Das Biontech-Gründerpaar Uğur Şahin und Özlem Türeci.

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Der deutsche Pharmakonzern Biontech treibt den Einsatz seines zusammen mit dem US-Konzern Pfizer entwickelten Corona-Impfstoffs auch für jüngere Kinder voran. "Wir werden schon in den kommenden Wochen weltweit den Behörden die Ergebnisse aus unserer Studie zu den Fünf- bis Elfjährigen vorlegen und eine Zulassung des Impfstoffes für diese Altersgruppe beantragen, auch hier in Europa", sagte Biontech-Mitgründerin und Medizin-Vorständin Özlem Türeci dem "Spiegel". Der Impfstoff sei derselbe, aber niedriger dosiert. "Wir bereiten bereits die Produktion vor." Schon ab Mitte Oktober könnten in Deutschland die ersten Kinder unter zwölf Jahren mit dem Mittel geimpft werden, heißt es in dem Interviewauszug.

Studienergebnisse liegen vor

Die entsprechenden Studienergebnisse liegen demnach vor und müssten nur noch für die Zulassungsbehörden aufbereitet werden. "Es sieht gut aus, alles läuft nach Plan", sagte Biontech-Mitgründer und -Chef Uğur Şahin. Bis Ende des Jahres würden auch die Studiendaten zu den jüngeren Kindern ab sechs Monaten erwartet.

Die Virologin Christina Nicolodi, die pharmazeutische Hersteller bei der Entwicklung von Medikamenten berät, hält diese Ankündigung für realistisch. "Da es sich um eine Erweiterung der Zulassung für diese Altersgruppe handelt, stehen die Pharmafirmen während des gesamten Prozesses im engen Austausch mit der EMA", sagt sie gegenüber dem STANDARD. "Der Zeitplan ist mit den Behörden abgesprochen, um eine rasche Zulassung zu ermöglichen." Man könne also davon ausgehen, dass die Studiendaten zur Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes in dieser Altersgruppe statistisch signifikant sind.

Nach Plan

Pfizer und Biontech liegen mit der Erprobung ihres Impfstoffes für Kinder damit in dem von den Unternehmen vorab kommunizierten Zeitplan. Neben den Impfstoffpartnern hat auch Moderna im Frühjahr mit Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit ihres Vakzins bei unter Zwölfjährigen begonnen. Das Unternehmen geht davon aus, Studiendaten für die Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen zum Jahresende oder Beginn des nächsten Jahres bei Zulassungsbehörden einzureichen zu können, wie eine Sprecherin gegenüber der "New York Times" im Juli sagte.

Slowakei impft ohne EMA-Zulassung

In der Slowakei werden seit Donnertag auch Kinder unter zwölf Jahren geimpft. Wie der Gesundheitsminister betonte, ist die Impfung freiwillig und wird nur auf Wunsch der Eltern und mit Zustimmung des betreffenden Kinderarztes verabreicht.

Kinder erhalten ein Drittel der üblichen Dosis des Biontech/Pfizer-Impfstoffs, Kinderärzte werden die Dosis verabreichen. Die Entscheidung, Kinder unter zwölf Jahren zu impfen, beruht laut dem Gesundheitsministerium auf Forderungen von Experten und Kinderärzten. Der Impfstoff wird von Experten im Land bei bestimmten Diagnosen von Kindern empfohlen. Dazu zählen chronische Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, immunbedingte Erkrankungen und onkologische Erkrankungen.

In Österreich gibt es unterdessen keine Empfehlung dafür. "Impfstoffe für Kinder unter zwölf Jahren sind derzeit seitens der europäischen Behörden noch nicht zugelassen", hieß es am Donnerstag zu der Entscheidung im Nachbarland auf APA-Anfrage im Gesundheitsministerium in Wien. "Das Österreichische Nationale Impfgremium beobachtet die Lage ganz genau. Sobald es eine entsprechende Entscheidungsgrundlage gibt, wird auch eine Empfehlung ausgesprochen werden", betonte das Büro von Ressortchef Wolfgang Mückstein (Grüne) zur Situation hierzulande. (Reuters, etom, ek, 10.9.2021)