Ende des Arbeitstages für Hamilton und Verstappen.

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Verstappen steigt als Erster aus.

Den Sieg schnappte sich Ricciardo.

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Erster Sieg seit rund neun Jahren für McLaren.

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Das muss gebührend gefeiert werden.

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Monza – Max Verstappen verließ den qualmenden Unfallort als Erster. Mit gesenktem Kopf stapfte der WM-Spitzenreiter der Formel 1 über die Rennstrecke von Monza und warf einen letzten Blick auf das riesige Schlamassel im Kiesbett. Der packende Titelkampf zwischen dem Niederländer und Rekordweltmeister Lewis Hamilton war beim Großen Preis von Italien auf spektakuläre Weise eskaliert. Die Rivalen schieden nach einer Kollision eingangs der 26. Runde aus. Verstappen fasste eine Strafe aus.

McLaren-Durststrecke beendet

Der Crash, der für reichlich Klärungsbedarf zwischen den Piloten sorgen dürfte, ließ den Überraschungssieg von Daniel Ricciardo in den Hintergrund rücken. Der Australier feierte seinen ersten Sieg seit 2018 und den ersten Erfolg für McLaren seit knapp neun Jahren. Das Podium komplettierten sein Teamkollege Lando Norris aus Großbritannien und der Finne Valtteri Bottas im zweiten Mercedes. Bester Ferrari beim Heimspiel wurde der Monegasse Charles Leclerc als Fünfter.

Unfall mit Folgen für Verstappen

Die Szene des Tages war zweifelsohne der Crash zwischen Verstappen und Hamilton. Der Red Bull und der Mercedes fuhren eingangs der 26. Runde nebeneinander in die Schikane, es kam zum Kontakt. Dabei wurde Verstappens Red Bull über den Mercedes katapultiert und landete auf dem Mercedes. Beide Boliden blieben im Kiesbett stecken. Der Sicherheitsbügel Halo bewährte sich erneut als Schutzengel. Die Fahrer blieben unverletzt. Die Rennleitung lud beide zum Vorsprechen und bestrafte dann Verstappen mit einer Startplatzstrafe für das nächste Rennen. Der 23-jährige Niederländer wird in zwei Wochen in Sotschi drei Plätze in der Startaufstellung nach hinten versetzt. Die Rennkommissare gaben Verstappen überwiegend Schuld am Unfall.

Achter Karrieresieg für Ricciardo

Ricciardo feierte seinen achten Karrieresieg. "Ich wusste, es würde etwas Gutes passieren", sagte der Australier, bevor er – gemäß seinem Markenzeichen – Champagner aus seinem Rennschuh schlürfte. Dem 32-Jährigen war zuletzt vor drei Jahren in Monaco ein Sieg gelungen, damals noch im Red Bull. "Gewinnen ist das eine, aber ein Doppelsieg ist ein Wahnsinn. Ich habe keine Worte dafür", schwärmte Ricciardo mit Blick auf Norris. Der Brite schaffte mit Rang zwei sein bestes Karriereresultat und machte den ersten Doppelerfolg für das Traditionsteam seit Kanada 2010 perfekt.

McLaren liegt in der Konstrukteurswertung nun wieder vor Ferrari auf Platz drei. Charles Leclerc (4.) und Carlos Sainz (6.) fuhren im Tifosi-Land ein für die Scuderia erträgliches Ergebnis ein. Red-Bull-Mann Sergio Perez (5.) musste Rang drei wegen einer Strafe an Bottas abtreten.

Verstappen fünf Punkte vor Hamilton

Mercedes war mit besseren Karten auf die Highspeed-Strecke nach Italien gekommen – reist nun aber ohne WM-Umschwung zum 15. von 22 geplanten Saisonläufen in zwei Wochen in Sotschi (RUS). Verstappen verteidigt dort fünf Punkte Vorsprung im WM-Klassement. Der Niederländer holte im Autodromo Nazionale immerhin zwei Punkte durch Rang zwei im Samstag-Sprint.

