Im Wahlkampf mit dem "Mandi-Bär": Seit 2015 sind die Blauen der Juniorpartner der ÖVP und würden dies gern bleiben. Daraus macht die Partei auf ihren Wahlplakaten ("Nur mit uns") auch kein Geheimnis.

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Der Terminkalender wahlkampfbedingt voll, der Rasen daheim hoch. Zeit fürs Grün bleibt dem blauen Hobbygärtner derzeit wenig. Doch es gilt jetzt den Weg für eine weitere Zusammenarbeit mit der ÖVP zu ebnen.

STANDARD: Die "Freiheitstour" bestreiten Sie im aktuellen Wahlkampf oft in trauter Einigkeit mit Bundesparteiobmann Herbert Kickl. Ist es schwierig, sich für die Sache so verbiegen zu müssen?

Haimbuchner: Ich muss mich überhaupt nicht verbiegen. Weder im Wahlkampf noch in der Politik. Das hat keine Not in der FPÖ. Wir sind keine Partei, in der alle auf dem Trampelpfad dem Indianerhäuptling folgen. Jeder hat seine Position, jeder hat seine Meinung.

STANDARD: Ihre Harmoniesucht in Ehren, aber kaum jemand wird Sie dem Kickl-Lager zurechnen, oder?

Haimbuchner: Ich verstehe Ihre Frage natürlich. Aber Politik ist keine Soap-Opera. Da können wir gleich bei "Sturm der Liebe" weitermachen und brauchen kein Interview zu führen. Der gewählte Bundesparteiobmann hat meine Loyalität.

STANDARD: Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) hat bereits angekündigt, dass "Oberösterreich kein Kickl-Land wird". Wie schwierig wird eine mögliche Zusammenarbeit mit der ÖVP unter der neuen blauen Führung?

Haimbuchner: Die Frage ist doch vielmehr, wer bei der ÖVP hineinfunkt. Wir sind als FPÖ Oberösterreich eine sehr selbstbewusste Landesorganisation, uns braucht Wien gar nichts auszurichten. Das ist eine andere Ebene. Und was glauben Sie denn, was sich so mancher Bauernfunktionär über die türkise Truppe in Wien denkt? Denen bin ich näher als die eigenen Parteileute.

STANDARD: Beim Wahlkampfauftakt war vor allem jener Teil, bei dem Sie über Ihre eigene schwere Corona-Erkrankung gesprochen haben, verständlicherweise besonders emotional. Stimmt Sie nicht die Haltung vieler Ihrer Parteikollegen nachdenklich?

Haimbuchner: Ich war krank, aber eben zunächst nicht schwer krank. Sie können mir glauben, wenn ich subjektiv das Gefühl gehabt hätte, ich kriege keine Luft und habe so hohes Fieber, ich wäre viel früher ins Spital gegangen. Wir haben ein vollkommenes Informationsdefizit. Und man müsste diskutieren, wie viele Spitalsaufenthalte man durch eine rechtzeitige Behandlung bei Symptomen verhindern könnte. Aber nein, man kommt einfach so ganz ohne Leitfaden in Quarantäne.

STANDARD: Es gibt nicht wenige Stimmen, die sagen, als Landes-Vize gelte es, Verantwortung zu tragen, und Sie müssten eigentlich zum Impfen aufrufen. Warum tun Sie das nicht?

Haimbuchner: Das ist doch absolut dümmster Moralismus von Superintellektuellen. Wer glaubt denn, dass ein Politiker mitreden kann, was daheim im Bereich der Gesundheitsvorsorge entschieden wird? Impfen ist immer noch eine höchstpersönliche Entscheidung. Da will und werde ich keinem etwas ausrichten. Und wenn ich mir Impfkampagnen der Bundesregierung wie "Komm Baby, lass uns impfen" anschaue, dann kann ich nur sagen: Dagegen sind ja unsere Plakate aus den H.-C.-Wahlkämpfen superseriös. Und es sagen auch alle Experten: Die Impfrate ist nicht entscheidend, weil du keine Herdenimmunität erreichst. Ganz klar: Ich habe dieses Virus immer ernst genommen. Ja, Corona kann lebensbedrohlich sein. Aber wir werden damit leben müssen. Und eines war immer klar: Die Impfung ist sicher nicht der Gamechanger.

STANDARD: Etwas Persönliches: Der Begriff Heimat wird mittlerweile politisch so überstrapaziert, dass mein Heimatgefühl schon ganz angeschlagen ist. Taugt der Begriff überhaupt für den Wahlkampf? Heimat ist ein Gefühl, ein individueller Entwicklungsprozess. Für jeden Menschen anders – ein Geruch, eine Sprache. Das lässt sich doch nicht als kollektives Wir-Gefühl aufoktroyieren, oder?

Haimbuchner: Es tut mir für Sie persönlich leid. Natürlich hat jeder seine Sichtweise bei dem Thema. Aber es geht eben genau um die Individualität, um die persönliche Freiheit. Und die Beziehungen der Menschen untereinander. Und Brauchtum und Tradition haben sehr wohl etwas mit einem Wir-Gefühl zu tun. Und wir gehen mit unserem kulturellen Erbe sehr sorglos um. (Markus Rohrhofer, 13.9.2021)