Gerhard Milletich: "Grundsätzlich stehe ich dem Standort Aspern positiv gegenüber."

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Salzburg – Gerhard Milletich, so viel lässt sich schon sagen, wird im Österreichischen Fußballbund keine Revolution vom Zaun brechen. "Grundsätzlich geht es darum, dass ich in aller Ruhe evaluiere und mir einige Informationen besorge. Ich werde schauen, wo man vielleicht das eine oder andere verändern sollte", sagte der designierte Präsident, "aber grundsätzlich ist der ÖFB sehr gut geführt."

Milletich gewann am Samstagabend die Wahl in Salzburg, sein Gegenspieler Roland Schmid hatte im zweiten Wahlgang das Nachsehen. Der zehnköpfige Wahlausschuss stimmte nach den Hearings zuerst über den Antrag einer geheimen Wahl ab – der wurde mit 5:5 Stimmen abgelehnt. Stimmberechtigt waren die neun Landesverbände und die Bundesliga, vertreten durch ihren Aufsichtsratsvorsitzenden Philip Thonhauser.

Patt nach Runde eins

In der Abstimmung über Leo Windtners Nachfolge gab es auch in der ersten Runde ein Patt: Laut APA-Informationen stimmten Wien, Niederösterreich, Kärnten, Vorarlberg und das Burgenland für den burgenländischen Landesverbandspräsidenten Milletich. Und an dieser Stelle wird die Wahl kurios.

Offiziell wird der Präsident nämlich erst bei der ÖFB-Jahreshauptversammlung im Oktober gewählt, dort hätte die Bundesliga im Vergleich zu dem vorzeitigen Wahlausschuss vom Wochenende drei zusätzliche Stimmen. Thonhauser hätte seinen bevorzugten Kandidaten Schmid also durchaus mit mehr Nachdruck unterstützen können – die Liga hatte aber schon im Vorfeld signalisiert, im Zweifelsfall mit der Mehrheit der Landespräsidenten mitzustimmen.

So waren es dann auch die Bundesliga und der steirische Ausschussvorsitzende Wolfgang Bartosch, die im zweiten Wahlgang auf Milletichs Seite wechselten und den 65-Jährigen zum neuen ÖFB-Chef kürten. Der Unternehmer Schmid verlor wie schon bei der Wahl zum Rapid-Präsidenten die entscheidende Abstimmung.

Der auf Gemeindeebene mehrfach für die SPÖ angetretene Milletich stand 27 Jahre dem Klub seiner Heimatgemeinde Parndorf vor. Seit 2004 ist der Co-Geschäftsführer des Bohmann-Verlags auch Co-Eigentümer, im Rahmen eines Management-Buy-outs übernahmen er und Gabriele Ambros je 50 Prozent.

Für Österreichs größten Sportfachverband muss er schon bald wegweisende Entscheidungen fällen. Gesucht wird ein Standort für die ÖFB-Geschäftsstelle und das Trainingszentrum, Windtner forcierte den Standort Wien-Aspern. Die kalkulierten 49 Millionen Euro will Milletich noch einmal evaluieren. Aber: "Grundsätzlich stehe ich dem Standort Aspern positiv gegenüber."

Foda raus?

Womöglich bis wahrscheinlich blüht zudem bald eine Teamchefsuche. Sollte sich eine Trennung von Franco Foda abzeichnen, wäre der Zeitpunkt auch eine finanzielle Frage: Die Verträge des Trainerteams laufen bis zum Ende der WM-Quali, im nur mehr über die Playoffs im März 2022 machbaren Erfolgsfall würden sie sich bis Ende 2022 verlängern.

"Ich finde es gut, dass der Teamchef bestätigt wurde. Ich halte nichts davon, aus der Hüfte zu schießen", sagte Milletich nach seiner Wahl. Der Krone kündigte er an, zum Amtsantritt mit Foda zu sprechen. Sportdirektor Peter Schöttel solle sich aber nach Alternativen umsehen. (Martin Schauhuber, 12.9.2021)