Hier regiert der KRC.

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Marco Grüll im Zweikampf mit Bryan Heynen.

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Farbenspiel auf der Fantribüne vor dem Anpfiff.

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"Spiele werden auf dem Platz entschieden", sagte Rapids Trainer Didi Kühbauer im Vorfeld. Auf diesen Satz hat er kein Copyright, der wurde praktisch von allen Kollegen seiner Zunft getätigt. In diversen Sprachen und nicht nur einmal. Es ist keine philosophische Aussage, aber sie stimmt in ihrer Banalität, Fußball ist vielleicht gar nicht so kompliziert. Der Platz war im konkreten Fall jener im Allianz Stadion, der Bewerb die Europa League, Gruppe H, der Gegner KRC Genk. Der Wert des Kaders der Belgier wird mit 127 Millionen Euro angegeben, jener von Rapid mit 35. Also stellte Kühbauer fest: "Genk steht definitiv ein bisschen über uns." Anderseits, darauf hat er ein Copyright: "Beherzigen wir das, was wir grundsätzlich können, wird es eine offene Partie."

Rapid musste den an der Schulter verletzten Stammkeeper Richard Strebinger vorgeben, aber Paul Gartler ist auch erprobt Der von Admira geholte Jungspund Emanuel Aiwu (20) debütierte im defensiven Mittelfeld. Genk hat eine beachtliche Offensive anzubieten, der 27-jährige Nigerianer Paul Onuachu misst 2,01 Meter, Kopfbälle zählen nicht zu seinen Schwächen. Rapid beherzigte vor 18.400 Zuschauern.

Man kann ja auch kämpfen

Okay, spielerisch und technisch war Genk eher überlegen, aber man kann ja auch kämpfen, grätschen, beißen. Und das taten die Hütteldorfer. Onuachu hatte die erste Chance, nicht mit dem Kopf, es war der Fuß, der Ball ging nur knapp daneben (13.). Offensiv fand Rapid kaum statt. Zuletzt wurde die Zielstrebigkeit im letzten Drittel vermisst, diesmal kam es gar nicht so weit, es war oft im ersten oder zweiten Drittel Endstation. Aber in der Defensive konnten die Angriffe der Gäste gestoppt werden, der 20-jährige Leo Greiml verteidigte im Zentrum famos. Halbzeitfazit: Genk zwar besser (61 Prozent Ballbesitz), aber für ein Tor hat es recht deutlich nicht gereicht. Gartler hatte praktisch nichts zu halten. Rapid wurde nach einer halben Stunde etwas mutiger, aber wirklich nur etwas.

Nach der Pause erzeugten die Belgier gehörigen Druck (viele Corner), Rapid geriet ins Wanken, aber nicht in Panik. Und lauerte auf Konter. Ercan Kara hatte einen (62.), er verzog nur knapp. Kurz davor kamen Thorsten Schick und Dejan Petrovic anstelle von Kelvin Arase und Srdjan Grahovac. Rapid legte an Gefahr zu, schaltete schnell um, dem sehr engagierten Marco Grüll erging es wie Kara (65.).

Segen Videoschiedsrichter

68. Minute: Der Videoschiedsrichter VAR ist ein Segen, er verweigerte Onuachus Treffer die Anerkennung, Passgeber Junya Ito war ganz knapp im Abseits gestanden. 74. Minute: Nächster Doppeltausch, Taxi Fountas um Maximilian Ullmann gingen, Christoph Knasmüllner und Jonas Auer kamen. 92. Minute, also Nachspielzeit: Diesmal zählte das Tor von Onuachu, Passgeber Ito war nämlich nicht im Abseits. Und so wurde es in bitteres 0:1, der Start in die Europa League ist somit missglückt. Genk war eben ein bisschen über Rapid.

Im zweiten Spiel der Gruppe H siegte West Ham United bei Dinamo Zagreb 2:0. Rapid macht am 30. September in London weiter. Als Außenseiter. Bereits am Sonntag steht in der Liga der Besuch bei Meister Red Bull Salzburg an. Das klingt gemein bis grausam. Aber auch dieses Spiel wird auf dem Platz entschieden. (Christian Hackl. 16.9.2021)

Reaktionen:

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): "In der zweiten Hälfte war eine Mannschaft auf dem Platz, wie sie ein Trainer gerne sieht, und dann kriegt man erst eine in die Fress'n. Das tut schon weh. In der ersten Hälfte war Genk besser, aber aufgrund der zweiten Hälfte hätten wir uns ein Unentschieden verdient. Wir hätten am Schluss auch die Chance gehabt, doch leider hat Genk das Tor gemacht, und wir haben uns dabei nicht gut angestellt. Wir haben in der ersten Hälfte zu ängstlich gespielt, Bälle oft zu früh abgespielt. Wir hatten keine Ruhe in unserem Spiel. Dass wir noch nicht dort sind, wo wir letztes Jahr waren, muss man zugeben, aber wir arbeiten an uns."

Maximilian Ullmann (Rapid-Spieler): "Das ist richtig bitter. Es war ein körperbetontes Match. Wenn es unentschieden ausgeht, passt es für beide Mannschaften. Kämpferisch und von der Laufbereitschaft her können wir uns nichts vorwerfen."

Marco Grüll (Rapid-Spieler): "In der ersten Hälfte war Genk ein bisschen besser, in der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht. Wenn man so spät das Tor bekommt, ist das bitter. Es war erst das erste Europa-League-Spiel, jetzt steht wieder die Liga auf dem Programm."

Emanuel Aiwu (Rapid-Spieler): "Es war ein offenes Spiel. Am Schluss war das Glück auf der anderen Seite."

Europa League, Gruppe H, 1. Runde, Donnerstag

SK Rapid Wien – KRC Genk 0:1 (0:0)
Allianz-Stadion, 18.400 Zuschauer, SR Kristo Tohver (EST)

Tor: 0:1 (92.) Onuachu

Rapid: Gartler – Stojkovic, Greiml (83. Wimmer), Hofmann, Ullmann (74. Auer) – Aiwu, Grahovac (58. Petrovic) – Arase (58. Schick), Fountas (74. Knasmüllner), Grüll – Kara

Genk: Vandevoordt – Munoz, Cuesta, Lucumi, Arteaga – Thorstvedt, Heynen, Eiting (92. McKenzie) – Ito, Onuachu, Bongonda (46. Tresor)

Gelbe Karten: Ullmann, Aiwu, Greiml, Knasmüllner, Schick, Petrovic bzw. Munoz, Onuachu