Im Jahr sechs nach Ausbruch des Dieselskandals fällt es schwer, an Zufall zu glauben. Während in Deutschland hunderttausende Verbraucher entschädigt wurden und Spitzenmanagern der Strafprozess gemacht wird, weil Volkswagen den Kunden Autos mit generalstabsmäßig manipulierter Abgasreinigung untergejubelt hat, warten tausende Fahrzeughalter in Österreich noch immer.

Hierzulande scheint es an (politischem) Druck zu mangeln. Es waren zwar, gemessen an der Bevölkerungszahl, mehr Kfz-Besitzer vom Abgasskandal betroffen, aber der Weltautokonzern rührt kein Ohrwaschel. Die Jahre ziehen ins Land, ohne dass die in Sammelverfahren wie jenen des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) gebündelten Geschädigten auch nur einen Cent bekamen. Aussitzen scheint die Devise zu sein.

Diese Strategie mag aus Sicht von VW erfolgversprechend sein, sofern es um Schadenersatz geht. Denn da wird die zugesprochene Entschädigung mit dem Nutzungsentgelt gegengerechnet. Je länger der Schummel-Pkw gefahren wird, desto niedriger die Entschädigung, die VW zahlen muss.

Der VKI verlangt für seine Klienten allerdings eine Preisminderung von 20 Prozent – und die verringert sich nicht mit steigendem Kilometerstand. Das könnte sich noch als weise Entscheidung entpuppen, denn das Gesetz sieht pro Jahr auch noch einen Zinsaufschlag von vier Prozent vor. (Luise Ungerboeck, 15.9.2021)