Gerade einmal etwas mehr als eine Woche ist im neuen Schuljahr im Osten Österreichs vergangen – und schon sitzen hunderte Kinder landesweit wieder zu Hause. Die Corona-Infektionszahlen steigen. Auch wenn sich alle Beteiligten bemühen, das Virus aus den Klassenzimmern fernzuhalten, erscheint das bei der derzeitigen Infektionslage unrealistisch. Für viele Kinder ist das nun bereits das dritte Corona-Schuljahr. Von Normalität keine Spur. Und wenn man zehn Tage wegen einer Quarantäne aus dem Schulalltag gerissen wird, trägt das zu noch mehr Unstetigkeit bei.

Schulkinder einer Volksschule beim Coronatesten.
Foto: APA/HANS PUNZ

Insofern ist die Verkürzung der Quarantäne auf fünf statt zehn Tage zu begrüßen – vorausgesetzt natürlich, dass nach fünf Tagen ein PCR-Test gemacht und das Ergebnis auch gewissenhaft kontrolliert wird. Dieses Vorgehen ermöglicht zumindest ein kürzeres Fernbleiben vom Unterricht. Und die betroffenen Kinder versäumen nicht ganz so große Mengen im Lehrstoff.

Impfquote

Dazu kommt, dass man nach eineinhalb Jahren Pandemie nicht die Kleinsten die Fehler der Großen ausbaden lassen sollte. Die Auswirkungen von Lockdowns und Quarantänesituationen auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen sind hinlänglich bekannt. Die angestrebte Impfquote wurde bei den Erwachsenen nicht erreicht. Für unter Zwölfjährige gibt es noch nicht einmal einen zugelassenen Impfstoff. Hätten sich mehr Erwachsene impfen lassen – die Situation würde auch in den Bildungseinrichtungen anders, nämlich entspannter sein.

Übrigens ist es noch nicht zu spät, sich impfen zu lassen. Wenn das Schuljahr schon so turbulent beginnt, vor welcher Situation werden wir erst im November stehen? Erwachsene tragen mit ihrer Impfung dazu bei, dass in die Schulen wieder Normalität einkehren kann. Tun wir der Jugend doch diesen Gefallen – und vertrauen in Sachen Impfung der Wissenschaft. Kinder und Jugendliche haben sich Vorrang verdient – nach all den Entbehrungen der vergangenen Monate.

Was die Verkürzung der Quarantäne übrigens nicht vordergründig sein sollte: eine Reaktion darauf, dass viele Eltern nun vor dem Problem stehen, Betreuungspflichten wahrnehmen zu müssen – ohne auf das Modell der Sonderbetreuungszeit zurückgreifen zu können. Dieses wurde mit Beginn des Sommers eingestellt. Und tritt in einer Neuauflage erst im Oktober wieder in Kraft. Es zeugt leider von Realitätsverweigerung, wenn die Regierung erst jetzt draufkommt, dass Zusatzbetreuungen auch in diesem Schuljahr notwendig sind. (Rosa Winkler-Hermaden, 14.9.2021)