Die Angelegenheit war für die Silberpfeile bereits durch die samstäglichen Ereignisse diffizil geworden. Denn Sprint-Sieger Bottas blieb nach einem Wechsel der Antriebseinheit nur der Start vom Ende des Feldes, und Hamilton musste mit Startplatz fünf vorlieb nehmen. Mercedes wollte dementsprechend im Rennen "etwas anders machen als die anderen", wie Teamchef Toto Wolff kurz vor dem Start im ORF verriet. Man ging ins Risiko, als einziger der Top 16 zog Hamilton (wie auch Bottas) den Hard-Reifen auf für einen möglichst langen ersten Stint. Der Reifenpoker schien zwischenzeitlich auch aufzugehen.

Zwei Fahrer, zwei Ansichten

Doch dann kam die verhängnisvolle Runde 26. Hamilton kehrte gerade aus der Boxengasse zurück und traf auf Verstappen, der zuvor durch einen völlig verpatzten Boxenstopp etwa neun Sekunden und den möglichen Sieg verloren hatte. Der Niederländer agierte dementsprechend mit dem Messer zwischen den Zähnen – und Hamilton gab nicht nach. Verstappen rumpelte über die Kerbs und fand sich auf Hamiltons Mercedes wieder, ehe er zu Fuß von dannen zog. "Er hat mich abgedrängt und zu wenig Platz gelassen", sagte er später.

Hamilton wollte das Erlebte anfangs nicht wahrhaben, legte aber vergeblich im unter dem Red Bull einklemmten Mercedes den Rückwärtsgang ein. Seine Sicht der Dinge: "Es war eine ähnliche Situation wie nach dem Start, als ich in die Auslaufzone ausweichen musste, um eine Kollision mit ihm zu vermeiden. Max hätte das beim zweiten Vorfall auch machen können, doch er wollte mir heute einfach keinen Platz lassen." (APA, sid, red, 12.9.2021)

Formel-1-GP von Italien am Sonntag in Monza:
Rennlänge: 53 Runden zu je 5,793 km = 307,029 km

1. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 1:21:54,365
2. Lando Norris (GBR) McLaren +1,747
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +4,921
4. Charles Leclerc (MON) Ferrari +7,309
5. Sergio Perez (MEX) Red Bull +8,723
6. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +10,535
7. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +15,804
8. Fernando Alonso (ESP) Alpine +17,201
9. George Russell (GBR) Williams +19,742
10. Esteban Ocon (FRA) Alpine +20,868
11. Nicholas Latifi (CAN) Williams +23,743
12. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +24,621
13. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +27,216
14. Robert Kubica (POL) Alfa Romeo +29,769
15. Mick Schumacher (GER) Haas +51,088

Ausgeschieden: Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri, Lewis Hamilton (GBR) Mercedes, Max Verstappen (NED) Red Bull, Nikita Masepin (RUS) Haas

Nicht gestartet: Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri

Schnellste Runde: Daniel Ricciardo (AUS) McLaren in der 53. Runde in 1:24,812 (Schnitt: 245,890 km/h)

WM-Stand (nach 14 von 22 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 226,5
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 221,5
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 141
4. Lando Norris (GBR) McLaren 132
5. Sergio Perez (MEX) Red Bull 118
6. Charles Leclerc (MON) Ferrari 104
7. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 97,5
8. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 83
9. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 66
10. Fernando Alonso (ESP) Alpine 50
11. Esteban Ocon (FRA) Alpine 45
12. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin 35
13. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 24
14. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 18
15. George Russell (GBR) Williams 15
16. Nicholas Latifi (CAN) Williams 7
17. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 2
18. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo 1

Stand Konstrukteurs-WM (nach 14 von 22 Rennen):

1. Mercedes 362,5
2. Red Bull 344,5
3. McLaren 215
4. Ferrari 201,5
5. Alpine 95
6. AlphaTauri 84
7. Aston Martin 59
8. Williams 22
9. Alfa Romeo 3

Nächstes Rennen: Grand Prix von Russland am 26. September in Sotschi