Suvad Zlatic gewinnt die Sommelier-Meisterschaft 2021

Foto: Christine Miess

Alle zwei Jahre finden in Österreich die Nationalmeisterschaften der Sommeliers statt. Die Weinprofis messen dabei ihr Können was Verkostung, theoretisches Wissen, Verkaufstalent und Gastgeberqualitäten betrifft. Mit Suvad Zlatic gewinnt ein erfahrener Wettkampfteilnehmer. Er hat Österreich bereits bei der WM in Argentinien 2016 vertreten und tritt nun erneut bei der Weltmeisterschaft 2022 in Frankreich an.

Wettkampf unter Weinprofis

"Your candidate number please", heißt es aus dem Gremium dass sich am 14. September in Schloß Gabelhofen in der Steiermark versammelt hat, um den besten Sommelier des Landes zu küren. "Number 7", antwortet Suvad Zlatic. Vor ihm steht ein schwarzes Glas. Die Aufgabe, die ihm die Jury stellt: "Wir haben 100 Flaschen von diesem Getränk gefunden. Können Sie uns sagen, was es ist. Sie haben eine Minute Zeit." Der gesamte Wettkampf findet in englischer Sprache statt. So werden die Teilnehmer auf internationale Bewerbe vorbereitet.

Sommeliers aus allen Teilen Österreichs traten bei der Meisterschaft in Schloss Gabelhofen gegeneinander an
Foto: Christine Miess

Zlatic kostet, lächelt und legt los: "Das ist ein wundervoller Wein. Anklänge von Trockenfrüchten, nussige Töne, definitiv eine Fortified Wine." (Anm. Fortified Weine sind gespritete Weine wie es zum Beispiel Portwein und Sherry sind).

Zlatic ist sich sicher: Hier haben wir es mit einem Commandaria zu tun, einem speziellen aufgespriteten Wein aus Zypern. Darauf folgen Ideen von der Mitarbeiter-Schulung über Weinbegleitung und Cocktail-Kreationen bis hin zur Online-Verkostung mit diesem speziellen Wein, um die imaginär gefundenen hundert Flaschen zu verkaufen.

Käse und Wein

Bei der nächsten Aufgabenstellung geht es darum die Kombination vom weißen Schimmelkäse mit besagten Fortified Wine zu überprüfen, und zu erklären, warum sie funktioniert oder eben nicht. Sechs Kandidaten messen sich in diesem Halbfinale an Käse und Wein. Die Vorschläge, um welchen Wein es sich denn tatsächlich handelt, reichen von Madeira, über Portwein, Commandaria und Sherry. Das sind allesamt gespritete Weine. Im Glas befand sich letztendlich tatsächlich ein Medium Dry Sherry.

Das Grandiose an Zlatic Performance: Nach seinem leichtfüßigen Lobgesang auf den Commandaria, der gar keiner war, würde man im Restaurant die Wette nicht eingehen wollen, ob der Gast nun beim Sherry bliebe oder doch lieber auf einen Commandaria umschwenken würde.

Grande Finale

Ins Finale schaffen es schließlich Suvad Zlatic, der in Tirol ein Wein-Consulting-Unternehmen unterhält, Benjamin Zimmerling, der aktuell im Familux Resort Dachsteinkönig als Sommelier tätig ist, und Stefan Klettner, Sommelier im Burg Vitalresort in Lech.

Die drei Finalisten der Sommelier-Meisterschaft 2021: Stefan Klettner, Suvad Zlatic und Benjamin Zimmerling (v.li.n.re.)
Foto: Christine Miess

Das Finale ist Teil des Abschlussdinners der Meisterschaft, an dessen Tische die übrigen, bereits ausgeschiedenen Teilnehmer, Partner und Jury Platz nehmen. "Näher an der Realität kann man nicht dran sein, als eine Restaurant-Situation herzustellen", sagt Annemarie Foidl, Präsidentin des Sommelierverbandes Österreich.

Jetzt geht es für die drei Finalisten darum, einen perfekten Weinservice zu liefern, Fehler in Weinkarten zu entdecken, mit Coravin, einer speziellen Nadel mit der sich Kleinstmengen aus geschlossenen Weinflaschen entnehmen lassen, Wein zu servieren, Weinpersönlichkkeiten sowie bekannte Rieden auf Fotos zu erkennen und Spirituosen blind zu verkosten. Der Elan und die Professionalität sind beeindruckend, mit der alle drei um die Tische wirbeln.

Zitter-Partie

Der hohe Nervositätsgrad ist nur zu erkennen, wenn es darum geht, wie im Halbfinale, die Gabel mit Schimmelkäse ohne massives Zittern an den Mund zu führen, oder im Finale das Glas beim Einschenken ruhig in der Hand zu halten. Es geht immerhin um sehr viel. Wer Bewerbe wie diesen gewinnt, erfährt nicht nur innerhalb der Branche eine Aufwertung, auch Reisen zu weiteren Wettbewerben, Vorträge auf internationaler Ebene sowie Einladungen in Weinregionen warten auf die Gewinner.

Die sympathiegeladene Dynamik der Teilnehmer beim Service beeindruckte
Foto: Christine Miess

Noch erfreulicher als die professionelle Performance der Teilnehmer, die zeigen, wie schön der Beruf eines Sommeliers sein kann, aber auch, wie viel Arbeit und Wissen es abverlangt zur Spitze zu gehören, ist nur der Zusammenhalt unter den Kollegen.

In einem Berufsstand zu arbeiten, in dem der eine die Performance des anderen filmt, um dann gemeinsam zu analysieren, und gemeinsames Verkostungstraining zur Tagesordnung gehört, ist bestimmt schön. Ebenso schön ist es zu wissen, dass sich die Gäste bei diesen österreichischen Sommeliers getrost zurücklehnen dürfen. Sie sind in kundigen Händen. (Nina Wessely, 15.9.2021)