Marine Le Pen will das Amt der Parteivorsitzenden übergangsweise an den bisherigen Vize-Vorsitzenden Jordan Bardella übergeben.

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Paris – Rund sieben Monate vor der französischen Präsidentschaftswahl hat die Rechtspopulistin Marine Le Pen den Vorsitz ihrer Partei Rassemblement National (Nationale Versammlung) abgegeben. "Ich werde die Präsidentin der französischen Freiheiten sein, und glaubt mir: Das wird alles ändern", so die 53-Jährige am Sonntag im südfranzösischen Fréjus vor Anhängern. Le Pen will sich auf den Wahlkampf konzentrieren. Interims-Parteichef wird Jordan Bardella.

Le Pen gilt als aussichtsreichste Herausforderin von Amtsinhaber Emmanuel Macron bei der Wahl im April 2022. Sie führt die Partei, die bis 2018 Front National hieß, seit 2011. Zuvor war ihr Vater Jean-Marie Le Pen jahrzehntelang deren prägende Figur. Als politische Ziele nannte sie am Sonntag, Frankreich einer "Diktatur der EU" zu entziehen, die Sicherheit im Land zu erhöhen und kriminelle Ausländer abzuschieben. Mit ihr werde es eine Volksabstimmung zur Einwanderung geben. Die Corona-Regeln des Zentrumspolitikers Macron geißelte Le Pen als "unverhältnismäßige Attacke auf die Freiheit". Bardella, der am Sonntag 26 Jahre alt wird, gilt als Hoffnungsträger der Rechtsaußen-Partei. Er sitzt seit 2019 im Europaparlament.

Bürgermeisterin von Paris kandidiert als Präsidentin

Unterdessen hat die sozialistische Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, ihre Kandidatur im Präsidentschaftswahlkampf 2022 angekündigt. Sie kandidiere, um "allen unseren Kindern eine Zukunft zu bieten" und "ein gerechteres Frankreich aufzubauen", erklärte die 62-Jährige von der Sozialistischen Partei (PS) am Sonntag vor Anhängern im nordfranzösischen Rouen. "Wir müssen unser französisches Modell, das durch zahlreiche Krisen geschwächt wurde, neu erfinden."

Sie wolle "der Geringschätzung ein Ende setzen" und wieder "Respekt" im Land herstellen, sagte sie in Anspielung auf Präsident Emmanuel Macron, dem seine politischen Gegner regelmäßig Arroganz vorwerfen. In den Mittelpunkt ihres Wahlkampfs werde sie den Umweltschutz stellen. "Wir müssen den ökologischen Wandel schaffen", erklärte sie. Für den Fall ihres Wahlsiegs versprach sie unter anderem einen "Fünfjahresplan zur Abkehr von fossilen Brennstoffen in unserer Wirtschaft" und Verhandlungen über höhere Löhne.

30 Politiker kandidieren für Präsidentenamt

Nach aktuellen Umfragen ist es wahrscheinlich, dass es im Mai 2022 im entscheidenden zweiten Wahlgang zu einem Duell zwischen Macron und Le Pen kommt. Hidalgo käme laut Untersuchungen im ersten Wahlgang lediglich auf sieben bis neun Prozent der Stimmen. Dies würde bei Weitem nicht ausreichen, um sich für den zweiten Wahlgang zu qualifizieren. Die 62-Jährige hat die Unterstützung von PS-Parteichef Olivier Faure, wird sich aber erst noch einer internen Vorwahl stellen.

Anne Hidalgo setzt bei ihrer Kandidatur auf Umweltthemen.
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Als Pariser Bürgermeisterin hat Hidalgo Radwege massiv ausgebaut, Parkplätze zu Straßencafés umgewandelt und fast überall Tempo 30 eingeführt. Kritiker werfen ihr vor, dass sie keine Rücksicht auf die Bewohner der Pariser Vorstädte nehme und sich nicht hinreichend in der französischen Provinz auskenne.

Das Pariser Rathaus diente in der Vergangenheit bereits einem ihrer Vorgänger, dem Konservativen Jacques Chirac, als Sprungbrett in den Elysée-Palast. Bisher haben fast 30 Politiker erklärt, bei der Präsidentschaftswahl im April 2022 antreten zu wollen. Amtsinhaber Macron hat sich dazu noch nicht geäußert. (APA, 12.9.2021)