Ein weiterer Vorteil der CD gegenüber Streaming: Sie glitzert schön. Viele von uns haben das wieder vergessen.

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Wir sollten öfter CDs brennen. Zugeben, das ist eine gewagte These in einer Zeit, in der die Musik-CD laut Marktreport des Branchenverbands IFPI nur noch 30,5 Millionen Euro Umsatz zum heimischen Musikmarkt beisteuert – ein Minus von 22 Prozent, während das Streaming-Business um 32,4 Prozent auf 91,6 Millionen Euro wuchs.

Der Musikmarkt 2020 im Überblick.
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Doch gerade der Siegeszug des Digitalen könnte eine Gegenbewegung des Haptischen befeuern. Das zeigt sich bereits bei der Vinyl-Schallplatte, deren Umsatz 2020 um gut 15 Prozent gewachsen ist. Weil sich Vinyl aber schwer zu Hause bespielen lässt, könnte die Audio-CD diese Lücke füllen.

Freiraum zum Selbermachen

Damit meine ich nicht, dass man CD-Rohlinge mit Raubkopien bespielen sollte – das wäre illegal und respektlos gegenüber den Musikern. Aber die aktuellen technischen Möglichkeiten bieten Potenzial, um selbst kreativ zu werden. So ist die App Garageband auf Apples Geräten ein treuer Begleiter für Hobbymusiker: die Bedienung ist kinderleicht, zugleich werden diverse semiprofessionelle Ansprüche erfüllt.

Eine Alternative zu Garageband ist eine App, die auf jedem Smartphone läuft: der Sprachrecorder. Hier wird die Rec-Taste gedrückt, es wird aufgenommen, gespeichert. Fertig. Die Möglichkeiten sind hier mannigfaltig: Wer mit Freunden musiziert, holt rasch das Handy heraus und startet die Aufnahme. Wenn das Kind lauthals zu singen beginnt, wird Rec gedrückt. Und Jungeltern können mit Audiotagebüchern den Fortschritt ihres Neugeborenen dokumentieren – das ist deutlich zeitsparender, als dies schriftlich festzuhalten. Und Zeit ist für Eltern bekanntermaßen das höchste Gut.

Veredelung unter dem Weihnachtsbaum

Die kreierten Daten können anschließend auf einer Festplatte virtuell verschimmeln – oder man macht das, was BWL-Studenten als die "Veredelung von Dienstleistungen" kennen: Man presst ein virtuelles Gut in physische Form, brennt es also auf CD. Kombiniert mit einem schicken Cover gibt so der "Gesang" des Nachwuchses auch ein nettes Weihnachtsgeschenk für die Großeltern her – welches deutlich kreativer ist als ein Gutschein für einen Brunch, der dann eh nie eingelöst wird. (Stefan Mey, 14.9.2021)