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Auch in Mali selbst ist das Engagement Russlands Thema.

Foto: REUTERS/ Amadou Keita/File Photo

Malis Militärregierung steht offenbar kurz vor der Unterzeichnung einer Vereinbarung mit der russischen Söldnergruppe Wagner, die den Einsatz von bis zu 1.000 bezahlten Legionären im Kampf gegen islamistische Extremisten in dem westafrikanischen Krisenstaat vorsieht. Der Plan sorge in europäischen Diplomatenkreise für helle Aufregung, meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zahlreiche Fachleute: In Mali sind außer mehreren tausend französischen Fremdenlegionären auch weit über tausend deutsche Bundeswehrsoldaten stationiert.

Dem Reuters-Bericht zufolge soll die Gruppe Wagner für ihre Dienste mehr als zehn Millionen US-Dollar monatlich erhalten. Dazu gehöre unter anderem der persönliche Schutz des Präsidenten sowie die Ausbildung malischer Soldaten – sie wurden bisher von der europäischen Ausbildungsmission in Mali (EUTM) trainiert. Seit dem malischen Militärcoup im Mai ist die Mission suspendiert. Was im Fall eines Vertragsabschlusses zwischen der malischen Regierung und der Gruppe Wagner geschieht, müsse die Politik beantworten, heißt es von der Bundeswehr.

Paris gegen Moskau

Derzeit setze vor allem Frankreich alle diplomatischen Hebel in Bewegung, um den Söldnerdeal zu stoppen, meldet Reuters: Paris habe bereits Emissäre nach Moskau und Bamako gesandt. Mit der über 5.000-köpfigen Barkhane-Truppe hat Frankreich in der unruhigen Sahelzone mehr Soldaten als jede andere Nation stationiert. Paris betrachtet die ehemalige Kolonie als seinen Einflussbereich. Schließlich hatte Frankreich im Jänner 2012 mehr als zehntausend Soldaten nach Mali geschickt, nachdem die nördliche Hälfte des Landes von extremistischen Islamisten besetzt worden war. Deren oberflächliche Vertreibung gelang den französischen Legionären schnell – doch die Umtriebe der abgetauchten Extremisten vermochte sie nicht zu stoppen. Vor allem im Grenzgebiet zwischen Mali, Burkina Faso und dem Niger fallen den Unruhen derzeit mehr Menschen denn je zuvor zum Opfer.

Auch deshalb wird in Paris schon seit Monaten laut über eine Verringerung der militärischen Präsenz nachgedacht: Europäische Partner wie Deutschland sollten einen größeren Anteil übernehmen, heißt es in französischen Regierungskreisen. In Mali selbst werden Frankreichs Andeutungen als Bedrohung wahrgenommen: Die französische "Schutzmacht" könne das Interesse an ihrem afrikanischen Schützling genauso verlieren wie die amerikanische in Afghanistan, wird in Bamako befürchtet. In den Straßen der Hauptstadt kommt es immer öfter zu antifranzösischen Protesten, während die Militärregierung Paris die überraschend klare Distanzierung von den Putschisten vorwirft.

Abschreckendes Beispiel

General Assimi Goïta, der innerhalb eines Jahres gleich zweimal eine Regierung stürzte, weiß um die Achillesferse Frankreichs: den Konkurrenzkampf zwischen Paris und Moskau um politischen Einfluss und den Zugang zu afrikanischen Rohstoffvorkommen. Frankreich musste in der Zentralafrikanischen Republik eine empfindliche Niederlage einstecken: Dort setzten sich Moskau und seine "private" Gruppe Wagner als Vertrauenspartner des angeschlagenen Präsidenten Faustin Archange Touadéra durch. Die Söldnertruppe lässt sich den Einsatz ihrer bis zu 2.000 "Militärberater" über den Zugang zu den Diamantenvorkommen im Nordosten des Landes bezahlen. Ein ähnliches Arrangement könnte auch im goldreichen Mali getroffen worden sein.

Die Gruppe Wagner breitet sich seit mehreren Jahren immer weiter über Afrika aus: Sie war mit über 2.000 Söldnern am libyschen Bürgerkrieg beteiligt, versuchte den inzwischen gestürzten sudanesischen Diktator Omar al-Bashir zu stützen, kämpfte gegen islamistische Extremisten im Norden Mosambiks und schützt die Interessen von Minenunternehmen im Kongo oder in Madagaskar. Der Vorstoß Russlands in Afrika ist in der Regel auch mit größeren Waffengeschäften verbunden: 16 Prozent des russischen Waffenhandels werden mit afrikanischen Regierungen bestritten. (Johannes Dieterich, 15.9.2021)