Die Coronaimpfung schützt vor einem schweren Verlauf der Krankheit.

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Es ist ja nicht erst seit gestern, dass die Corona-Pandemie auch Österreich heimgesucht hat. Es ist auch nicht erst seit gestern bekannt, dass es von verschiedenen Motiven geleitete Impfgegner gibt, deren Verhalten, milde ausgedrückt, die Bekämpfung der Pandemie erschwert und ebenso unsolidarisch wie unpatriotisch dazu beiträgt, dass Menschen, nicht selten übrigens sie selbst, erkranken und leider auch sterben. Die Wissenschaft hat rasch einen Impfstoff gegen die Seuche entwickelt, dessen Wirksamkeit unbestritten und allgemein zu besichtigen ist. Die Regierung hingegen hat einen Gesundheitsminister verschlissen und von Anfang an darin versagt, einen Impfstoff gegen jene Skepsis zu entwickeln, die mit einer halbwegs rationalen oder gar wissenschaftlichen Begründung gar nichts zu tun haben will.

Beschönigende Fernsehzeremonien

Nach Monaten der zögerlichen bis verspäteten Maßnahmen, der verharmlosenden bis beschönigenden Fernsehzeremonien halten wir noch immer bei den Versuchen, das Wesen des Impfgegnertums zu ergründen, statt ihm mit der gesundheitspolitisch erforderlichen Entschlossenheit entgegenzutreten. Da wurde schon einiges zutage gefördert, dem ein Körnchen Wahrheit nicht abzusprechen ist, an dieser aber doch vorbeigeht. Misstrauen gegenüber der Regierung ist ein beliebtes Argument. Das ist zwar prinzipiell angebracht und wäre es schon wegen ihrer Pandemiepolitik. Aber weder den Impfstoff hat die Regierung entwickelt, noch impft der Bundeskanzler. Und wer den Ärzten ungeimpft nicht vertraut, wird ihnen im Akutbett vertrauen müssen.

Ärzte, Virologen, Infektiologen haben sich in kaum noch zu überblickender Zahl und dauerpräsent in den Medien um sachliche Aufklärung und Warnung vor unbegründeten Ängsten bemüht. An ihnen liegt es nicht, wenn es heißt, Impfgegner verfügten bloß über zu wenig Information. Auch in ärmeren Haushalten wird ferngesehen, und mittels der relativ einfachen in den Medien gepflegten Sprache sind auch bildungsfernere Schichten zu erreichen. Schließlich gibt es Gratiszeitungen.

Versagen der Regierungspolitik

Es spricht nichts dagegen, Ängste von Menschen ernst zu nehmen und auf sie einzugehen. Aber ein Land davon in Geiselhaft nehmen zu lassen, vor allem aus Angst, bei anstehenden Wahlen Stimmen zu verlieren, ist ein Versagen der Regierungspolitik. Der Vorwurf, Österreich könnte ausgerechnet eine Impfdiktatur werden, müsste Sebastian Kurz keine schlaflose Nacht kosten. Dänemark ist auch keine.

Jetzt ist Kurz "alles andere als glücklich" über die Position von FP-Chef Kickl, der sein gutes Immunsystem der Allgemeinheit als ausreichend gegen die Pandemie empfiehlt. Leider hat es seinem Kollegen Haimbuchner nicht geholfen. Ein Mangel an Parteidisziplin, medizinisch wäre es unerklärlich. Nur logisch, dass Haimbuchner bei der Klubklausur in Sachen Pandemie ein "faktenbasiertes Vorgehen" forderte. So hinterfotzig wurde Kickl noch nie attackiert. Jetzt macht er den Bundeskanzler alles andere als glücklich. Das ist aber schon alles, was dem bisher gegen Impfgegner eingefallen ist. Auch er will vor den Wahlen in Oberösterreich nicht anecken. Es musste ein Infektiologe, Christoph Wenisch, kommen, der öffentlich klar aussprach, was zu Kickl zu sagen ist: "Totaler Blödsinn." Vor einem Jahr aus Kanzlermund hätte es auf Impfgegner wirken können. (Günter Traxler, 16.9.2021)