Die Diskussion um eine Reform der Arbeitsmarktpolitik verläuft zumeist entlang ideologischer Fronten – leider. Bei Vorschlägen aus der Wirtschaft schwingt oft die Vermutung mit, viele Arbeitslose würden sich nicht ernsthaft um neue Jobs bemühen. Die Gewerkschaften wiederum wittern hinter jedem Reformanstoß einen Plan, den Arbeitslosen das Geld zu kürzen und ihnen das Leben schwerzumachen.

Je mehr Personal das AMS für Beratung und Betreuung von Arbeitslosen hat, desto leichter finden diese wieder einen Job.
Foto: imago images/Roland Mühlanger

Dabei wäre die jetzige Lage am Arbeitsmarkt ein guter Anlass für eine sachliche Debatte: Es gibt nicht nur viele Arbeitslose, sondern auch besonders viele offene Stellen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben hier das gleiche Interesse: dass Jobsuchende rasch wieder eine Anstellung finden. Das nützt ihnen persönlich genauso wie der Wirtschaft. Nach diesem Kriterium allein sollte jeder Vorschlag bewertet werden.

Ob die von AMS-Vorstand Johannes Kopf ins Spiel gebrachte Einschränkung der Zuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose diesem Ziel dient, gehört wissenschaftlich untersucht und womöglich durch regionale Versuche getestet. Wie lassen sich die Jobchancen für Ältere erweitern, damit weniger Menschen in die Frühpension flüchten? Auch das ist eine Frage, die sachlich und nicht ideologisch beantwortet werden muss.

Eines aber steht außer Zweifel: Je mehr Personal das AMS für Beratung und Betreuung von Arbeitslosen hat, desto leichter finden diese wieder einen Job. Das wäre ein Gewinn für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und letztlich auch die Steuerzahler. (Eric Frey, 12.9.2021)