opus (Live is Life) vergeben, den FM4 Award streiften die Synthie-Popper Hearts Hearts ein, die Auszeichnung für Hard & Heavy erhielten Kaiser Franz Josef, 5/8erl in Ehr‘n nahmen den Amadeus in der Kategorie Jazz/World/Blues schon mit einer gewissen Routine entgegen.

My Ugly Clementine wurden in der Alternative Kategorie ausgezeichnet, in der Live-Act-Verleihung durften sich schließlich alle freuen, sie erging an alle nominierten Bands – eine hübsche Geste in Zeiten, in denen kaum jemand live spielen konnte.

Parov Stelar wurde der Amadeus in der Kategorie Electronic/Dance zugesprochen, Mavi Phoenix jener für Urban / Hip-Hop, die Sängerin Mathea war in Pop/Rock siegreich, Julian le Plays Album Tandem erhielt den Amadeus für den Best Sound. Nur Traktoren klingen in Österreich noch schöner. (Karl Fluch, 10.9.2021)