"Der III. Weg" ist nur eine von dutzenden Kleinparteien, die gerne in den Bundestag einziehen wollen. Mit einer breiten Unterstützung durch die Wähler kann sie jedoch nicht rechnen.

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Das Spektrum reicht von obskur bis bemüht und von bunt bis braun. Eine Auswahl.

DKP: Revolution als Ziel

"Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf", sagte einst DDR-Machthaber Erich Honecker. Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP), die bis zum Ende des SED-Regimes eng mit der DDR verbandelt war, will die untergegangene Utopie nun wiederbeleben. Der Austritt aus der Nato, eine Millionärssteuer, das Ende von Hartz IV sowie die Enteignung privater Wohnungsgesellschaften sollen all jenen Deutschen Hoffnung geben, für die die Linkspartei zu sehr Establishment ist. Der Verfassungsschutz ordnete die Partei des Bundesvorsitzenden Patrik Köbele 2020 als linksextremistisch ein. Erst nach einer Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof darf die DKP heuer antreten.

Freie Wähler: Aus Bayern für Berlin

Gerade einmal ein Prozent der Deutschen konnte sich bei der vergangenen Bundestagswahl 2017 für die Freien Wähler erwärmen. Und das, obwohl die laut Selbstbeschreibung liberalen Konservativen in Bayern durchaus über Hausmacht verfügen. Dort regiert der leutselige – und demonstrativ impfkritische – Parteichef und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger seit 2018 weitgehend friktionsfrei als Juniorpartner der CSU. In Rheinland-Pfalz zog man im März mit 5,4 Prozent in den Landtag ein. Weiter nördlich bekamen die Freien Wähler, die sich vor allem der Stärkung der Kommunen verschrieben haben und zwei Abgeordnete im EU-Parlament stellen, hingegen bisher nie einen Fuß auf den Boden.

Liebe: Hippies mit Attitüde

Trotz des schönsten aller Parteinamens sehnen sich laut Mitgliederzahlen gerade einmal 53 Menschen zwischen dem Watzmann und dem Wattenmeer nach Liebe, wie die amtliche Kurzform der "Europäischen Partei Liebe" lautet. Was nach Love, Peace and Happiness klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als durchaus ganzheitlicher Ansatz. Die Liebe zu Mensch und Tier ist für die 2018 gegründete und von Dimitry Kuzmin geführte Gruppe Dreh- und Angelpunkt von Gesellschaft und Politik. Mit linksliberalen Positionen, etwa bei Frauenrechten, der EU und Gesundheitsversorgung, dürfte man angesichts der vielen Nebenbuhler auf diesem Gebiet aber auch heuer auf eher wenig Gegenliebe stoßen.

Die Basis: Quergedacht

Man sei weder rechts noch links, sondern ganz einfach sachlich, heißt es von der im Sommer 2020 gegründeten Basisdemokratischen Partei Deutschland, die sich kurz Die Basis nennt. Auf jeden Fall sammelt sich unter den 27.000 Mitgliedern alles, was unter den sogenannten Querdenkern Rang und Namen hat. Was sie eint, sind die Ablehnung der Corona-Maßnahmen und die Forderung nach mehr Volksabstimmungen. Und doch finden dort auch einige Stimmen Gehör, die so gar nicht sachlich klingen: So will etwa der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi in den Bundestag einziehen, der gerne Fake-News zu Corona verbreitet, andererseits aber für auch für antisemitische Verschwörungserzählungen bekannt ist.

V-Partei: Fleischlos glücklich

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die "Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer", kurz V-Partei, die einzige der 47 Gruppierungen im Wahlkampf, die auf einer Messe gegründet wurde. 2016 hoben Gegnerinnen und Gegner des Fleischkonsums auf der Münchner Veggie World die neue Partei aus der Taufe. Deren Wahlspruch "Wir lieben das Leben" ist dezidiert auf Mensch und Tier gleichermaßen gemünzt. Ihr langfristiges Ziel definiert die V-Partei demnach auch wenig überraschend im Ausstieg aus der Nutztierhaltung. Zielgruppenorientiert fordert man außerdem die Senkung des Wahlalters auf 15 Jahre. 2017 erreichte die V-Partei unter Führung von Roland Wegner immerhin 0,1 Prozent.

Volt: United States of Europa

Indirekt gehören die knapp 3000 Mitglieder der Partei Volt Deutschland zu den Brexit-Gewinnern. Denn ohne das folgenschwere Ja der Britinnen und Briten zum EU-Austritt 2016 wäre die europäische Mutterpartei wohl nicht gegründet worden. Heute versteht sich die Partei, die seither in 29 Ländern Filialen eröffnet hat, als die wohl radikalste Pro-EU-Gruppierung zwischen Lampedusa und Spitzbergen. Ihr Ziel: ein europäischer Bundesstaat. Bis es so weit ist, will Volt mit seinen Vorsitzenden Friederike Schier und Paul Loeper Deutschland bis 2040 klimaneutral machen, die Schiene ausbauen und ein Zentralabitur durchboxen. Bei der Europawahl 2019 errang Volt ein deutsches EU-Mandat.

III. Weg: Heim ins Reich

Wer schon seit längerem findet, die Demokratie sei überholt und früher, etwa von 1933 bis 1945, sei alles besser gewesen, der – oder die – findet mit dem sogenannten III. Weg nun endlich eine passende Alternative. Anders als die vergleichsweise gemäßigte AfD, die zuletzt 12,6 Prozent der Stimmen holte, gibt sich der III. Weg erst gar keine Mühe, sich vom offenen Rechtsextremismus zu distanzieren. Ganz im Gegenteil. Ihr Führer Klaus Armstroff würde, wäre er Kanzler, Deutschland gerne wieder vergrößern und im nationalsozialistischen Sinne ethnisch säubern. Bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz endete der III. Weg mit 0,1 Prozent der Stimmen freilich in einer Sackgasse. (Florian Niederndorfer, 14.9.2021)