"Alles okay" oder doch ein verstecktes Zeichen für die harte Rechte? Ein Handzeichen der Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek sorgt für Diskussionen.

Foto: Screenshot Instagram

Laut FPÖ Beleg für die Harmlosigkeit der Okay-Geste: Scan eines Zeitungsinserates des Landes Oberösterreich zur bevorstehenden Landtagswahl am 26. September von der FPÖ an den STANDARD übermittelt.

Foto: FPÖ/Dom Kamper

Für Simon Heilig-Hofbauer ist die Sachlage völlig klar: "Es ist schockierend, wie wenig Berührungsängste die FPÖ Salzburg mit der extremen Rechten hat", sagt der Landesparteigeschäftsführer der Salzburger Grünen. Heilig-Hofbauer bezieht sich auf ein Instagram-Posting der Salzburger FPÖ-Vorsitzenden Marlene Svazek, auf welchem diese laut Heilig-Hofbauer mit der "White Power"-Handgeste zu sehen sein soll.

Neben Svazek ist auf dem Foto Roman Möseneder abgebildet – ein Salzburger RFJ-Funktionär, der wiederholt wegen Kontakten in die rechte Szene und zu den Identitären in die Schlagzeilen geraten ist und der von der Salzburger JVP als einer der "verhaltensauffälligsten Akteure der rechten Szene" bezeichnet wird.

Bedeutungswandel

Dass der Landesparteigeschäftsführer der Grünen die Geste von Svazek – vermutlich ist das Foto nach einer Müllsammelaktion der FPÖ-Jugendorganisation RFJ entstanden – überhaupt mit "der extremen Rechten" in Verbindung bringt, liegt am Bedeutungswandel, den das Handzeichen in den vergangenen Jahren erfahren hat.

Ursprünglich war mit dem Aneinanderhalten von Daumen- und Zeigefingerspitze und dem so entstehenden Kreis ein Zeichen gemeint, dass alles okay sei, dass alles passe. Unter Tauchern beispielsweise ist die Geste weitverbreitet.

Inzwischen wird die Geste freilich auch von rechten Gruppen verwendet, um "die Überlegenheit des weißen Mannes auszudrücken".

Hassgeste

Daumen und Zeigefinger bilden ein P, die anderen drei Finger ein W. Zusammen soll WP für White Power stehen. Die Anti-Defamation League (ADL) hat diese Geste inzwischen in einer Datenbank aufgenommen, die Hassgesten und -symbole sammelt.

International bekannt geworden ist diese Interpretation der Geste durch rechte Demonstranten in den USA und durch das Attentat im neuseeländischen Christchurch im März 2019. Es gibt Fotos aus dem Gerichtssaal, die den Täter mit ebenjener Handgeste zeigen.

"Lächerlich"

Ganz anders sieht Dom Kamper, Klubdirektor und Pressesprecher der Salzburger Freiheitlichen, die Sache. Für ihn ist die Debatte über die Handgeste "lächerlich". Den Grünen sei wohl fad, meint er. Und die Grünen wollten von ihren eigenen Problemen – etwa beim Anstieg der Covid-Zahlen – ablenken.

Als Beleg für die Harmlosigkeit der Okay-Geste übermittelte Kamper dem STANDARD den Scan eines Zeitungsinserates des Landes Oberösterreich zur bevorstehenden Landtagswahl am 26. September. Auf dem Foto des Inserates ist eine junge Frau zu sehen, die mit der Okay-Geste – also mit dem Aneinanderhalten von Daumen- und Zeigefingerspitze – für die Teilnahme an dem Wahlgang wirbt.

Von Svazek selbst werde es keine Erklärung in der Causa geben, sagt Kamper: "Sie hat Wichtigeres zu tun." (Thomas Neuhold, 13.9.2021)