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Jonas Gahr Støre wird nächster Premierminister Norwegens.

Foto: Terje Bendiksby/NTB via AP

Er ist wieder oben: Der 61-jährige Jonas Gahr Støre ist nach der schweren Wahlniederlage 2017 jetzt der strahlende Sieger in Oslo. Der Chef der linksliberalen Arbeiterpartei (Ap) wird der nächste Premierminister Norwegens und löst Erna Solberg ab.

Damit hat der Millionär Støre einmal mehr bewiesen, dass er trotz seines Reichtums das linke Wählerspektrum und die sogenannten kleinen Leute ansprechen kann. Umgerechnet 14 Millionen Euro soll er auf dem Konto haben – Geld, das vor allem noch aus dem Vermögen seines Großvaters stammt, der Besitzer des Ofenproduzenten Jøtul war. "Meine finanzielle Situation ist nicht normal, aber viele Dinge zu Hause sind es", sagte Støre der Nachrichtenagentur AFP. Seit fast 40 Jahren ist er mit seiner Frau Marit Slagsvold zusammen. Im vergangenen Jahr hatte das Paar offen über frühere Beziehungsprobleme und eine Paartherapie gesprochen. Sie sind Eltern von drei Kindern.

Im Gegensatz zur abgewählten Solberg war Støre schon immer "staatsmännischer", wie der Politikwissenschafter Tor Georg Jakobsen dem STANDARD sagte. Nach seiner Ausbildung an der Marineakademie in Bergen studierte er unter anderem Politikwissenschaften am Institut d’Études Politiques de Paris. Mit nicht einmal 30 Jahren wurde er Berater im Kabinett der ersten Premierministerin Gro Harlem Brundtland. Er verhandelte unter anderem über den (nicht erfolgten) EU-Beitritt Norwegens und folgte Harlem Brundtland schließlich zur Weltgesundheitsorganisation, als sie deren Chefin wurde.

Im Visier des Utøya-Terroristen

Der spätere Premier Jens Stoltenberg holte ihn zurück, zuerst als Kabinettschef, dann als Außenminister. Laut Umfragen war Støre der beliebteste Minister dieser Amtszeit. Und das, obwohl in Norwegen die Anerkennung der Hamas-Regierung in den palästinensischen Gebieten 2007 heftig umstritten war. Ein Jahr später entging Støre in Kabul einem Anschlag, bei dem sechs Menschen starben. 2011 hatte er nur einen Tag vor dem rechtsterroristischen Amoklauf in Oslo und auf der Insel Utøya das Sommerlager der Ap-Jugend auf der Insel besucht. Støre stand auch auf der Liste des Attentäters.

Nun hat der Arbeiterpartei-Chef die Zustimmung der Wählerinnen und Wähler zu seiner präferierten Koalition mit der Zentrumspartei und der Sozialistischen Linken erhalten. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, wie stabil das Bündnis wird, das Støre an der Spitze halten soll. (Bianca Blei, 14.9.2021)