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Diktator Alexander Lukaschenko bei einer gemeinsamen Militärübung mit Russland.

Foto: REUTERS

Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen Belarus und der EU hat der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko die Schlagkraft seiner Armee hervorgehoben. Bei der Inspektion einer gemeinsamen Militärübung von etwa 200.000 Soldaten aus Belarus und Russland sagte Lukaschenko am Sonntag, beide Länder seien bereit, sich gegen die "hybride Aggression" des Westens zu wehren. Außerdem kündigte er den Ankauf weiterer russischer Rüstungsgüter an.

"Wir können uns angesichts der Erfahrungen von 1941 nicht entspannen", sagte der belarussische Präsident und bezog sich dabei auf den Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta sagte er weiter: "Wir richten unsere Raketen nicht gegen Nachbarländer, sondern bereiten uns darauf vor, unser Land zu verteidigen."

Zunehmende Spannungen

Seit Freitag üben beim Manöver Sapad-2021 etwa 200.000 russische und belarussische Soldaten gemeinsam den Verteidigungsfall. Das Manöver habe die Einsatzbereitschaft der Armeen beider Länder "anschaulich bestätigt", sagte der in Uniform gekleidete Lukaschenko auf einem belarussischen Schießplatz in der Nähe von Baranowitschi im Westen des Landes.

Die Spannungen zwischen Belarus und seinen EU-Nachbarn Litauen, Lettland und Polen hatten in den vergangenen Monaten erheblich zugenommen. Die EU wirft Lukaschenko vor, Migranten aus dem Nahen Osten absichtlich über die Grenzen dieser Länder in die EU zu schleusen, um sich auf diese Weise für europäische Sanktionsbeschlüsse zu rächen. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach bei ihrem Besuch in Polen am Samstag in diesem Zusammenhang von "hybriden Attacken" aus Belarus und Russland.

"Einheitlicher Verteidigungsraum"

Am Donnerstag hatte Lukaschenko den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau getroffen, dabei sprachen die beiden Politiker auch von der "Schaffung eines einheitlichen Verteidigungsraums".

Am Sonntag sagte Lukaschenko laut Belta, bei den Gesprächen sei es um mögliche Lieferungen russischer S-400-Luftabwehrsysteme gegangen, die er an der Grenze zur Ukraine einsetzen wolle. Dazu kündigte er an, bis 2025 russische Waffen im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar (850 Millionen Euro) zu erwerben. Belta zufolge sind unter den geplanten Anschaffungen zehn Flugzeuge, mehrere Dutzend Hubschrauber und ein Luftabwehrsystem.

Das Manöver Sapad-2021 wurde am Freitag nahe der Grenze zur EU gestartet und soll nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums eine Woche dauern. Beteiligt sind demnach etwa 200.000 Soldaten, mehr als 80 Flugzeuge und Helikopter, 760 Kriegsfahrzeuge, darunter mehr als 290 Panzer, und bis zu 15 Schiffe. Sie üben auf Schießplätzen in Belarus, dem westlichen Teil Russlands sowie auf der Ostsee. Wie der Kreml mitteilte, will Putin am Montag einen russischen Schießplatz besuchen, um die Übungen zu inspizieren.

Tichanowskaja fordert Konferenz

Die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja rief unterdessen zu einer internationalen Konferenz zur Überwindung der "belarussischen Krise" auf. Es müsse durch eine Konferenz "auf höchster Ebene zwischen regionalen, europäischen und internationalen Akteuren" mehr Druck auf den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko ausgeübt werden, schrieb die Oppositionsführerin in einem am Sonntag veröffentlichten Gastbeitrag für "Le Journal du Dimanche".

Einflussreiche Länder wie Frankreich müssten sich "für den Schutz der Demokratie einsetzen", hieß es in dem Beitrag. Zudem kündigte Tichanowskaja ein baldiges Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris an. Auf Nachfrage bestätigte das französische Präsidialamt zunächst weder das Treffen noch einen Termin. Tichanowskaja erklärte, "diese Woche" nach Paris reisen zu wollen. (APA, 12.9.2021)