Gestürzt: Alpha Condé.

Foto: EPA

Conakry – Nach einem Putsch in Guinea hat die Afrikanische Union (AU) die Mitgliedschaft des westafrikanischen Landes vorerst ausgesetzt. Die Republik Guinea werde von "allen AU-Aktivitäten und Entscheidungsgremien ausgeschlossen", schrieb die AU am Freitag auf Twitter. Zuvor hatte bereits die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) Guinea ausgeschlossen. Eine Delegation der ECOWAS traf am Freitag für Vermittlungsgespräche in Guinea ein.

Am Sonntag hatten Teile des Militärs gegen die Regierung geputscht und Präsident Alpha Condé gefangen genommen. Es gab keine offiziellen Angaben über Todesopfer, örtliche Medien berichteten jedoch von zehn bis 20 Toten aus den Reihen der Präsidentengarde, die gegen die putschenden Spezialeinheiten gekämpft hatte. Die Putschisten hatten die von Condé durchgesetzte Verfassung des Landes für außer Kraft gesetzt erklärt. Sie soll durch eine neue "für ganz Guinea" ersetzt werden.

"Interessen des Landes"

Die Militärjunta wies indes die Banken des westafrikanischen Landes an, die Konten aller Regierungsbeamten einzufrieren. Die Kontensperrung sei notwendig, um "die Interessen des Landes zu sichern", hieß es in einer in der Nacht auf Freitag im Staatsfernsehen vorgelesenen Mitteilung.

Der westafrikanische Staatenbund ECOWAS hatte die Mitgliedschaft Guineas schon vor Tagen suspendiert und die sofortige Freilassung Condés sowie eine Rückkehr zur verfassungsgemäßen Ordnung gefordert. Auch die internationale Gemeinschaft hat den Umsturz verurteilt.

Korrupt und arm

Seit Sonntag kontrolliert die Militärjunta, geführt von General Mamady Doumbouya, das rund 13 Millionen Einwohner starke Land, das ungefähr so groß ist wie Großbritannien und im Westen des Kontinents an den Atlantischen Ozean grenzt. Guinea ist einer der weltweit größten Lieferanten von Bauxit, einem Erz, das zur Herstellung von Aluminium verwendet wird. Guinea beliefert alle wichtigen Weltmärkte, mit China als einem seiner größten Abnehmer. Dennoch ist das Land alles andere als stabil, zahlreiche Menschen flohen in den vergangenen Jahren aus Guinea ins Umland oder weiter übers Mittelmeer nach Europa.

In Afrika kommt es häufig zu Regierungswechseln durch Militärputsche. In Mali entmachtete das Militär Präsident Ibrahim Boubacar Keita im August 2020. Neun Monate später zwangen die Putschisten auch den Interimspräsidenten zum Rücktritt. 2019 wurde der Autokrat Omar al-Bashir im Sudan vom Militär abgesetzt. Das gleiche Schicksal ereilte Präsident Robert Mugabe 2017 in Simbabwe sowie Präsident François Bozizé 2013 in der Zentralafrikanischen Republik.

Demokratischer Anstrich

Guinea galt zwar bisher als demokratisch, aber viele Guineer haben ein schlechtes Bild von der Regierungs form. Das liegt auch daran, dass Condé immer wieder durch Korruption und Gewalt gegenüber der Zivilbevölkerung auffiel.

Bild nicht mehr verfügbar.

In den Hügeln von Simandou befinden sich riesige ungehobene Eisenerzvorkommen.
Foto: Reuters

Ein aufsehenerregender Korruptionsskandal fiel aber noch in die Amtszeit von dessen Vorgänger, Diktator Lansana Conté. In den 90ern hatte sich Rio Tinto die Schürfrechte in den eisenreichen Hügeln von Simandou gesichert. 2008 wurde der australische Konzern enteignet, die Rechte gingen an den israelischen Bergbaugmagnaten Beny Steinmetz – ohne Gegenleistung. Er soll den Diktator mit Hilfe von dessen vierter Frau bestochen haben.

Als Conté kurz darauf starb, kam es zum Putsch – und es kam zu einem Stillstand von ausländischen Investitionen. Die 2010 gewählte Condé-Regierung übertrug die Rechte an Simandou wieder an Rio Tinto. 2016 verkündeten die Australier den Ausstieg aus dem Projekt und den Verkauf ihrer Anteile an Chinalco. Steinmetz wiederum ist mit hohen Geldforderungen des brasilianischen Konzerns Vale konfrontiert. Die Brasilianer hatten einen Teil der Schürfrechte von Steinmetz erworben – und verlor sie später wieder. (APA, dpa, red, 10.9.2021)

Update um 17:48 Uhr: Afrikanische Union schloss Guinea nach Putsch aus