Gerade zu Beginn der Jobsuche ergaben sich durch die Pandemie für die Berufsanfänger mehr Schwierigkeiten als erwartet.

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Wie kommen Berufsanfänger mit den veränderten Bedingungen in Zeiten der Pandemie zurecht? Eine aktuelle Studie von Onepoll im Auftrag des Karrierenetzwerks Linkedin zeigt, dass sich vor allem der Bewerbungsprozess für viele schwierig gestaltet. Befragt wurden 1.000 deutsche Erwachsene, die während Corona ein Praktikum absolvierten, eine Ausbildung begannen oder ins Berufsleben eintraten.

Gerade zu Beginn der Jobsuche eröffneten sich durch die Pandemie für die Berufsanfänger mehr Schwierigkeiten als erwartet. So musste über ein Viertel der Teilnehmenden mehr Bewerbungen verschicken als geplant, während 23 Prozent ihre Suche auf andere Branchen ausgeweitet haben, da sie in ihrem angestrebten Bereich keine Arbeit finden konnten. Einstellungsstopps und damit ein größerer Ansturm auf die verbliebenen Stellen sorgten dafür, dass 43 Prozent die Suche am Anfang als hoffnungslos empfanden.

Insgesamt fand der gesamte Prozess bei knapp der Hälfte sowohl persönlich als auch auf digitalen Wegen statt, bei einem Drittel verlief er vollständig digital. Dies hatte auch Auswirkungen auf das Bewerbungsgespräch, insbesondere auf die Selbsteinschätzung der Kandidatinnen und Kandidaten. So waren jeweils knapp drei von zehn besonders nervös und konnten weniger gut abschätzen, wie ihre Antworten aufgenommen wurden. Gleichzeitig empfanden es 27 Prozent der Berufsanfänger als schwierig, sich ein genaueres Bild von dem Unternehmen zu verschaffen, bei dem sie sich vorstellten. Bei Gesprächen per Videokonferenz konnten sie zum Beispiel keinen Eindruck vom Arbeitsklima gewinnen.

Hohe Wechselbereitschaft

Im Durchschnitt mussten die Bewerber über fünf Wochen auf ein Angebot warten, und jeder Vierte hat aus Angst, keinen anderen Job zu finden, direkt das erste Angebot angenommen. Entsprechend sind von ihnen nur 15 Prozent soweit zufrieden, dass sie aktuell nicht erneut suchen. Mehr als die Hälfte wartet zudem nur auf das richtige Angebot, um dann zu wechseln. Unter denjenigen, die ihre Suche auf andere Branchen ausdehnen mussten, sieht es ähnlich aus: Auch hier wollen 60 Prozent bei einer passenden Gelegenheit ihren Arbeitgeber verlassen.

Dennoch verlief der Einstieg für die meisten Berufsanfänger positiv. Ein großer Erfolg für die Arbeitgeber ist demnach, dass sich 94 Prozent der Befragten in ihren Teams angekommen fühlen. Jeweils etwas mehr als ein Drittel hatte dabei überhaupt keine Probleme, unabhängig davon, ob sie vor Ort oder im Homeoffice arbeiteten, während ein Viertel mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Mentoring gefragt

Dank kreativer Lösungen konnten Unternehmen auch mit ihrer Firmenkultur überzeugen, weniger aber beim Thema Mentoring: Zwar lobte ein Drittel der Befragten die gebotenen Möglichkeiten, fast genauso vielen fehlte trotz digitaler Angebote jedoch das persönliche Mentoring vor Ort. Wenn Unternehmen weiterhin hybride Arbeitsmodelle anbieten wollen, sollten sie laut den Studienautoren Alternativen schaffen, um Jobstarter noch besser zu unterstützen. (red, 15.9.2021)