Unter anderem haben wir das Gerät auf dem Balkon, also ohne störende Wände, getestet.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Wer gescheit vorplant, der hat mehr vom Leben. Und so denken wir schon jetzt mit wachsender Unruhe an die Weihnachtsfeiertage, an denen sich die gesamte Verwandtschaft bei den Großeltern einfindet, um sich dort zu Peak-Traffic-Zeiten einen überlasteten Hotspot irgendwo im Speckgürtel zu teilen. Doch halt: Wird da nicht seit Jahren von einer Lösung gesprochen? Genau! 5G sollte doch genug Bandbreite für alle bieten! Ob dem wirklich so ist, haben wir im Test der Fritzbox 6850 5G überprüft.

Fritzbox 6850: 5G im Blut

Bei der Fritzbox 6850 5G handelt es sich um eine Modem/Router-Kombination, die nicht an ein Festnetz abgeschlossen wird, sondern über einen Slot für eine 5G-Simkarte verfügt. Beworben werden hier bis zu 1,5 GBit/s, zur Not soll das Gerät aber auch mit den langsameren Mobilfunkstandards 4G und 3G kompatibel sein.

Außerdem ist es möglich, das WLAN der Fritzbox 6850 5G mit Hilfe von Mesh-Repeatern innerhalb der Wohnung zu verstärken. Und wer will, der kann einen Mediaserver oder auch ein Telefon an das Gerät anschließen.

Schnelle Einrichtung

Die Zeit zum Einrichten der Fritzbox 6850 5G inklusive Verbindung mit den Endgeräten liegt bei etwa einer halben Stunde, und der Prozess ist relativ unkompliziert. So wird zuerst die Mini-Sim-Karte in den dafür vorgesehenen Slot gesteckt und das Gerät anschließend mit dem Strom verbunden. Außerdem werden die mitgelieferten Antennen an der Rückseite angeschlossen und auf Wunsch noch ein Festnetztelefon – falls man so etwas im Jahr 2021 noch besitzen sollte – per Kabel angeschlossen. Schnurlos-Festnetztelefone können mit Hilfe der Fon/Dect-Taste verbunden werden.

Diverse Tasten auf dem Gerät erleichtern die Einrichtung.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Das Verbinden der Endgeräte erfolgt wie bei anderen WLAN-Systemen auch entweder über die Eingabe des entsprechenden Passworts – oder bei Smartphones durch den Scan des mitgelieferten QR-Codes, bzw. durch Drücken der Connect/WPS-Taste auf dem Router. Alternativ zum WLAN verfügt der Router über vier Möglichkeiten zum Anschließen von Geräten via LAN-Kabel.

Einrichten via Software

Wer sich in die Software des Geräts einlogged, der findet dort diverse Möglichkeiten zur Einrichtung und Individualisierung. So gibt es auch eine Ausrichthilfe für die Antennen, bei der angezeigt wird, mit welcher Positionierung des Geräts die besten Werte erreicht werden sollen.

Vier LAN-Anschlüsse dienen als Alternative zum WLAN.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Auch lässt sich hier einstellen, dass sich das WLAN zu einer bestimmten Tageszeit abschalten soll – eventuell praktisch, wenn der Nachwuchs nicht die ganze Nacht Fortnite zocken sollte. Und Gastronomen können Gäste-Zugänge einrichten, wenn sie nicht das gleiche WLAN verwenden wollen wie ihre Gäste.

Eher mäßige Speed-Werte

So weit, so gut. Doch was kommt nun wirklich am Ende der Leitung an? Hier weist die Software des Geräts bei einem Test am Wiener Stadtrand recht beeindruckende Werte aus, nämlich 866 MBit/s im Downstream und 585 MBit/s im Upstream. Seltsam nur, dass sich auf dem Endgerät trotzdem alles recht langsam anfühlte – was wiederum einen Speedtest über den vielgenutzten Service Ookla auf den Plan rief. Und dieser produzierte weitaus nüchternere Werte.

So erreichten wir mit dem Smartphone (iPhone 12 Pro Max) je nach Positionierung zwischen 24 und 51 MBit/s Downstream. Mit einem Gaming-Laptop erreichten wir im Test 18 MBit/s Downstream und 8,74 MBit/s Upstream. Das ist zwar besser als die sonst übliche Bandbreite in unterversorgten Gebieten (am Test-Standort werden via Festnetz selten über 10 MBit/s erreicht), liegt aber in Wahrheit eher im Spielfeld der Vorgängertechnologie 4G und somit deutlich unter der propagierten 5G-Super-duper-Geschwindigkeit.

Die Messwerte mit einem Gaming-Laptop am Stadtrand von Wien.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Ein zweiter Test in einer Neubauwohnung in Penzing brachte bessere, aber noch immer keine umwerfenden Werte: Hier lag der Download bei 85,82 Mbit/s, der Upload bei 39,16 MBit/s. Mit dieser Ausstattung war aber unter anderem ein Teams-Call ohne Probleme möglich – und was wünscht man sich mehr, als während eines Besuchs bei der Verwandtschaft ruckelfrei mit Kollegen zu konferieren?

Die Messwerte in Wien Penzing.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Überraschend sind schließlich auch die schlechten Ping-Werte: Während ich bei meinem regulären Festnetz-Internet auf 10 ms komme, lag der Messwert via 5G-Router in Penzing bei 18 ms, am Stadtrand gar bei 56 ms, jeweils gemessen per Ookla-Speedtest auf einem Gaming-Laptop.

Fazit: Besser als nichts, aber nicht besser als alles

Ich bin mit relativ viel Enthusiasmus an diesen Test herangegangen, weil ich erwartet habe, dass das Gerät wirklich ein Problem im Alltag löst: die Internet-Unterversorgung mancher Regionen in diesem wunderschönen Land. Positiv anzumerken ist auch tatsächlich die schnelle Einrichtung und die Tatsache, dass zumindest zweistellige Downstream-Werte erzielt wurden.

Das Versprechen vom Superduper-Datenturbo kann 5G zumindest in unserem Test aber leider derzeit noch nicht erfüllen. Das deckt sich auch ein wenig mit jüngsten Aussagen von HoT-Chef Michael Krammer, der laut Eigenangabe "keinen Unterschied beim Kundenerlebnis" zwischen 4G und 5G sieht. Zuletzt zeigte auch eine Studie von Ookla, dass das 5G-Netz in Österreich deutlich schlechter ist als zum Beispiel jenes in der Schweiz.

Wer sich also nun für einen 5G-Router entscheidet, der muss sich auf Enttäuschungen einstellen. Denn zwar sind die Werte in manchen Regionen zumindest besser als das Festnetz – die Revolution lässt jedoch noch weiter auf sich warten. (Stefan Mey, 18.9.2021)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Gerät wurde von AVM zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Die Sim-Karte wurde von A1 zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.