Ja, es ist zum Davonrennen. Die erste Schulwoche ist im Osten noch nicht einmal vorüber, da hocken bereits hunderte Kinder wieder im Distance-Learning und quälen sich mit diversen Online-Unterrichtsformaten herum. Das fängt schon mal ganz schlecht an – für die Kinder, aber auch für deren Eltern. Sonderbetreuungszeit? Gibt’s leider erst wieder ab Oktober. Wer jetzt schon Quarantäne-frei braucht, hat eben Pech gehabt, hat ja keiner vorhersehen können. Nicht wahr?

Die erste Schulwoche ist im Osten noch nicht einmal vorüber, da hocken bereits hunderte Kinder wieder im Distance-Learning.
Foto: imago images/Michael Weber

Während am Corona-Management der Regierung im Großen wirklich vieles zu bemängeln ist, ist die große Aufregung im Kleinen manchmal etwas überbordend. Die Elternsicht: In der Schule meines Kindes gibt es einen positiven Fall, und es herrscht nur Chaos. Ist das wirklich so? Dass die Schulleitung nur auf Anweisung der Gesundheitsbehörden agieren kann, hat jedenfalls Sinn. Dass die Allgemeinheit kein Recht hat zu erfahren, ob der Luca oder die Dunja der Indexfall ist – eigentlich logisch. Dass zwischen Verdachtsfall und via PCR-Test bestätigtem Fall wertvolle Stunden vergehen, in denen sich andere infizieren können? Das ist leider unvermeidbar.

Kluge Schulleitungen bauen vor und verpflichten die restlichen Schülerinnen und Schüler in der Wartezeit auch während des Unterrichts zum Masketragen. Wie es sein kann, dass die Gesundheitsbehörde im einen Fall die ganze Klasse nach Hause schickt, während in der anderen Schule nur eine Handvoll Kinder in Quarantäne muss? Mühsam, ja – aber nachvollziehbar. Es macht eben einen Unterschied, ob die Infektion von einem Schüler während des Gesangsunterrichts ausgeht oder ob die Klasse draußen auf Wandertag war.

Der Wunsch nach klaren Regeln ist verständlich. Dann könnte man den ganzen Ärger praktischerweise auch an dem einen Schuldigen abladen. Doch das Leben in der Pandemie ist leider komplex geworden. Davonrennen geht auch nicht. (Karin Riss, 10.9.2021)