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"Ted Lasso" gehört zu den erfolgreichsten Serien des Streaming-Service Apple TV+.

Foto: Jordan Strauss/Invision/AP

1,24 Apple-Produkte werden in der Erfolgsserie "Ted Lasso" pro Minute eingeblendet. Der hauseigene Streamingdienst des Smartphone-Herstellers geizt in vielen seiner erfolgreichen Sendungen nicht mit dem prominenten Platzieren von Facetime, Airpods oder iPhones.

Das geht aus einer Auswertung hervor, für die das "Wall Street Journal" mehr als 26.000 Minuten und damit rund 74 Folgen diverser Apple-TV+-Serien analysiert hat. Über 700 Einstellungen wurden gefunden, in denen Apple-Produkte vor die Kamera gehalten wurden. Die beliebtesten waren iPhones (300) vor Macbooks (120) und Airpods (40).

Wilson

Product-Placement ist nichts Neues. Film und Fernsehen haben seit Jahrzehnten mehr oder weniger subtil bestimmte Marken eingesetzt, um so eine zusätzliche Finanzierung aufzustellen. Meist wirkt es, wie zahlreiche Beispiele beweisen. So fischt sich Tom Cruise in "Die Firma" bereits 1993 ein kühles Red-Stripe-Bier aus dem Kühlschrank. Nur einen Monat nach Kinostart stieg der Umsatz der Marke in den USA um 50 Prozent.

2002 begleitete eine Printkampagne von Victoria's Secret den Film "Men in Black 2", in dem Aliens genau diese Anzeige zu Gesicht bekommen. Auch James Bond wechselte auffallend oft die Automarke, und ein plumpes Beispiel wäre mit Sicherheit noch die iPod-Platzierung in "Blade: Trinity" aus dem Jahr 2004. Abschließend vielleicht noch eines der bekanntesten Product-Placements: der Volleyball der Firma Wilson im Film "Cast Away" mit Tom Hanks. Wilson brachte nach dem Film sogar eine Sonderedition des Balls in den Verkauf, der den berühmten roten Handabdruck zeigte.

Übertrieben oft

Warum also die Aufregung bei Apple, wenn die Firma auf ihrem eigenen Kanal etwas mehr Apple-Produkte einblendet? Auch ohne die Analyse des "Wall Street Journal" fällt in Serien wie "Ted Lasso" oder "The Morning Show" auf, dass Apple-Produkte schon sehr oft vorkommen – und dann auch ohne große Notwendigkeit beim Namen genannt werden. Zudem muss sich Apple keiner weiteren Partei, etwa Filmproduzenten oder Qualitätssicherern, stellen – es ist Apples Kanal, also gelten auch Apples Regeln.

Im Beitrag kommt auch die auf Product-Placement spezialisierte Universitätsprofessorin Cristel Russell zu Wort, die noch einige weitere Details nennt, die bei Apple TV+ auffallend sind. Sie erklärt die drei Dimensionen dieses Marketingmittels: "Wir denken hier in drei Dimensionen. Visuell – wo ist das Produkt im Bild platziert? –, Audio – werden bekannte Töne eingesetzt? – und Handlungsrelevanz, also ob das Produkt sinnvoll in die Story eingewoben wird."

All diese Dinge kämen im Übermaß vor. Großaufnahmen der Geräte, bekannte SMS-Geräusche und zum Teil mit Gewalt in Szene gesetzte Feature-Erklärungen. Etwa in "Ted Lasso", wenn der Protagonist seine Scheidungspapiere mit seinem Smartphone fotografiert und so unterschrieben zum Anwalt zurückschicken kann.

Als Apple-Kunde, der von dem Feature nichts wusste, kann man es sogar als Service sehen, ansonsten ist es natürlich sehr offensichtlich, dass Apple hier kleine Werbevideos in seinen TV-Sendungen verbaut – wie sonst Chips in Smartphones.

Böse Menschen

Auch analysiert die Professorin Russell, dass speziell die netten Charaktere in den Sendungen Apple-Produkte nutzen, die Gegenspieler oder weniger beliebten Figuren lieber Android oder Windows-PCs. Auch das ist nicht neu. In französischen Gangsterfilmen fahren die Bösen fast immer deutsche Autos, und auch in den USA waren solche Mechaniken schon vor Apple TV+ bekannt. Auch hier wird vor allem auf die plumpe Art verwiesen, wie es etwa in "Mythic Quest" inszeniert wird.

Forschungen hätten laut Russell schon längst bestätigt, dass diese Art des Marketings wirkt. Menschen hätten nach positiven Erlebnissen mit Produkten in Film und Fernsehen eine bessere Verbindung zu den gezeigten Produkten. So bleibt die Frage, ob man Apple TV+ deshalb als Werbekanal bezeichnen darf und kann. Für die einen wird es wohl ein solcher sein, für die anderen das Normalste auf der Welt. Schließlich sieht man iPhones und Airpods auch auf der Straße in einer Häufigkeit, dass man manchmal davon ausgehen muss, dass die Menschen für das Tragen und prominente Zur-Schau-Stellen bezahlt werden. (Alexander Amon, 16.9.2021)