Zuletzt in Zandvoort gab es für Ferrari nichts zu feiern, es schauten mit je einer Runde Rückstand nur die Ränge fünf (LeClerc) und sieben (Sainz) heraus.

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Monza – Auf ein paar Dutzend Hartgesottene war Verlass. Am frühen Freitagmorgen, Stunden vor dem ersten freien Training zum Großen Preis von Italien, harrten Autogrammjäger in Ferrari-Fankluft an der Einfahrt zum Autodromo Nazionale di Monza aus und hofften auf ihr Glück. Ein Selfie, eine Unterschrift, ein kurzer Blick auf die Stars – die Liebe zur Formel 1 ließ sie geduldig warten.

"Italien ist einfach anders", sagte Ferrari-Pilot Charles Leclerc am Donnerstag: "Die Unterstützung, die wir hier erfahren, ist in der Welt unerreicht. Es ist sehr speziell." Und doch ist dieses Mal vieles anders. Der Zuspruch, den Leclerc und Co. auf dem Weg zur legendären Rennstrecke erhielten, ist in der Breite längst nicht mehr vorhanden. Die Tifosi wenden sich ab.

Geringe Nachfrage

Gerade einmal 16.000 Zuschauer werden für das Rennen am Sonntag (15 Uhr, ORF 1, Sky und RTL) erwartet. Nach einem Rennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Vorjahr könnten nach Lockerungen in diesem Jahr fast drei Mal so viele Tickets abgesetzt werden. Nur: Sie finden keine Abnehmer.

Für die Betreiber der Rennstrecke, die mit einem Minus von 16 Millionen Euro rechnen, ist das ebenso eine problematische Entwicklung wie für die Königsklasse. "Ich habe Mühe, mir die Formel 1 ohne den Großen Preis von Italien in Monza vorzustellen", sagte Stefano Domenicali, der italienische Geschäftsführer der Formel 1. Doch Rennen seien eben auch ein Geschäft: "Es muss ein Gewinn erzielt werden."

Hohe Ticketpreise

Ein Aus des Traditionsrennens steht derzeit nicht zur Debatte. Der Vertrag läuft ohnehin bis zur Saison 2025. Das Fernbleiben der Fans sorgt trotzdem für Kopfzerbrechen. Die hohen Kartenpreise von mindestens 100 Euro werden als Gründe genannt. Auch dass alle Gäste einen "Grünen Pass" vorweisen müssen, der sie als geimpft, genesen oder negativ getestet ausweist, soll abschrecken.

Letztlich fehlt aber auch der sportliche Anreiz. Im Land des Fußball-Europameisters, das in diesem Jahr auch einen 100-m-Olympiasieg und den Triumph beim Eurovision Song Contest feierte, ist Ferrari ein steter Quell der Enttäuschung.

Ferrari-Durststrecke

Sebastian Vettels Sieg in Singapur 2019 ist der bislang letzte Triumph der Scuderia. Fast zwei Jahre liegt er nun zurück. 2021 reichte es in 13 Rennen nicht zu mehr als drei Podestplatzierungen. Ein Erfolg wie 2019, als Sieger Leclerc vor einem roten Fan-Meer feierte, ist am Sonntag nahezu ausgeschlossen. Den Roten bleibt derzeit nur der Kampf um den Status als dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull.

"Es wird kein einfaches Wochenende", sagte Leclerc, "auf dem Papier ist es eine der schwierigsten Strecken für uns. Aber wir werden unser Bestes geben." Zuversicht klingt anders.

2022, wenn umfangreiche neue Regeln greifen, will Ferrari wieder vorne angreifen. Monza und der Formel 1 käme ein Erfolg gelegen. "Der Enthusiasmus, den Ferrari in der Welt erzeugen kann, ist für die Formel 1 von wesentlicher Bedeutung", sagte Domenicali: "Das ganze System würde von einem wettbewerbsfähigen Ferrari-Team profitieren." (sid, 10.9.2021)