Elisabeth Motsch hat einen Benimm-Ratgeber geschrieben und aus ihrer Arbeit in Unternehmen die sechs üblichsten Grobheiten herausgefiltert.

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Grobheit ist die Imitation von Stärke durch einen schwachen Mann, sagt man.

Die Stilberaterin Elisabeth Motsch sieht in firmeninterner Unhöflichkeit sogar Geldvernichtung. Motsch hat einen Benimm-Ratgeber geschrieben und aus ihrer Arbeit in Unternehmen die sechs üblichsten Grobheiten herausgefiltert, die demnach gang und gäbe sind im Arbeitsleben:

  • Zurechtweisung eines Mitarbeiters durch den Chef vor dem Team.
  • Chefs, die ignorieren, dass auch Mitarbeitende ein Danke verdient haben. Viel zu häufig werden Leistungen als selbstverständlich erachtet. Mitarbeiter, die sich wochenlang abschuften und ihr Bestes geben, bekommen nicht einmal ein Danke, geschweige denn Lob.
  • Chefs erwarten Pünktlichkeit, sind aber selbst unpünktlich, ohne sich zu entschuldigen.
  • Chefs, die (junge) Mitarbeiter einfach ohne zu fragen duzen. Aus Respekt dem Mitarbeiter gegenüber muss auch ein Chef fragen: "Passt es für Sie, dass ich Sie duze?" oder "Passt es für Sie, dass wir uns duzen?"
  • Chefs, die ohne zu grüßen durchs Haus eilen und ihre Mitarbeiter ignorieren. Ein höflicher Chef geht mit offenem Blick durchs Haus und sucht den Blickkontakt zu seinen Mitarbeitern.
  • Chefs, die Vetternwirtschaft betreiben und ihre Lieblinge bevorzugen. Was zählt, ist ja die Gunst des Chefs. Das hat eine destruktive Wirkung auf die Moral der Mitarbeiter.

Ob solches oder ähnliches schlechtes Verhalten tatsächlich Geld kostet, sei dahingestellt – wer kündigt schon wirklich, weil der Chef bzw. die Chefin grußlos durchs Haus eilt? Aber: Gut für Arbeitsklima und Unternehmenskultur ist das keinesfalls. Und wenn das, was im Umgang grob und unreflektiert läuft, wirklich so häufig anzutreffen ist, dann müssen die Grundlagen ordentlichen Benehmens wohl in die Führungskräfteausbildung aufgenommen werden.

Denn der alte Spruch von "Stellt euch halt nicht so an" wird bei jungen Generationen nicht mehr ziehen. Die lassen sich das so nicht gefallen. Die oberste Etage tut auch gut daran, für gutes Benehmen zu sorgen und schlechtes zu sanktionieren. Sonst sitzt sie bald auf einer Unternehmenskultur, die destruktiv ist. (Karin Bauer, 13.9.2021)